Bündisch und Scoutistisch

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Erläuterung

Im deutschsprachigen Raum fällt eine deutliche Abgrenzung zwischen bündischen und scoutistischen Bünden/Verbänden, durch die Verschmelzung beider Ideenwelten, oft sehr schwer: es existiert ein breites Spektrum unterschiedlicher Gewichtungen. Dieser Artikel versucht, beide Pole mit ihren jeweils ureigenen Elementen näher zu beschreiben. Die jeweils andere Ideenwelt zu verstehen bildet die Grundlage gegenseitiger Akzeptanz.

Außerhalb des deutschsprachigen Raumes ist das Bündische jedoch unbekannt oder fremd. Der Scoutismus bildet die gemeinsame Grundlage der weltweiten Pfadfinderbewegung.

Bündisch bezeichnet eine besondere Form des Zusammenlebens in Gruppen oder eben Bünden im deutschsprachigen Raum. Der Versuch, diesen Begriff vom Scoutismus zu trennen, gelingt oft nur auf einer philosophischen Ebene. Das Pfadfinderische beruht dabei auf Kameradschaft und damit auf der Vernunft, während das Bündische auf der Freundschaft als engerer Beziehungsebene und damit auf der Emotion beruht. Eine Konsequenz daraus lautet, dass Pfadfinder auch dann zusammenarbeiten können, wenn sie nicht befreundet sind bzw. sich neutral gegenüber stehen, während sich bündische Gruppen von einem solchen Mitglied trennen; sogar trennen müssen, um ihr Ideal zu leben.

Bündische bilden häufig seedukative (gleichgeschlechtliche) Gruppen, die sich in Freundschaft verbunden fühlen und sich in ihrer Zusammensetzung kaum ändern. Ein Stufenwechsel, wie er bei Pfadfindern üblich ist, ist dadurch nur schwer denkbar. Auf der anderen Seite waren die ersten koedukativen Pfadfindergruppen in Deutschland bündische geprägte Gruppen. Neu "gekeilte" Mitglieder lernen von den anderen, wobei der Führer meist ein primus inter pares, also der "Erste unter Gleichen" ist. Beim Verlassen der Gruppe (oder Auflösung derselben) begründen meist einige Mitglieder neue Gruppen.

Das alles schließt nicht aus, dass solche bündische Gruppen einen größeren Bund mit gemeinsamen Formen ("Kluft", Liedgut, Traditionen) bilden. Ein solcher Bund neigt dazu, selten wesentlich mehr als 200 Mitglieder zu haben, damit jeder noch jeden kennen kann. Die meisten Pfadfinderbünde sind jedoch keine durch persönliche Beziehungen gewachsenen Lebensbünde nach bündischem Ideal, sondern eher Interessen-/Funktionsverbände (im Aufgabenfeld der Jugendpflege).

Exkurs: bündische Geschichte

Die Ideenwelt des Scoutismus ist von Robert Baden-Powell in seinem Buch Scouting for Boys klar und eindeutig umrissen worden und liegt jedermann zur Einsichtnahme vor. Ein vergleichbar grundlegendes Werk gibt es für die Ideenwelt des Bündischen nicht, so dass es eines kleinen historischen Exkurses bedarf um sie richtig einzuordnen:

Die bündische Phase (1918-1933)

Bündisch sein, ist untrennbar mit dem Begriff der deutschen Jugendbewegung verbunden. Nachdem sich Wandervogel und Pfadfinderbewegung vom - erst durch Kriegsfreiwillige enthusiastisch unterstützten - 1. Weltkrieg erholten (sehr viele Führungspersönlichkeiten waren gefallen), begann die so genannte "Bündische Phase" der Jugendbewegung von 1918-1933:

Den Mitgliedern der Jugendbewegung reichte es nach 1918 nicht mehr, nur ihre Jugend gemeinsam zu verleben. Es bildete sich der Willen, die gesamte Gesellschaft zu verändern: Man stebte nun ritterliche Ideale an, denen jeder Einzelne auch im Erwachsenenalter anhängen sollte. So entstand die Begrifflichkeit eines "Lebensbundes", der nicht mit dem Erwachsenwerden endet, sondern das ganze Leben einbezieht. Viele Bünde sahen das Bestehen eines Lebensbundes als in koedukativen Bünden (die es vorher im Wandervogel schon manchmal gab) schwer verwirklichbar und die Orientierung richtete sich mehr auf eine geschlechtsgetrennte Arbeit.

In der Folge kam es zu einer starken Durchdringung von bündischen und scoutistischen Elementen (siehe unten). Auch bündische Pfadinder sind seitdem keine Seltenheit und die Grenzen verwischten so sehr, dass viele der Meinung waren, dass sie im Prinzip das selbe machten. 1925 kam es mit dem Zusammenschluss eines Pfadfinderbundes und eines Wandervogelbundes zur Gründung des Bund der Wandervögel und Pfadfinder (BdWuP), der sich später Deutsche Freischar nannte. In diesem Bund gelang es verschiedenste Zielsetzungen mit gemeinsamen Formen (Kleidung, Fahrtentechnik, Fahrt, etc.) zu verbinden. Gruppen, die sich diesem Konzept nahe fühlen oder wesentliche Elemente des Bündischen übernommen haben bezeichnen sich seitdem als bündisch.

Gegen 1929 kamen Jungenschaften auf, die wiederum das Verständnis des Lebensbundes ablehnten und eher einem sogenannten "Jugendreich" (einer eher geschlossenen Gegenwelt im Jugendalter) anhingen. Die Jungenschaftbewegung brachte Elemente wie die Kohte, Jurte und Jungenschaftsjacke in die deutsche Jugendbewegung ein.

Die bündische Bewegung erstarb mit den Verboten durch das nationalsozialistische Regime die ab 1933 ausgesprochen wurden; spätestens mit der Aktion Zerschlagung bündischer Reste (etwa 1936), im Rahmen derer z.B. Robert Oelbermann inhaftiert wurde. Die Einzelnen blieben aber oft ihren Idealen im Verborgenen treu.

Verbot der Bündischen Jugend

Zeitungsartikel: Verbot der Bündischen Jugend

Zeitungsartikel aus den "Leipziger Neuesten Nachrichten" Nr. 209 vom 28. 7.1939:

Das Verbot der bündischen Jugend Der Reichsführer SS und Chef der Dt. Polizei im Reichsministerium des Innern hat durch eine im Deutschen Reichs- und Preußischen Staatsanzeiger vom 20. Juli 1938 veröffentlichte Verordnung das Verbot der bündischen Jugend neu gefaßt. Hiernach ist die Fortführung der bündischen Jugend (Deutsche Freischar, Freischar junge Nation, Großdeutscher Bund, Deutsche Jungenschaft vom 1.11., Deutsche Jungentrucht, Oesterreichisches Jungenkorps, Graues Korps, Nerother Bund, Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg, Reichsschaft deutscher Pfadfinder, Deutscher Pfadfinderbund, Oesterreichischer Pfadfinderbund, Christliche Pfadfinderschaft, Deutsche Pfadfinderschaft, St. Georg-Pfadfinderkorps, Quickborn-Jungenschaft, Deutschmeister-Jungenschaft, Stromkreis, Grauer Orden, Freischar Schill und Eidgenossen, Bündischer Selbstschutz, Navajo usw.) untersagt. Wer es unternimmt, den organisatorischen Zusammenhalt einer früheren bündischen Vereinigung aufrecht zu erhalten oder eine neue bündische Vereinigung zu bilden, insbesondere wer auf andere Personen durch Weitergeben von bündischen Schrifttums, Liederbüchern, u. dergl. in diesem Sinne einwirkt oder wer bündische Bestrebungen in anderer Weise unterstützt, wird gemäß §4 der Verordnung des Reichspräsidenten von Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 (RGBl. I, Seite 83) bestraft.

Der Wandervogel und die Bündischen

Fünfzig Jahre deutsche Jugendbewegung / Von H. Schierer (aus: DIE ZEIT, 8. 9. 1949, Nr. 36)

Vor fünfzig Jahren unternahm der Schüler-Stenographenverein zu Berlin-Steglitz unter Führung einiger. Primaner, darunter der Schöpfer des „Wandervogel, Karl Fischer, eine Fahrt in den Böhmerwald. Das Erlebnis dieser Fahrt führte zur Gründung des "Wandervogel", der zum Ausgangspunkt der deutschen Jugendbewegung wurde. Ein halbes Jahrhundert liegt in diesen Wochen zwischen jenem Aufbruch der Jungen und den Jugendzeltlagern, denen wir heute wieder in allen deutschen Landschaften begegnen. Die ersten Formen des Jugendlebens zu Beginn unseres Jahrhunderts lehnten sich an die Gebräuche der mittelalterlichen Fahrenden Schüler und der Landstreicher an. „Fahrende Scholaren" hieß der von Karl Fischer nach der Böhmerwaldfahrt gegründete Bund. Ihre Sprache war der Kundenjargon der Landstraßen. Wenn man abends vom "Tippeln" oder "Klotzen" müde war, suchte man sich eine "Bleibe", um zu "pennen". Kundenkonvent hieß ihre Zusammenkunft. Mit Protesten und Verboten begleiteten die Steglitzer Bürger diese Entwicklung. Pfarrer, Lehrer und Professoren von Ruf, die in der jungen Bewegung die Träume ihrer eigenen Jugend verwirklicht sahen, stellten sich als „Eufrat" (Eltern und Freundesrat) schützend vor sie und schoben die Bedenken der Eltern beiseite.

Der 1901 für die junge Bewegung gefundene Name "Wandervogel" charakterisiert ihr Wesen. Sie hatte keine festen Ziele, sie hatte den Willen zum Schweifen, Schauen, Erleben und Freisein — alle anderen angeblichen Ziele wie Abstinenzlertum, Militarismus und Antimilitarismus, Nationalismus und Internationalismus, Lebensreformer, Nacktkultur, Homosexualität sind ihr später, meist von ihren Gegnern, untergeschoben worden. Die Wandervögel suchten den Ausweg aus der Sackgasse der Zivilisation, aus Lüge und Heuchelei.

Die ersten Wandervogel-Führer zogen als Studenten in Universitätsstädte, wo sie neue Ortsgruppen gründeten. Die Idee, die sich gegenüber dem ursprünglich rauhen urburschenschaften Pachantentum verfeinert hatte, zog alle Kreise der Jugend an. Die anfängliche Exklusivität, die den Bund auf höhere Schulen beschränkte, fiel. „Der gesamten deutschen Jugend soll der "Wandervogel" zugänglich sein, war 1911 verkündet worden. Und alle Jugendorganisationen der Vereine, Parteien und Konfessionen, legten Wert darauf "zur Jugendbewegung gezählt zu werden. Sie kopierten die Trachten, sangen die vom „Wandervogel wiederentdeckten alte Volkslieder, spielten „Klampfe", nannten ihre Heime „Nest", enthielten sich des Tabaks und Alkohols. Dabei waren alle diese Dinge doch nur Äußerlichkeiten, die wenig über das Wesen der Jugend aussagten, die im Grunde ziellos war: „Unser Ziel ist die Mannigfaltigkeit des Lebens.

Die zehn Jahre zwischen Gründung des "Wandervogel" und dem ersten Weltkrieg brachten Neugründungen von Bünden und Aufspaltungen der alten. Die Gründe hierfür waren kaum prinzipieller Natur, oft nur persönlich oder regional bedingt. Wenn es jedoch um das Grundprinzip der jugendlichen Freiheit ging, herrschte Einigkeit unter den Bünden. Als 1913 die Hundertjahrfeier der Völkerschlacht bei Leipzig mit Aufmärschen patriotischer Bürgervereine, Militärmusik und lauten Reden der Selbstbeweihräucherung vorbereitet wurde, setzten die Bünde ihr eigenes Fest auf dem Hohen Meißner bei Kassel dagegen, wo sie ihre Einigung mit der Formel einleiteten: "Die freideutsche Jugend will ihr Leben in innerer Wahrhaftigkeit selber gestalten. Für diese Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein." Doch der erste Weltkrieg verhinderte die organisatorische Einigung. Von 12 000 "Wandervogel"- Soldaten fielen 7000, darunter fast die gesamte Führerschaft.

Die zweite Phase der Jugendbewegung begann in der frühen Nachkriegszeit. Jugendbünde aller Richtungen schossen wie Pilze aus dem Boden, Gruppen "wilder Wandervögel" brachten die Bewegung in Verruf. Einige Wandervogel- und Pfadfinderbünde, die sich, der Meißnerformel getreu, von allen Zweckbestrebungen freimachten, wurden spöttisch die "Bündischen" genannt und von "rechts" und "links" und von den Konfessionen bekämpft. "Den Rechtsstehenden waren sie zu liberal, zu pazifistisch und des Internationalismus verdächtig wegen ihrer Beziehungen zu den Boy-Scouts und anderen ausländischen Jugendorganisationen. Die Linke dagegen tadelte die Bündischen als "bürgerliche Reaktionäre", da der Auslesecharakter der Bünde und ihr geistiges Niveau den Durchschnittsvolksschüler und Arbeiter aus ihren Reihen ausschloß. Sie warfen ihnen ihr zuchtvolles Auftreten und die alten Soldatenweisen ihres Liederschatzes als Militarismus vor. "Trotz der Widerstände eroberte sich die Jugendbewegung Schlüsselstellungen in der Pädagogik, den sozialen Berufen, im Buchhandel und Verlagswesen und in der Jugendpflege.

1933 hatte sie der deutschen Jugend aller Richtungen ihren Stempel aufgedrückt. Unter der Drohung ihrer Auflösung durch den Nationalsozialismus schlossen sich die verschiedenen Richtungen zusammen, doch entgingen sie damit nicht ihrem Schicksal. Soweit die Bünde nicht ihre Selbstauflösung vorzogen, wurden sie von der HJ übernommen, doch sie blieben ein Fremdkörper. In periodischen Abständen setzten Verfolgungen der "Bündischen in der Hitlerjugend ein, bis die Jugendbewegung von einst ihr Ende gefunden hatte.

Doch das war nur ein Ende nach außen: Ohne den Wandervogel und die Bündischen ist heute kein Jugendleben denkbar. Inhalt, Form und Requisiten gehen auf sie zurück. Was die Jugend vor dem ersten Weltkrieg entdeckte und schuf, das hat die Jugend von heute sich zu eigen gemacht; Jugendherbergen, Volkstänze, das Zelten, den unbefangenen Umgang von Jungen und Mädchen und die Begegnungen mit ausländischer Jugend.

1945 bis heute

Nach dem 2. Weltkrieg wurden bündisch geprägte Jungenschaften, Wandervogel und Pfadfinderbünde wieder- oder neugegründet (Beispielsweise der Nerother Wandervogel oder die CPD). Das Bündische erreichte aber nicht mehr die in der Zeit von 1918-1933 bestehende prägende Ausstrahlung auf die Gesamtheit der deutschsprachige Jugend.

Die viele bündische Gruppen sehen - früher wie heute - eine untereinander verbindende Gemeinsamkeit in der Meißner-Formel.

Bündisch contra Scoutismus

Die Beziehungen zwischen Bündisch (Jungenschaftlich) und Scoutismus hat Olaf Schwencke, Pinneberg in "Briefe an die Führerschaft" (die damalige Führerzeitschrift des BDP) im Dezember 1959 sehr treffend und exemplarisch für die deutsche Pfadfinderbewegung formuliert, wenn auch die Darstellung des Scoutismus einseitig in etwas Unselbstständiges, Gleichmacherisches verzerrt ist, das nicht der scoutistischen Grundidee entspricht, sondern nur einer bestimmten Fraktion im BDP dieser Zeitstellung:

"[...]Unser Pfadfinderbund lebt aus der Überlieferung der Formen des weltweiten Pfadfindertums Baden-Powells und denen der Jugendbewegung. Extrem formuliert: Aus dem Scoutismus und dem Jungenschaftlichen. Beide sind 'Antithesen' und müssen zur fruchtbaren Synthese vereint werden. De Frage ist, wie es geschieht! Bekanntlich gibt es - oder gab es - in unserem Bund Gruppen, die zwar äußerlich Pfadfinder waren, aber doch auf ihre Art im wesentlichen im Stil von Jungenschaften lebten und sich in die Formen des größeren Bundes nicht fügen konnten. Ich meine den 'Grauen Reiter', der mit gestalteten Lagern, Großfahrten und einer fruchtbaren musischen Arbeit mit Werken und eigenem Liedgut eine geistige Linie nach 1945 fand. Dass in ihren Reihen Bewegung war, zeigte sich darin, dass ihre 'Linie' in ihrem reichen Schrifttum, in jungenhafter Sprache geschrieben, auch andere, landesmarkfremde Stämme und Sippen begeisterte. Dass sie durch Aufnahme dieser Gruppen in ihren Gau, der in Süddeutschland lag, die Gliederung der größeren Gemeinschaft des Bundes in Unordnung brachte, machte aber wieder deutlich, dass ihnen ihre geistige Linie vor dem Pfadfindergesetz zu stehen schien. Aber auch das andere Extrem gibt es: Die Pfadfinderstämme, für die es scheinbar nie eine Jugendbewegung gegeben hat! Für sie gibt es keine 'große Fahrt', sondern nur das programmmäßige Lager. Das Lager, das aus Ländern, die nie eine Spur von Jugendbewegung kannten, eingeführt ist, ist das Prinzip der Jugendpflege, während die Jugendbewegung zur Fahrt drängt. Für sie gibt es auch kein schöpferisches Gestalten im Werken und Laienspiel - dafür aber immer neue Knoten; keine morgendliche Pirsch, sondern ein Marschieren im Gleichschritt durch den Wald - und wenn man alles beherrscht, gibt es badges, badges. - (Ich stütze meine Angaben auf den selbst gedrehten Film einer Gruppe unseres Bundes.) Ihre Führer sind vielleicht Bundeswehroffiziere, die noch nicht wissen, dass der Bund Deutscher Pfadfinder aus dem Stadium des Scoutismus von vor 1914 heraus ist. [...]"

Im deutschsprachigen Raum kann man daher nicht mehr zwischen Verbänden trennen, die eine pure Herkunft aus der deutschen Jugendbewegung haben, und Verbänden, die den Ideen Baden-Powells in "reiner" Form (sogenannter Scoutismus) anhängen. Beide Richtungen und Ideenwelten haben sich gegenseitig befruchtet und durchdrungen. Sieht man "bündisch" (jungenschaftlich) und "scoutistisch" als gegenüberliegende Endpunkte einer Skala, so kann man bei vielen Verbänden eine gewisse Tendenz benennen. Sie lassen sich als "bündisch", "eher bündisch", "eher scoutistisch" oder "scoutistisch" einordnen. Um die Unterschiede beider Ausrichtungen zu verdeutlichen, sind hier den "bündischen" Elementen "scoutistische" Elemente gegenübergestellt:

Bündische Elemente

Die nachfolgenden Elemente, Formen und Äußerlichkeiten charakterisieren bündische Gruppen. Natürlich kommt es zu unterschiedlichen Gewichtungen einzelner Elemente.

  • Bündisch-Sein als Selbstzweck zur individuellen Persönlichkeitsbildung.
  • Die Basis ist Freundschaft.
  • Die Kleidung ist rustikal: Lederhose oder auch Zunfthose, Jungenschaftsjacke (oft achteckiges) Barett: Sie repräsentiert das Aufbegehren gegen Strenge und Enge.
  • Traditionelle Technik und Ausrüstung, z.B. Verwendung von Schwarzzelten und Affen, als bewusste Abgrenzung gegenüber anderen Arten von Jugendgruppen.
  • Aktionsschwerpunkt (Inhalt) ist die Fahrt. Erst danach kommen Tippel und Lager.
  • Ausrichtung auf eine Gemeinschaft/Verbundenheit für das ganze Lebensalter (Lebensbund).
  • Beginnt erst im Jugendalter (ca. ab 10 Jahren). Es kann nicht jeder Mitglied werden, es gilt das Auswahlprinzip z.b. Keilen (Passt der/die zu uns?).
  • kleine geschlechtshomogene "Horten" oder "Fähnlein" die gemeinsam "alt" werden.
  • Prinzip "Jugend führt Jugend": der Gruppenführer, der primus inter pares ist oft nur wenig älter als die Gruppenmitglieder.
  • Romantischer, musischer Schwerpunkt (bündische Liedschöpfer).
  • Ausrichtung an der Meißner-Formel.

Scoutistische Elemente

Die nachfolgenden Elemente, Formen und Äußerlichkeiten charakterisieren scoutistische Gruppen. Natürlich kommt es zu unterschiedlichen Gewichtungen einzelner Elemente.

  • Die Pfadfinderei ist eine Erziehungsmethode.
  • Die Basis ist Kameradschaft.
  • Die Kleidung ist die Kluft. Sie repräsentiert Ordnung, Homogenität und überbrückt Klassen- sowie Standesunterschiede.
  • Pfadfinder entwickeln und adaptieren auf die Bedürfnisse abgestimmte Techniken, z.b. Verwendung von Weißzelten oder Iglus
  • Aktionsschwerpunkt ist das Lager. Erst danach kommen Hike und Fahrt
  • Ausrichtung auf Gruppen mit Stufenwechsel, danach scheiden die Mitglieder aus oder finden sich in speziellen Gruppen (Sippen) für Ältere.
  • Pfadfinderisches wird als Erziehungsmethode für Kinder (ca. ab 7 Jahren) und Jugendliche eingesetzt. Es kann jeder Mitglied werden.
  • Wechsel zwischen Klein- und Großgruppe.In Deutschland sind die Gruppen in manchen Bünden koedukativ. Stufenwechsel, älter werdender Mitglieder in eine neue, ältere Gruppe.
  • Junge erwachsene erziehen Kinder und Jugendliche zur Selbstständigkeit.
  • Schwerpunkt liegt in der jeweiligen Orientierung (z.B. Religion, Seefahrerei).
  • Ausrichtung am Pfadfindergesetz.

Weblinks