Der Begriff der Jugendburg geht auf eine Idee des umstrittenen Reformpädagogen Gustav Wyneken zurück. Ein altes Gemäuer sollte dazu dienen, der Jugend einen eigenen Raum zur Entfaltung, Aufbauarbeit und ritterlicher Ideale zu geben. Dabei kam es zu Überschneidungen mit Wandervögeln und Pfadfindern, die diesen Ideen nicht unbedingt abgeneigt waren und Burgen gerne als Fahrtenziel auswählten. So kam es zur Gründung der ersten Jugendherbergen und echten Jugendburgen, die der Jugendbewegung zumindest sehr nahe stehen.
Ziel einer Jugendburg
Eine Jugendburg bietet einen eigenständigen Ort der Begegnung. Dort können junge und jugendbewegte Menschen den Zwängen, Vorschriften und Tabus der Gesellschaft entgehen und sich freizügig in einer selbstgewählten Gemeinschaft nach gemäß der Meißner-Formel aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit entwickeln.
„Echte“ Jugendburgen
Unter echten Jugendburgen versteht man Burgen, die weitgehend der Idee nach Gustav Wyneken entsprechen und damit automatisch scoutistisch oder bündisch angehaucht sind:
Burg Waldeck
Die Gründung der Rheinischen Jugendburg durch den Nerother Wandervogel geht direkt auf Gustav Wyneken zurück, von dessen Ideen die Brüder Oelbermann so begeistert waren, dass sie diese mit Unterstützung von Gustav Wyneken selbst in die Tat umsetzten. Leider wird dieses Paradebeispiel einer Jugendburg von der Aufspaltung der Nerother und des ABW (Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck) überschattet.
Burg Balduinstein
Diese Burg dient heute als eine der bedeutendsten überbündischen Begegnungsstätten und ist eine eher neuzeitliche Gründung aus dem Jahr 1974. Sie bieten Unterkunft und Raum für alles, was sich Pfadinder, bündisch oder Wandervogel schimpft.
Burg Grenzau
Aus privater Hand stammend, diente diese Burg dem Nerother Wandervogel als zweite Jugendburg, wurde aber wieder aufgegeben.
Burg Ludwigstein
Unweit des Meißner (Hohen Meißner), Schauplatz des Ersten Freideutschen Jugendtages, gelegen, gilt sie als Hochburg der Wandervögel. Heute beherbergt sie unter anderem eine Jugendherberge, Bildungsstätte und das Archiv der deutschen Jugendbewegung.
Burg Hohenkrähen
Die Hochburg der Pfadfinderschaft Grauer Reiter ist seit 1956 Bundeszentrum und versteht sich als Bildungs- und Begegnungsstätte. Sie bietet u.a. auch einen Zeltplatz
Burg Rieneck
Sie ist Eigentum des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und ist dessen internationales Schulungs- und Begegnungszentrum. Die Burg verfügt über 126 Betten sowie etliche Tagungsräume, einen Pfadfinder-Zeltplatz für etwa 100 Personen am Fuße der Burg mit Sanitärgebäude und einen Hochseilgarten.
Burg Streitwiesen/Österreich
Ein weiteres Paradebeispiel einer Jugendburg. Von der Jugend für die Jugend im Aufbau befindlich, verfügt sie über eine Gruppenunterkunft, einen Rittersaal, Küche, Sanitäranlagen und viel Platz zum Zelten.
Burg Rotberg/Schweiz
Diese Burg ist eigentlich eine Jugendherberge oder am Stück mietbar ist aber politisch wie religiös neutral ausgerichtet. Deswegen steht sie ja auch in der Schweiz.
Weitere Jugendburgen
- Burg Camburg (Einrichtung den Nationalsozialisten)
- Eichenkreuzburg (Burgimitat, kirchlicher Träger)
- Burg Feuerstein (Burgimitat, ehem. Forschungseinrichtung, kirchlicher Träger)
- Burg Gemen (kirchlicher Träger)
- Burg Hoheneck (kommunaler Träger)
- Burg Mansfeld (CVJM)
- Burg Rothenfels (katholische Jugendbewegung)
- Burg Schönburg (Kolpingwerk)
- Burg Schwaneck (Burgimitat, kommunaler Träger)
- Burg Wernfels (CVJM)
- Burg Fintergrün/Österreich (kirchlicher Träger)
- Burg Wildegg/Österreich (kirchlicher Träger)