Rudi Pallas

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Rudi Pallas (geboren 1907, gestorben 1952) war ein deutscher Pfadfinder- und Jugendführer und Opfer des Faschismus.


Lebenslauf

Vom Deutschen Pfadfinderbund kam er zur Ringgemeinschaft Deutscher Pfadfinder. Aus Gruppen dieses Bundes in Berlin entstand der Tahoe-Ring. Aus diesem entstand 1932 der Jungenbund Südlegion, der von Rudi Pallas geführt wurde. In diesem Jugendbund beschäftigten sich die Bundesangehörigen intensiv mit humanistischer Literatur, Kunst und Philosophie. Wichtiger geistiger Bezugspunkt für die Südlegion war das antike Griechenland.

„von deutsch-völkischer beschränkheit, wie sie nach 1933 staatsgebot wurde, war da nichts zu spüren, und früher noch als dj.1.11 erschlossen sich diese gruppen vorurteilsfroh die poesie und musik anderer völker.“

(Arno Klönne: puls 13-dokumentationsschrift der Jugendbewegung: "du weißt es-keine zeichen irrten" Südlegion-ein bericht über rudi pallas und den Jugendbund südlegion, September 1986, Verlag der Jugendbewegung, S.7)

Schon auf der Spanienfahrt zur Weltausstellung und zum spanischen Nationaljamboree gab es Aufsehen wegen Rudi Pallas Frankreich freundlichem Verhalten. Rudi Pallas sah Deutschland und seine Kultur eingebettet in ein übernationales Europa und vertrat die Meinung wer sich der Welt nicht zu öffnen wage, der unterstelle die Armut deutschen Wesens. Zur Südlegion gehörte auch Oskar Kusch zu dem er Kontakt hielt auch während des Dritten Reichs.

1932 Erschien beim Verlag Günther Wolff das von den NS-Machthabern verbotene Liederbuch Lieder der Süd-Legion. 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten war kein Platz mehr für bündische Jugendkultur. 1934 löste sich die Südlegion offiziell auf. Versuche seine Berliner Gruppe in der Hitler-Jugend weiterzuführen scheiterten. Rudi Pallas und seine Gruppe führten ihr Gruppenleben im Untergrund weiter. Die Südlegion unterhielt Kontakte zu französischen Schriftstellern (Jean Giono,André Gide), aber auch zu deutschen Schriftstellern, die in der Inneren Emigration waren (Ernst Wiechert,Hans Carossa). Heimliche Auslandsfahrten führten die Südlegion z.B. in die Schweiz, nach Frankreich und Italien.

Verfolgung

Nach der Rückkehr von einer Frankreichfahrt wurde er 1937 verhaftet. Er kam schließlich ins KZ Sachsenhausen. Dort war gleichzeitig auch Robert Oelbermann inhaftiert.

1940 wurde Rudi Pallas, der vor seiner Verhaftung Arzt an der Berliner Universitätsklinik war, zur Frontbewährung entlassen und 1941 als Truppenarzt an der Ostfront eingesetzt. Dort kam er bei Stalingrad in Gefangenschaft. In Gefangenschaft wurde er, der schon lange ein Gegner des Nationalsozialismus war, Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland. Für ihn war sein Einsatz gegen Hitler in der Gefangenschaft keineswegs Verrat sondern einen Beitrag zum Ende des Krieges und damit zum Ende des Nationalsozialismus zu leisten war für ihn patriotische Pflicht.

Er schrieb Artikel für die Zeitung des Nationalkomitees Freies Deutschland. Rudi Pallas war zuvor bereits als Autor für verbotene bündische Rundbriefe und für die bis 1933 erscheinende Bundeszeitung des Südlegion "Jungenland" geschrieben.

1947 wurde er aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen und wurde von der Stadt Berlin als Opfer des Faschismus anerkannt. Er war in dieser Zeit aktiv beim Bündnis aller Antifaschisten. Beruflich war er zunächst beim Berliner Rundfunk in Ost-Berlin tätig.

Im Jahr 1949 schrieb Rudi Pallas einen Artikel in den "Aachener Nachrichten" zur Erinnerung an seinen verstorbenen Bundesbruder Oskar Kusch.


Sein Mithäftling Hermann Schaefer schrieb über ihn:

„In seinem Schicksal findet sich das Spiegelbild einer bestimmten Generationsgruppe, die zwischen den Fronten stand und zu den Machthabern ein problematisches Verhältnis unterhielt. Robert Oelbermann überlebte den Krieg nicht. Aus heutiger Sicht kann man sagen, daß es für ihn gut war, sich nicht mit der Nachkriegswelt auseinandersetzen zu müssen. Er wäre an ihr zerbrochen. Pallas zerbrach daran, er, der mit großen und lauteren Vorsätzen aus dem Kriege heimgekehrt war- der Hauptverbandsplatz in Stalingrad hatte ihn geprägt, dazu der sinnlose Tod von Hunderttausenden, die Kriegsgefangenschaft, das Nationalkomitee und eben das Konzentrationslager.“

(Arno Klönne: puls 13-dokumentationsschrift der Jugendbewegung: "du weißt es-keine zeichen irrten" Südlegion-ein bericht über rudi pallas und den Jugendbund südlegion, September 1986, Verlag der Jugendbewegung, S.8)

1952 beendete Rudi Pallas sein Leben durch Suizid.

Literatur

  • Arno Klönne: puls 13-dokumentationsschrift der Jugendbewegung: "du weißt es-keine zeichen irrten" Südlegion-ein bericht über rudi pallas und den Jugendbund südlegion, September 1986, Verlag der Jugendbewegung
  • Jürgen W. Diener: Die Suche nach Einigkeit und Einheit. Eberhard Plewe (Ebbo) 1905–1986. in: Puls 16. Dokumentationsschrift der Jugendbewegung. Südmarkverlag, Heidenheim/Brenz 1988. ISSN 0342-3328, S.6-8.

Weblinks