Jugendarbeit

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Mit dem Begriff Jugendarbeit wird heute die Erziehung von Kindern und Jugendlichen bezeichnet, die folgende Merkmale zeigt (Giesecke, Die Jugendarbeit, München 1980):

  • organisiert von öffentlichen (z.B. Pfarreien, kirchl. Verbände)oder freien (z.B. Wohlfahrtsverbände)Trägern
  • freiweillige Teilnahme der Jugendlichen
  • Interessenorientiertes Arbeiten
  • findet in der Freizeit statt
  • Partizipation der Kinder bei Angeboten (z.B. Kindermitbestimmung)
  • Erwachsene dienen als Berater (also nicht als alles bestimmender Führer, sondern Leiter - siehe Leiter vs. Führer)

Geschichte der Jugendarbeit

Sie beginnt im 19. Jahrhundert mit der Gründung von Kirchen- und Sozialvereinen (z.B. Evangelischer Jünglingsverein, Kolping oder Gesellenvereine), die sich vor allem um sozialpolitische Schwierigkeiten kümmern.

Im Jahre 1901 gründete sich in der Stadt Berlin der "Wandervogel - Ausschuss für Schülerfahrten", womit das Bedürfniss laut wurde sich der Natur und dem Abenteuer zuzuwenden. Damit entstand der erste "Verein", der ausschließlich auf sinnvolle Freizeitbeschäftigung ausgerichtet war. Mit dem Wandervogel war die Grundlage der Jugendbewegung geschaffen, mit der in in den folgenden Jahren und in der Weimarer Zeit Reformpädagogen verbunden waren (z.B.Gustav Wyneken und Adolf Reichwein). Im Zuge der Jugendbewegung sollten auch die ersten Jugendherbergen entstehen.

Am 13.11.1911 wurde der halbstaatliche Organisation "Jungdeutschland", der auch der im selben Jahr von Alexander Lion und Maximilian Bayer gegründete Deutsche Pfadfinderbund angehörte. Denn im "Jungdeutschland" zusammengeschlossenen Verbänden ging es um Erziehung zu treuen Staatsbürgern und um vormilitärische Ausbildung. Im Gegensatz zum Wandervogel handelte es sich um Jugendpflege von oben, statt um Jugendbewegung von unten.

Nach dem ersten Weltkrieg kam es zur Annäherung der Pfadfinder und Wandervögel woraus die Bündische Jugend entstand. Die "Deutsche Freischar-Bund der Pfadfinder und Wandervögel", war einer der prägenden Bünde. Es gab aber weiterhin selbständige Wandervogel- und Pfadfinderbünde. Neugründungen gab es in beiden Bereichen z.B. Nerother Wandervogel und Reichsschaft Deutscher Pfadfinder. Für die Jugendarbeit war der Stil der Bündischen Jugend typisch und er wurde von konfessionellen Jugendgruppen ebenso übernommen wie von Sportjugendgruppen. 1921 wurde der "Reichsausschuss deutscher Jugendverbände" gegründet. In ihm waren Jugendverbände und Bünde mit etwa 5 Mio. Mitgliedern zusammengeschlossen. Am 22.6.1933 durch Anordnung des Reichsjugendführers Baldur Schirach aufgelöst.

Im Bereich der politischen Jugendorganisationen werden z.B. 1925 in Wien die "Roten Falken"(Wikipedia Artikel) und 1923 die "Kinderfreunde" (Wikipedia Artikel) gegründet.

Gegen Ende der Weimarer Republik waren etwa: ca.70.000 Mitglieder in der Bündischen Jugend, ca.2 Mio. in den Sportjugendverbänden, ca.1 Mio in der katholischen Jugend, ca.600.000 in der Evangelischen Jugend, 400.000 in der Gewerkschaftsjugend, 90.000 in SAJ, 55.000 in der KJVD. (Quelle der Zahlen: Arno Klönne : Jugendliche Opposition im "Dritten Reich")

Im 3.Reich war freie Jugendarbeit verboten, Jugendarbeit war Aufgabe der Hitler- Jugend. Die HJ übernahm anfangs die Methoden der Bünde und Jugendverbände: Heimabend, Fahrt, Lager, Wettkampf. Die HJ wurde von Anfang in den Dienst der NS-Ideologie und des NS-Staates gestellt. Entwickelte sich aber im Lauf des Krieges immer mehr zur vormilitärischen Ausbildung und wurde mehr und mehr eingespannt vom Ernteeinsatz bis zum Flakhelfer bis schließlich 1944/45 zum Volkssturm bzw. Wehrwolf.


Nach 1945 wurde die freie Jugendarbeit wieder neu aufgebaut und organisiert z.B.1947 mit der Gründung eines kirchlichen Dachverbands auf katholischer Seite der BDKJ - auf Betreiben der Bischöfe - auf evangelischer Seite die Aej und 1949 mit der Gründung des Deutschen Bundesjugendrings (BJR) seitens des Staates.

Auch die Heimatvertriebenen bildeten ihre eigene Jugendorganisationen (z.B. Die Deutsche Jugend des Ostens (DJO), heute: djo-Deutsche Jugend in Europa (Wikipedia Artikel)

Auch die jugendbewegten Gruppen wurden wieder aktiv.Wandervögel, Jungenschaften, Bündische Freischar und vorallem die Pfadfinder. Nach 1945 sind die Pfadfinder der größte Brocken aus diesem Segment.Die Jugendbewegten Bünde (Wandervögel, Pfadfinder, Jungenschaften, Bündische) organisierten sich 1964 im RjB(Ring junger Bünde) unter anderem auch als Vertretung Bündischer Gruppen dem Staat gegenüber. Solche Versuche hatte es schon früher gegeben beispielsweise Ende der 40er der "Fahrtenbund deutscher Jugend" oder der "Bündische Block". Der RjB war in Folge des Meißner Treffens von 1963 entstanden. Natürlich schlossen sich zwar viele Bünde dem RjB an aber nicht alle Bünde. Der RjB ist nicht wie der RdP Mitglied des BJR. Vor allem im musischen Bereich wurde und wird hervorragendes geleistet z.B. die Hamburger Singewettstreite des Ringes Bündischer Jugend (z.B.1963)oder auch der HaSiWe der letzten Jahre. Aber den Ton in der Jugendarbeit gaben nicht mehr wie in der Weimarer Republik die Bündischen an, stilbildend wirkten nun Andere. Auch wenn sich das bündische Stilelemente im konfessionellen Bereich lange halten konnte wie z.B. das Liederbuch der katholischen Jungschar "Helle Fanfaren" zeigten. Aber es gibt sie noch die Jugendbewegten (oder ihre Erben) wie es z.B. mit dem Meißner Treffen 1988 eindrucksvoll bewiesen wurde. Wenn man davon ausgeht, dass Vielfalt in der Jugendarbeit wünschenswert ist ein durchaus erfreuliches Faktum.

Neue Ideen und Stile hielten Einzug in die Jugendarbeit. Schlagworte die zu nennen sind sind offene Jugendarbeit, Streetworker, Drogenprävention...

In den 60er und 70er Jahren wurde mit den Jugendzentren etwas vollständig Neues in der Jugendarbeit eingesetzt.

In der DDR entstand mit der FDJ ein neuer Einheitsjugendverband.

Die Situation in Österreich 1945-heute:

Auch in Österreich wird die Jugendarbeit wieder aufgebaut. Ein großer gemeinsamer Jugendtag aller Jugendorganisationen wird 1946 in Wien begangen. Die Jugendverbände gründen gemeinsam das Österreichische Jugendherbergenwerk. Auch in Österreich kommt es zur Gründung des Österreichischen Bundesjugendringes (ÖBJR), die "Pfadfinder Österreichs" (Vorläufer der PPÖ) und der Österreichische Pfadfinderbund sind Gründungsmitglieder.

Im ÖBJR waren Mitglieder (Stand 1978):

  • Arbeitsgemeinschaft katholischer Jugend Österreichs (AkJÖ)-96.000 Mitglieder
  • Bund Europäischer Jugend-4.000 Mitglieder
  • Evangelisches Jugendwerk in Österreich (EJW)-29.000 Mitglieder
  • Jugend-Gemeinschaften Christlichen Lebens-Marianische Kongreation Österreich (JGCL-MK)-4.800 Mitglieder
  • Junge ÖVP-114.000 Mitglieder
  • Katholische Jungschar-130.000 Mitglieder
  • Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV)-18.000 Mitglieder
  • Naturfreundejugend-40.000 Mitglieder
  • Österreichische Alpenvereinsjugend (ÖAVJ)-65.000 Mitglieder
  • Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ)-100.000 Mitglieder
  • Österreichische Jungarbeiterbewegung (ÖJAB)-9.500 Mitglieder
  • Österreichischer Pfadfinderbund (ÖPB)-2.000 Mitglieder
  • Österreichisches Jungvolk (ÖJV)-20.000 Mitglieder
  • Österreichisches Kolpingwerk-21.700 Mitglieder
  • Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ)-35.000 Mitglieder
  • Sozialistische Jugend (SJÖ)-40.000 Mitglieder
  • Sozialistische Kinderbewegung (SKB)-48.000 Mitglieder.

1992 wurden folgende Organisationen aufgenommen:

  • Aktion Kritischer Schüler
  • Österreichische Landjugend
  • Union Höherer Schüler
  • Bnei Akiva
  • Haschomer Hazair

1996 wurde die Grün Alternative Jugend und 1997 das Liberale Jugendforum aufgenommen.

Ab den 70er Jahren gibt es Jugendzentren auch in Österreich.In Innsbruck baut der Pfadfinderführer und Jesuit Sigmund Kripp eines des ersten Jugendzentren Österreichs im Rahmen der Marianische Kongreation auf.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde der ÖBJR durch die Bundesjugendvertretung abgelöst.

Mitglieder der BJV sind:

Jugendorganisationen:

Landesjugendbeiräte

Die Volksgruppenbeiräte für die Kroatische, Slowakische,Slowenische,Tschechische,Ungarische Volksgruppe und für die Volksgruppe der Roma.


Die wichtigsten Jugendorganisationen sind die Jugendorganisationen von SPÖ, ÖVP und der katholischen Kirche. Von den partei- und konfessionell- unabhängigen sind die größten die Alpenvereinsjugend und die Pfadfinder.

Im jugendbewegten Bereich gibt es neben den Pfadfindern z.B. den Österreichischen Wandervogel und den Orden der Streitwieser im Wandervogel - Bund für Jugendfahrten e.V.

Aufgaben der Jugendarbeit

Jugendarbeit, die die oben genannten Merkmale besitzt, nimmt folgende Aufgaben wahr:

  • sie ist Ort sinnvoller Freizeitgestaltung
  • sie ist Ort sozialen Lernens
  • sie ist Ort politischen Lernens

(Hobmair, Pädagogik, Köln 1994)

Formen der Jugendarbeit

Neben der Hauptform, dem projektorientierten Lernen in Kleingruppen (Hierdeis, Erziehungsinstitutionen, Donauwörth 1983) findet Jugendarbeit vor allem statt

  • in Jugendgruppen (z.B. Pfadfinder)
  • in Institutionen (z.B. Jugendzentren, Bildungshäuser)
  • bei Einzelveranstaltungen (z.B. Wettkämpfen)

Probleme

Jugendarbeit sieht sich immer schon auch mit Problemen konfrontiert. Die immer breiter werdenen Wünsche von Jugendlichen können nicht immer erfüllt werden, sie zeigen häufiger Desinteresse an Angeboten, Vorurteile gegenüber Jugendarbeit seitens der Gesellschaft, zeitlicher Aspekt der Mitarbeiter, finanzielle Probleme (z.B. bei der Unterhaltung von professionellen Hauptberuflichen) und die Erwartungshaltung des Trägers.

Weblinks