Bündisch und Scoutistisch

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Bündisch bezeichnet eine besondere Form des Zusammenlebens in Gruppen oder eben echten Bünden. Der Versuch, diesen Begriff vom Scoutismus zu trennen, gelingt nur auf einer philosophischen Ebene. Das Pfadfinderische beruht auf Kameradschaft und damit auf der Vernunft, das Bündische aber beruht auf der Freundschaft und damit auf der Liebe. Eine Konsequenz daraus lautet, dass Pfadfinder bei mangelnder Emotion für den Kameraden unbeeinflusst bleiben, während sich bündische Gruppen von einem solchen Mitglied trennen; sogar trennen müssen. Bündische bilden seedukative (gleichgeschlechtliche) Gruppen, die sich in Freundschaft verbunden sind und sich in ihrer Zusammensetzung kaum ändern. Ein Stufenwechsel, wie er bei Pfadfindern üblich ist, ist damit ausgeschlossen. Neu gekeilte Mitglieder lernen von den anderen, wobei der Führer meist ein primus inter pares, also der "Erste unter Gleichen" ist. Manche Mitglieder bilden beim Verlassen der Gruppe oft neue Gruppen. Das alles schließt nicht aus, dass solche bündische Gruppen einen größeren Bund mit gemeinsamen Formen ("Kluft", Liedgut, Traditionen) bilden. Ein solcher Bund neigt dazu, selten wesentlich mehr als 200 Mitglieder zu haben, damit jeder noch jeden kennen kann. Aus der Sicht von Bündischen sind die meisten Pfadfinderbünde keine richtigen Bünde, sondern nur Verbände.

Das Woher und Wohin

Bündisch sein, ist untrennbar mit dem Begriff der deutschen Jugendbewegung verbunden. Nachdem sich Wandervogel und Pfadfinderbewegung vom - erst durch Kriegsfreiwillige entusiastisch unterstützten - 1. Weltkrieg erholten (sehr viele Führungspersönlichkeiten waren gefallen), begann die so genannte "Bündische Phase" der Jugendbewegung von 1918-1933:

Die bündische Phase (1918-1933)

Den Mitgliedern der Jugendbewegung reichte es nach 1918 nicht mehr, nur ihre Jugend gemeinsam zu verleben. Es bildete sich der Willen, die gesamte Gesellschaft zu verändern: Man stebte nun ritterliche Ideale an, denen jeder Einzelne auch im Erwachsenenalter anhängen sollte. So entstand die Begrifflichkeit eines "Lebensbundes", der nicht mit dem Erwachsenwerden endet, sondern das ganze Leben einbezieht. Viele Bünde sahen das Bestehen eines Lebensbundes als in koedukativen Bünden schwer verwirklichbar und die Orientierung richtete sich mehr auf eine geschlechtsgetrennte Arbeit (die z.B. der Wandervogel vorher nicht kannte).

Gegen 1930 kamen Jungenschaften auf, die wiederum das Verständnis des Lebensbundes ablehnten und eher einem sogenannten "Jugendreich" (einer eher geschlossenen Gegenwelt im Jugendalter) anhingen. Die Jungenschaftbewegung brachte Elemente wie die Kohte, Jurte und Jungenschaftsjacke in die deutsche Jugendbewegung ein.

Die bündische Bewegung erstarb mit den Verboten durch das nationalsozialistische Regiem die ab 1933 ausgesprochen wurden. Die Einzelnen blieben aber oft ihren Idealen im Verborgenen treu.

1945 bis heute

Nach dem 2. Weltkrieg wurden bündisch geprägte Wandervogel und Pfadfinderbünde wieder- oder neugegründet (Beispielsweise die CPD). Das Bündische erreichte aber nicht mehr die in der Zeit von 1918-1933 bestehende prägende Ausstrahlung auf die Gesamtheit der deutschsprachige Jugend.

Die viele bündische Gruppen sehen - früher wie heute - eine untereinander verbindende Gemeinsamkeit in der Meißner Formel.

Bündisch oder Scoutistisch?

Im deutschsprachigen Raum kann man nicht mehr zwischen Verbänden trennen, die eine pure Herkunft aus der deutschen Jugendbewegung haben, und Verbänden, die den Ideen Baden-Powells in "reiner" Form (sogenannter Scoutismus) anhängen. Beide Richtungen und Ideenwelten haben sich gegenseitig befruchtet und durchdrungen. Sieht man "bündisch" und "scoutitisch" als gegenüberliegende Endpunkte einer Skala, so kann man bei vielen Verbänden eine gewisse Tendenz benennen. Sie lassen sich als "bündisch", "eher bündisch", "eher scoutistisch" oder "scoutistisch" einordnen. Um die Unterschiede beider Ausrichtungen zu verdeutlichen, sind hier den "bündischen" Elementen "scoutistische" Elemente gegenübergestellt:

Bündische Elemente

Die nachfolgenden Elemente charakterisieren bündische Gruppen. Natürlich kommt es zu unterschiedlichen Gewichtungen einzelner Elemente.

  • Bündisch-Sein als persönlicher Selbstzweck.
  • Die Basis ist Freundschaft.
  • Lebensbund: Ausrichtung auf eine Gemeinschaft/Verbundenheit für das ganze Lebensalter.
  • Beginnt erst im Jugendalter (ca. ab 10 Jahren).
  • kleine geschlechtshomogene Sippen die gemeinsam "alt" werden.
  • Prinzip "Jugend führt Jugend": der Gruppenführer ist oft nur 1-3 Jahre älter als die Gruppenmitglieder.
  • Romantischer, musischer Schwerpunkt (bündische Liedermacher).
  • Der Affe als Rucksack, oft mit einem Fell als Schlafunterlage, Schwarzzelte (Kohten und Jurten).
  • Ausrichtung an der Meißner Formel.

Scoutistische Elemente

Die nachfolgenden Elemente charakterisieren scoutistische Gruppen. Natürlich kommt es zu unterschiedlichen Gewichtungen einzelner Elemente.

  • Pfadfindermethode wird zur Verfolgung eines bestimmten Zieles genutzt (z.B. bei den Royal Rangers).
  • Die Basis ist Kameradschaft.
  • Pfadfinderisches wird als Erziehungsmethode für Kinder (ca. ab 7 Jahren) und Jugendliche eingesetzt.
  • Wechsel zwischen Klein- und Großgruppe. Gruppen sind oft koedukativ. Stufenwechsel älter werdender Mitglieder in eine neue, ältere Gruppe.
  • Erwachsene erziehen Kinder und Jugendliche zur Selbstständigkeit.
  • Modernen Medieneinsatz.
  • Modernes Ausrüstungsmaterial (Iglu- und Weißzelte, Wanderrucksäcke,...).
  • Ausrichtung am Pfadfindergesetz.

Konsequenz