Lebensbund
Der Lebensbund ist eine Lösung der Älterenfrage, also dem Problem, welches sich auftut, wenn die Jungen ihrer altersmäßig festlegbaren Jugend entwachsen. Bei manchen löst sich das Problem von selbst, wenn sie aus eigenem Entschluss bieder erwachsen werden und ihre Jugend im Inneren verlieren. Bei den anderen aber, ist das ein Problem, will man sie nicht sich selbst oder bildlich im Regen stehen lassen. Lebensbünde gab es schon in allen Zeiten und in verschiedensten Ländern. Bei Rittern, Mönchen, Kosaken, Freimaurern, Kadetten und vielen exotischen Geheimbünden wird man Grundelemente gleicher Art feststellen können. Alle diese Bünde und Orden sind echte Lebensbünde, getragen von starken und über das rationale Denken hinausgehenden Ideen.
Geschichtliches
In der Jugendbewegung wurden Vorstellungen vom Männer- und Lebensbund vor allem in der Zeit zwischen den Weltkriegen vermittelt durch Kontakt mit der Ideenwelt des Dichters Stefan George aufgenommen, was zur Entstehung der Bündischen Jugend führte.
In der Jugendbewegung gab es einige Führer, die der Meinung waren, dass die Gruppen sich nur mit der altersmäßig festlegbaren Jugend zu befassen hätten und dass auf die weitere Entwicklung weder in der Planung, noch in der Tat Rücksicht zu nehmen sei. Aber die Mehrzahl erkannte sehr bald, dass damit der Jugendbewegung der eigentliche Sinn genommen und der Mensch nicht als Ganzheit gesehen würde.
Ab 1912 wurde im Wandervogel und später auch bei den Pfadfindern das Problem der Älteren brennend, was später zu drei Lösungsarten führte:
- 1. die reifer und älter Werdenden schieden aus aus und wurden weiterhin nicht besonders "betreut". Der Kontakt zu ihnen wurde dem Zufall überlassen, ebenso wie sie das jugendbewegte Erlebnis in ihrem weiteren Leben verwerten wollten.
- 2. Es wurden "Älterenbünde" gegründet, die organisatorisch wenig oder gar nicht mit den Jugendbünden zusammenhingen. Dieser Lösungsansatz ist bis heute bei den Pfadfindern beliebt, wo die Älteren in eigenen Sippen, Stämmen oder Gilden zusammengefasst sind.
- 3. Es wurden Möglichkeiten für einen geschlossenen Lebensbund, der alle Alters- und Reifestufen umfassen sollte, gesucht.
Historisch gesehen waren Lebensbundbestrebungen in den 1920er Jahren, vor allem bei den Neupfadfindern (Martin Voelkel, Franz Ludwig Habbel) und den Freideutschen lebendig. Allerdings gab es nicht nur echte ewige Jünglinge, sondern es wurden auch Jugendbewegungsverterane mitgeschleift, was von vielen als störend empfunden wurde und z.B. die dritten Welle der Jugendbewegung die dj.1.11 mit tusk an der Spitze mit Parolen wie „Hau ab, du alter Sack!“, beantwortete. tusk bemerkte z.B. dass bei ihnen nur junge mitmarschierten (Quelle: Eberhard Koebel (tusk): Große Umwege, Aufzeichnungen ab etwa 1933).
Der ’’Lebensbund’’
„Der Begriff Lebensbund wird meist als Gegensatz zum reinen Jugendbund verstanden und bezeichnet eine Gemeinschaft von Menschen, die, unabhängig von Altersschichtungen, bereit sind ihr Leben nach bestimmten bündischen Verpflichtungen zu führen, an die sie sich gemeinsam und voreinander klar erkennbar gebunden haben. Meist wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass diese Verpflichtungen so weitreichend sind, dass sie Ziel und Weg eines Lebens bestimmen und damit zu einer Lebensauffassung, oft auf weltanschaulicher Basis, werden. Es ist weiter anzunehmen, dass ein Lebensbund von Menschen getragen wird, die ihr "bündisches" Leben bereits in der Jugend im gleichen Bund begonnen haben, oder zumindest ein ähnliches Bundeserlebnis hatten. Das bedingt, dass die Grundlagen eines solchen Bundes so umfassend sein müssen, dass sie sowohl die Bündigung von Jungen bewirken, als auch das sinnvolle Bundesleben Erwachsener rechtfertigen können. Diese Grundlagen müssen also, bezogen auf das Sinnverständnis des Lebens, so wahr sein, dass sich aus ihnen bruchlos das jeweils richtige Verhalten der Bundesmitglieder aller Altersstufen unmissverständlich und zur Tat drängend ableiten lässt. Damit müssen diese Grundlagen weitgehend geistiger Art sein, der Eros wird für den Zusammenhalt eine wichtige Rolle spielen müssen. Lebensbundgedanken beziehen sich meist, ihrem ganzen Wesen nach, auf die männliche Gesellschaft, zumindest als tragendes Element“ (nach Alexej Stachowitsch in Kosakenvision 1965, Wiederauflage 2007).
Heutige Lebensbünde
Die heutigen Lebensbünde, so sie denn funktionieren, sind etwas überlegter aufgebaut und versuchen die Schwächen der Lebensbünde der Jugendbewegung auszumerzen oder erst gar nicht entstehen zu lassen. Als Beispiel werden gerne der Nerother Wandervogel oder der Deutsche Pfadfinderbund (DPB) genommen.