Thing: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Der ursprünglich von den Wandervögeln im Rausch einer ''Deutschtümelei'' wiederentdeckte Begriff '''Thing''' hat bei den Pfadfindern im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition, gerät aber leider immer mehr in Vergessenheit. Thing werden heute gerne durch weniger bedeutungsschwangere Bundestreffen ersetzt. | |
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− | + | Das ''Thing'' im ursprünglichen Sinne war ein Ratstreffen und Gericht, ähnlich einem Parlament, in vorchristlicher Zeit im germanischen und nordischen Sprachraum. Ein ''Thing'' wurde unter freiem Himmel, oft an einem besonderen (heiligen) Ort unter Vorsitz des Höchsten oder Ältesten (z.B. Königs, Stammesoberhaupt) abgehalten. In Island kann man noch einen echten ''Thingplatz'' besichtigen. Bei einem Thing trafen sich alle volljährigen und freien Männer, oft sogar ganze Volksgruppen, um sich zu beraten. In einer Gesellschaft, in welcher Missverständnisse zu rollenden Köpfen führen konnten, war es wichtig, selbige gar nicht erst aufkommen zu lassen. Deshalb sendeten die einzelnen Gruppen und Stämme Botschafter aus, um einfach nur Fragen zu stellen. Man wollte wissen, wie die anderen die zu verhandelnden Dinge sahen. Man wartete oft viele Tage lang bis die Botschafter zurück kehrten, um alles zu berichten. Und erst als jeder ganz genau wusste, was der andere denkt, setzte man sich zusammen, um miteinander zu sprechen und zu verhandeln. Erst als sicher war, dass alle vom selben sprechen, fing man an, zu diskutieren. | |
− | + | Dieses System des ''"Zuerst Verstehens dann Redens und Urteilens"'' beflügelte die Pfadfinderbewegung in den 20er Jahren. | |
− | + | Der Autor J.R.R. Tolkien bediente sich ebenfalls des Begriffs ''Thing'', was besonders nach der Verfilmung seines Romans [http://www.de.wikipedia.org/Herr_der_Ringe Der Herr der Ringe] zu Missverständnissen führt. | |
− | + | ==Thingordnung== | |
+ | Ein ''Thing'' folgt immer einem Ehrenkodex, der sich in einer Art Thingordnung wiederspiegeln läßt, die heute meist etwas freier gesehen wird. Ein Thing findet an einem besonderen Ort statt, dessen ''Heiligkeit'' geachtet und nicht besudelt wird. Während eines Things herrscht ''Thingfriede'', d.h. alle äußeren Streitigkeiten sind mindestens für die Dauer des Things beigelegt. Einem Thing geht das Gespräch voraus. Jeder weiß so genau, worum es geht. Die Teilnahme ist Pflicht. Die Beschlüsse des Things sind bindend. | ||
==Bundesthing in der [[DPSG]]== | ==Bundesthing in der [[DPSG]]== |
Version vom 14. Mai 2007, 15:25 Uhr
Unter Thing (þing) oder Althing versteht man heute, in Anlehnung an das historische Vorbild, ein Treffen oder eine Zusammenkunft von Pfadfindern, Bündischen, Wandervögeln oder Jungenschaftlern, dem eine wesentliche Bedeutung zugemessen wird. Meist geht es darin um Führungsangelegenheiten und wichtigste Entscheidungen. Ein Thing folgt immer einem Ehrenkodex und die dort gefassten Beschlüsse sind bindend. Der ursprünglich von den Wandervögeln im Rausch einer Deutschtümelei wiederentdeckte Begriff Thing hat bei den Pfadfindern im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition, gerät aber leider immer mehr in Vergessenheit. Thing werden heute gerne durch weniger bedeutungsschwangere Bundestreffen ersetzt.
Herkunft
Das Thing im ursprünglichen Sinne war ein Ratstreffen und Gericht, ähnlich einem Parlament, in vorchristlicher Zeit im germanischen und nordischen Sprachraum. Ein Thing wurde unter freiem Himmel, oft an einem besonderen (heiligen) Ort unter Vorsitz des Höchsten oder Ältesten (z.B. Königs, Stammesoberhaupt) abgehalten. In Island kann man noch einen echten Thingplatz besichtigen. Bei einem Thing trafen sich alle volljährigen und freien Männer, oft sogar ganze Volksgruppen, um sich zu beraten. In einer Gesellschaft, in welcher Missverständnisse zu rollenden Köpfen führen konnten, war es wichtig, selbige gar nicht erst aufkommen zu lassen. Deshalb sendeten die einzelnen Gruppen und Stämme Botschafter aus, um einfach nur Fragen zu stellen. Man wollte wissen, wie die anderen die zu verhandelnden Dinge sahen. Man wartete oft viele Tage lang bis die Botschafter zurück kehrten, um alles zu berichten. Und erst als jeder ganz genau wusste, was der andere denkt, setzte man sich zusammen, um miteinander zu sprechen und zu verhandeln. Erst als sicher war, dass alle vom selben sprechen, fing man an, zu diskutieren.
Dieses System des "Zuerst Verstehens dann Redens und Urteilens" beflügelte die Pfadfinderbewegung in den 20er Jahren.
Der Autor J.R.R. Tolkien bediente sich ebenfalls des Begriffs Thing, was besonders nach der Verfilmung seines Romans Der Herr der Ringe zu Missverständnissen führt.
Thingordnung
Ein Thing folgt immer einem Ehrenkodex, der sich in einer Art Thingordnung wiederspiegeln läßt, die heute meist etwas freier gesehen wird. Ein Thing findet an einem besonderen Ort statt, dessen Heiligkeit geachtet und nicht besudelt wird. Während eines Things herrscht Thingfriede, d.h. alle äußeren Streitigkeiten sind mindestens für die Dauer des Things beigelegt. Einem Thing geht das Gespräch voraus. Jeder weiß so genau, worum es geht. Die Teilnahme ist Pflicht. Die Beschlüsse des Things sind bindend.
Bundesthing in der DPSG
Die Bezeichnung Bundesthing stand auch in der DPSG als Umschreibung der eigentlichen Bundesversammlung. Das 1. Bundesthing fand 1929 im Kloster Altenberg statt. Hier schlossen sich die ersten Stämme zum Verband der DPSG zusammen.
Das letzte Bundesthing fand 1969 statt. Hier wurde die Satzung verändert und die Bezeichnung Bundesthing wurde durch Bundesversammlung ersetzt. Seit dieser Zeit wird der Begriff nicht mehr verwendet.
in der CPD
entspricht das Thing der Mitgliedervollversammlung eines Vereins. In einer demokratischen Abstimmung werden die Ämter verteilt sowie Beschlüsse gefasst. Ein Beschluss eines Things ist rechtskräftig. Es wird meist einmal im Jahr abgehalten. Das Stimmrecht der Mitglieder richtet sich nach deren Stand.
- Stammesthing: Stimmrecht ab Knappe/ Pfadfinder
- Gauthing: Stimmrecht ab Späher
- Landesmark- und Bundesthing: Stimmrecht für Kreuzpfadfinder
Durch einen entsprechenden Antrag kann das Stimmrecht beliebig erweitert werden.