Eine Fahrt ist sowohl wichtige pfadfinderische Methode, als auch ein bündischer Inhalt der Wandervögel und Jungenschaften, bei der die Gruppe auf sich gestellt, oft mit ihrer Kohte, unterwegs ist. Die Art der Fortbewegung, also ob zu Fuß, mit dem Rad, Boot, Floß, Planwagen oder auch per Tramp mit ganz anderen Fortbewegungsmitteln, spielt dabei keine Rolle. Der Begriff Fahrt ist mehr der Bedeutung Erfahrung zuzuordnen. Gemäß der Weisheit Draußen sein - innen wachsen ist sie wohl das beeindruckendste und formenste Mittel, das von Pfadfindern und Bündischen gebraucht werden kann.
Die Fahrt erlaubt intensiven Kontakt mit Menschen und Natur des Fahrtengebietes. Die Gruppe wird dadurch gefordert, dass sie alle Herausforderungen und Strapazen meistern muss. Die Ansprüche an die Zivilisation beschränken sich auf das, was im Rucksack untergebracht und mitgetragen werden kann.
Philosophie
Eine Fahrt bedeutet Erfahren, Erleben, Leben. Durch das Herangehen an die eigenen Grenzen und die Grenzen der Gruppe wächst sowohl der Einzelne als auch die Gruppe selbst. Die Anstrengung schweißt zusammen. Per aspera ad astra: Durch Mühsal zu den Sternen.
Wie man fährt, hängt von der Auffassung der Fahrenden ab. Manche ziehen es vor, die Fahrt mit entsprechender Ausrüstung zu bestreiten, während andere einen sehr spartanischen Fahrtenstil wie bei einem Tippel, also nur mit Affe, Decke, Fell usw., bevorzugen. Ein zu hohes Maß an Bequemlichkeiten verdirbt den Fahrtencharakter.
Dauer der Fahrt
Die Dauer einer Fahrt hängt von dem gesteckten Ziel ab. Sie reicht einem Wochenende bis zur mittellosen Weltumfahrung über mehrere Jahre. Manche behaupten, eine Fahrt müsse mindestens drei Wochen dauern: Eine Woche, um sich an die Strapazen zu gewöhnen, eine zweite Woche, um mit den anderen und sich selbst fertig zu werden und mindestens eine weitere Woche, um die Fahrt zu Erfahren.
Wochenendfahrt
Wochenendfahrten für das kleine Abenteuer zwischendurch sind in zwei Formen bekannt. Zum einen der bei den Pfadfindern beliebte Hajk, eine Kurzfahrt oder Wanderung, die oft mit kleinen interessant gestaltet wird und der bei den Wandervögeln beliebte Tippel, eine Wochenendfahrt ohne spezielle Aufgaben, die auf den kurzen Zeitraum eines Wochenendes beschränkt ist.
Großfahrt
Bei einer Großfahrt handelt es sich im Gegensatz zur Wochenendfahrt um eine Fahrt die über mehrere Wochen geht. Der Name kommt aus der Anfangszeit der Jugendbewegung und ist darauf zurückzuführen, daß grade Auszubildende auch am Samstag arbeiten mußten und dann das Fahrtengebiet nicht allzu weit entfernt liegen konnte. In den großen Ferien (bzw. beim Auszubildenden im Urlaub) ging es dann endlich auch mal weiter weg. Die erste Großfahrt des Wandervogels fand 1899 im Böhmerwald statt. Die Gruppenrealität zeigt, daß die meisten Stämme auf Großfahrt zwei Wochen Fahrt mit einer Woche Lager kombinieren.
Heutzutage gehen die meisten Großfahrten ins Ausland, so z.B. nach Schweden, was sich auch an den vielen Nordlandliedern sehen läßt, welche als Fahrtenlieder auf ebendiesen Großfahrten entstanden sind. Neben Skandinavien sind auch Irland, Island oder seit einigen Jahren auch osteuropäische Länder beliebte Fahrtenziele; im NWV ist nach wie vor der Amerikanische Kontinent ein beliebtes Ziel.
Weltfahrt
Eine Weltfahrt ist, wie der Name schon sagt, etwas umfangreicher als die "normale" Großfahrt. Hierbei kann es passieren, daß die Fahrt von etwa drei Monaten bis zu mehreren Jahren dauert. Nach dem Motto: Welt anschauen kommt vor Weltanschauung ist es grade im Wandervogel ziemlich üblich, daß die Mitglieder nach dem Abitur oder nach Bundeswehr/Zivildienst das Bündel schnüren und die große Welt "erfahren".
Oftmals ist es so, daß während dieser Weltfahrt kurzfristig irgendwo gearbeitet wird, um sich für den nächsten Abschnitt der Fahrt Geld zu verdienen.
Literatur
- Friedrich Karl Rothe: Der Planwagen. Unternehmungen für Jugendgruppen (1978) Südmarkverlag, Heidenheim