Bund Deutscher PfadfinderInnen
Dieser Artikel behandelt den Bund Deutscher PfadfinderInnen (BDP mit großem D). Es gibt auch den Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP mit kleinem d). |
Der Bund Deutscher PfadfinderInnen bezeichnet sich heute selbst als antifaschistischer, antirassistischer, multikultureller, innovativer, basisdemokratischer, selbstbestimmter, keiner Partei und Erwachsenenorganisation angeschlossener Jugendverband. Es ist unter den Pfadfinderverbänden sehr umstritten, ob der heutige Bund Deutscher PfadfinderInnen noch als Pfadfinderverband gelten kann, da er wesentliche Elemente der Pfadfinderarbeit wie Gesetz, Versprechen und die kleine, sich selbstorganisierende Gruppe zugungsten offener Jugendarbeit und Jugendpflege aufgegeben hat.
Der BDP ist nicht mehr Mitglied des Weltpfadfinderverbandes (WOSM).
Geschichtlicher Abriss
Bereits 1945 werden trotz alliierter Verbote in Deutschland freie neue Pfadfindergruppen gegründet, zum Teil von Altpfadfindern aus der Zeit vor 1933 die Bündisch geprägt sind oder von Jugendführern, die häufig in der Hitlerjugend sozialisiert wurden und einen anderen Stil vertraten. In Abhängigkeit von der Jugendpolitik der Besatzungsmächte bezeichnen sich die Gruppen als Pfadfinder oder müssen sich z.B. in der Französichen Zone zunächst andere Bezeichnungen geben.
Im Dezember 1945 rief Alexander Lion über den Rundfunk alle früheren Pfadfinderführer auf, sich bei ihm zu melden. Es kam zu Gründung einzelner Pfadfindergruppen, die von den Militärregierungen sehr unterschiedlich behandelt wurden: in der US-Zone werden sie unterstützt, in der französischen und sowjetischen Zone sind sie verboten und in der britischen Zone dürfen sie sich zunächst nicht Pfadfinder nennen.
Vom 4. bis 6. Mai 1948 wurde auf Betreiben der britischen Militärregierung in Barsbüttel eine Konferenz abgehalten. Dabei kam es zu Kontroversen zwischen den wiederentstandenen konfessionellen Pfadfinderbünden und den interkonfessionellen Bünden, die sich Freie Pfadfinder nennen und noch auf der Konferenz zum Bund Freier Pfadfinder Deutschlands zusammenschließen, aus dem im Dezember 1948 in Karlsruhe der Bund Deutscher Pfadfinder wird. Im Mai 1949 wird Kajus Roller zum Bundesfeldmeister gewählt.
Gründungs- und Konsolidierungsphase 1948-1961
- 1948 wurde der Bund Deutscher Pfadfinder als klassischer Pfadfinderbund gegründet.
- 1950 bildet der BDP gemeinsam mit CPD und DPSG den Ring deutscher Pfadfinderbünde (RdP) der von der WOSM als nationales Mitglied anerkannt wird.
- 1950 1. Bundeslager in Oberegg.
- Die Bestrebungen den BDP in einen einheitlichen Pfadfinderverband zu wandeln führen zu ernsten Spannungen zwischen den bündischen und scoutistischen Flügeln und zu Austritten. Bisher war es den Gruppen möglich freiwillig zusammenzufinden, sie konnten sich nach ihren unterschiedlichen Wurzeln, bündischen oder scoutistischen zusammenschließen und organisieren und so die gemeinsame Mitgliedschaft in einem Bund akzeptieren. Die Neuordnung des BDP führte jedoch dazu, dass Stämme und ganze Gaue von oben administrativ Landesmarken zugeordnet wurden, denen sie nicht angehören wollten oder Gaue auseinandergerissen wurden:
- 1955 verläßt die Freie Pfadfinderschaft Schleswig-Holstein den BDP
- 1956 Austritt der Pfadfinderschaft Grauer Reiter
- 1956 schließt sich die Bündische Pfadfinderschaft Berlin dem BDP an, einige Gruppen treten dem DPB bei.
- 1958 Austritt des Pfadfinderbund Großer Jäger
- 1960 Austritt des Pfadfinderbund Nordbaden
- 1961 tritt Kajus Roller als Bundesfeldmeister des BDP zurück, sein Nachfolger wird Pfarrer Jochen Senft. Jochen Senft betreibt die Pädagogisierung des BDP und legt damit die Basis für die spätere Politisierung des Bundes. Er schafft auch Begriffe wie Feldmeister ab.
Politisierungsphase und Zerfall des BDP 1961-1971
- 1963 die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pfadfinderbünde (AG) bestehend aus Deutscher Pfadfinderbund, Pfadfinderbund Großer Jäger, Pfadfinderschaft Grauer Reiter, Pfadfinderbund Nordbaden und später auch dem Bund deutscher Jungenschaften wird gegründet. Sie führt bis 1966 Gespräche mit dem BDP mit dem Ziel der Wiedervereinigung der interkonfessionellen Pfadfinderbünde.
- 1966 Jochen Senft tritt im November vorzeitig und in Abwesenheit zurück. Dessen Pädagogisierung hat zu großen Spannungen im Bund geführt. Moritz von Engelhardt wird zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Er versucht die zunehmende Polarisierung aufzuhalten.
- 1967 verabschiedet das Bundesthing einstimmig die Wolfshauser Erklärung in der neben klassischen Formen der Pfadfinderarbeit auch musische und politische Bildung, sozialer Einsatz und Koedukation gleichberechtigt festgeschrieben werden.
- 1968 Teile des Bundes politisieren sich im Zuge der Studentenbewegung. Auf einer Führerausbildung initiieren 140 Teilnehmer spontan eine Demonstration gegen den Dutschke-Anschlag. Dagegen wird von traditionellen Gruppen mit dem Slogan Pfadfinder unter roten Fahnen Stimmung gemacht. Die Spannungen mehren sich zwischen den traditionell an den Pfadfindermethoden ausgerichteten Stämmen und Landesverbänden, die sich 1969 zur Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen und den sich politisch sehr links orientierten, eher antiautoritäreren Gruppen.
- 1970 Das Internationale Pfadfinderbüro (heute WOSM) droht mit der Suspendierung der deutschen Pfadfinder aus dem Weltverband. Die Ringpartner suspendieren darauf hin den BDP aus dem Ring.
- 1970 erste Stämme und Landesverbände treten aus und bilden zusammen mit dem DPB und anderen Pfadfinderbünden wie DPB-Westmark den DPV. Der DPB verläßt bald darauf wieder den DPV.
- 1971 spaltet sich der BDP endgültig. Die Mehrzahl der traditionelleren Stämme, die sich zur Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben treten nach knapp verlorener Vorstandswahl aus und bilden den Bund der Pfadfinder (BdP). Der BDP richtet sich daraufhin neu aus und schafft Kluft, Führungsprinzipien, Gesetz und Versprechen ab. Damit kollidiert der Bund mit den Statuten der WOSM. Als Folge konstituiert sich der RdP als Ring deutscher Pfadfinderverbände ohne BDP - aber nun mit dem BdP - neu. Der BDP verliert dadurch seine WOSM-Mitgliedschaft.
Neuausrichtung des BDP als sozialistischer Jugendverband von 1972 bis heute
- 1972 gründete der BDP gemeinsam mit dem vorher aus dem Ring junger Bünde ausgeschiedenen Ring Bündischer Jugend den Bund Demokratischer Jugend (BDJ), der 1973 gemeinsam mit dem Ring deutscher Pfadfinderverbände in den Bundesjugendring aufgenommen wird.
- 1972/73. Der BDP versteht sich mehrheitlich als jugendpolitischer Verband.
- Ab 1975 wendet sich der Verband neuen pädagogischen Konzepten zu und engagiert sich u.a. im Bereich Jugendzentrumsbewegung, autonome Schülergruppen, Hausbesetzer-Bewegung und Dritte-Welt-Arbeit .
- 1976 zwischen Bund Deutscher Pfadfinder und Ring Bündischer Jugend treten zunehmend Spannungen auf weil der RBJ zunehmend linksradikale Tendenzen aufweist. Der Ring Bündischer Jugend scheidet schließlich aus dem Bund Demokratischer Jugend aus, der BDP führte dagegen weiterhin den Namen Bund Deutscher Pfadfinder im Bund Demokratischer Jugend.
- 1977/78 BDP-Delegation in die DDR. Es folgt die Aufnahme offizieller Beziehungen zur Freien Deutschen Jugend (FDJ) [1].
- 1988 Der BDP Main Taunus nimmt am Meißnerlager teil. Wegen der Verteilung von Kondomen mit der Beschriftung Allzeit Bereit gibt es Konflikte mit christlichen Bünden.
- 1991 Der Bund Deutscher Pfadfinder benennt sich in Bund Deutscher PfadfinderInnen um
- Bis heute engagiert sich der BDP unter anderem in den Bereichen: betreutes Jugendwohnen, Ausbildungsprojekte, Kinderhäuser, Schüler/innenläden, Jugendbildungsstätten, Spielmobile, Abenteuerspielplätze, Gemeinwesenarbeit, Jugendzentren und Jugendcafés, Kinder- und Jugendtheater, Musikgruppen, Konzertveranstaltungen, Wohntrainingsgruppen für Behinderte, Integrationsprojekte, Frauen- und Mädchenprojekte, Kinder- und Jugendgruppenarbeit, Internationale Begegnungen, Erlebnispädagogik.
Landesverbände
Der BDP untergliedert sich zur Zeit in 14 Landesverbände:
- LV Baden-Württemberg [2]
- LV Bayern
- LV Berlin [3]
- LV Brandenburg
- LV Bremen [4]
- LV Hamburg [5]
- LV Hessen [6]
- LV Mecklenburg-Vorpommern
- LV Niedersachsen [7]
- LV Nordrhein-Westfalen
- LV Rheinland-Pfalz [8]
- LV Schleswig-Holstein [9]
- LV Sachsen Anhalt
- LV Thüringen [10]
Weblinks
Literatur
- Reinhard Schmoeckel, Strategie einer Unterwanderung - Vom Pfadfinderbund zur revolutionären Zelle, Günter Olzog Verlag, München - Wien 1979, ISBN 3789271411
- Herbert Swoboda, Pascale Kessler, Pfadfinder. Das Handbuch für alle Fälle, Loewes Verlag, Bindlach 2000, ISBN 3785535759
- Diethelm Damm, Horst Mekelburg, Selbstbestimmen macht Spass: Neues aus einem ungewöhnlichen Jugendverband, Jugend und Politik, 1981, ISBN 3882030690