Günther Wolff (Verlag): Unterschied zwischen den Versionen

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== Quellen ==
 
== Quellen ==
*Wolfgang Hess: ''Der Günther-Wolff-Verlag in Plauen und die bündische Jugend im III. Reich.''
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*Wolfgang Hess: ''Der Günther-Wolff-Verlag in Plauen und die bündische Jugend im III. Reich.'' 1993
 
*Reichsführer der SS, Leitheft Verlagswesen, II. Die Entwicklung seit 1933. e. Bündische Verlage. März 1937
 
*Reichsführer der SS, Leitheft Verlagswesen, II. Die Entwicklung seit 1933. e. Bündische Verlage. März 1937
 
*Zitiert bei: Fritz Schmidt: Mord droht den Männern auf der andern Seite. Edermünde 2005, S. 32
 
*Zitiert bei: Fritz Schmidt: Mord droht den Männern auf der andern Seite. Edermünde 2005, S. 32

Version vom 25. November 2008, 09:13 Uhr

Günther Wolff (* 4. Januar 1901 in Neuensalz Gansgrün im Vogtland; vermisst im September 1944 bei Tallinn) war ein aus der Jugendbewegung kommender deutscher Verleger. Sein Verlag Günther Wolff – Das junge Volk aus Plauen gilt gemeinsam mit dem Voggenreiter Verlag als wichtigster Verlag der Bündischen Jugend.

Leben

Anfang 1920 gründete Wolff den "Deutschnationalen Jugendbund". Die stark politisch-nationale Linie des DJB veranlasste ihn, sich schon nach kurzer Zeit aus dieser Arbeit zu lösen, der Jungnationale Bund (Junabu) schien ihm für seine Ziele geeigneter. Wolff trat in Verbindung zu dem Gründer und Führer der Jungnationalen, dem Admiral von Trotha, zu dem auch andere Bünde Kontakte aufnahmen, wodurch für ihn Verbindungen zu verschiedenen Kreisen der Jugendbewegung entstanden, was sich auch auf seinen Verlag auswirkte. Er öffnete allen seinen Verlag und wurde so im Laufe kurzer Zeit zum führenden Verlag aller Bünde im ganzen Reich. Gewisse Kontakte knüpfte er zum Kreis um den Dichter Stefan George.

Mit 19 Jahren, noch unmündig, konzipierte er 1920 mit einem Stammkapital von 75 Pfennig die "Vogtländische Jugendzeitung", die er drei Jahre später in Das junge Volk umbenannte. 1925 übernahm er in Plauen ein Versandhaus für den Verkauf von Ausrüstungsgegenständen an die wandernde Jugend. Von 1926 bis 1929 studierte er in Jena Volkswirtschaft und schloss als Diplom-Volkswirt ab. 1930 bezogen Verlag und Versandhaus ein Gebäude am Altmarkt in Plauen. Der Umsatz steigt stetig, und auch die Hitlerjugend bezieht nun von ihm- und zwar nicht nur Ausrüstung, sondern auch Bücher, besonders Liederbücher, da die NSDAP weder selbst ein umfassendes eigenes Buchprogramm produziert, noch eigenes Liedgut hatte.

Im Herbst 1932 kam Wolff in Verbindung mit Eberhard Koebel (tusk), dem Gründer des Jugenbundes dj.1.11. Wolff ermöglichte Koebel die Herausgabe der Jugendzeitschrift Der Eisbrecher in seinem Verlag. Koebel hatte sein bisheriges Periodikum Das Lagerfeuer wegen mangelnder Nachfrage einstellen müssen, nachdem er im Frühjahr 1932 seinen Beitritt zur Kommunistische Partei Deutschlands bekanntgegeben hatte. Das hielt Wolff jedoch nicht von einer Zusammenarbeit ab; er wies allerdings nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten darauf hin, dass Koebels kommunistisches Engagement unter den neuen Verhältnissen nicht förderlich sei. Im Frühjahr 1933 sagte sich Koebel von der KPD los und bot der Reichsjugendführung sogar an, unter bestimmten Bedingungen seine Gruppen in das „Jungvolk“ der Hitler-Jugend zu überführen. Dies wurde abgelehnt, und Koebel geriet zum Jahresende in das Visier der Reichsjugendführung, die ihm Zersetzung der Hitler-Jugend vorwarf und ihn im Januar 1934 verhaften ließ.

Wolff versprach sich vom Dritten Reich eine Aufwertung der bündischen Jugend und damit verbunden eine Stärkung seines Verlags. Nach anfänglichen Erfolgen musste er jedoch feststellen, dass er von der Hitler-Jugend boykottiert wurde. Das hing auch damit zusammen, dass die Hitler-Jugend in Plauen gegründet worden war, ihre örtlichen Führer jedoch nach der Ernennung Baldur von Schirachs zum Reichsjugendführer ihren Einfluss auf die Organisation verloren, was sie unter anderem Günther Wolff anlasteten. Nach Verhaftung und Freilassung Koebels, der sich bei Suizidversuchen schwere Verletzungen zugezogen hatte, flüchtete dieser über Schweden nach England. Seine Tätigkeit für den Verlag Günther Wolff hatte er offiziell einstellen müssen, der Verleger hielt jedoch weiterhin Kontakt und veröffentlichte Koebels Beiträge unter Pseudonym.

Verfolgung

Am 30. Juni 1934, dem Tag des so genannten Röhm-Putsch es, wurde Günther Wolff nach einer Kundgebung der Hitler-Jugend, auf der gegen ihn polemisiert worden war – schon früher waren ihm Schaufensterscheiben eingeschlagen worden –, gegen Mitternacht in seinem Wohnhaus von HJ- und SS-Angehörigen misshandelt, desgleichen Jochen Hene, der Schriftleiter des „Eisbrechers“, und der Autor Paul Rudel. Wolff wurde auf die Polizeiwache verbracht, jedoch, da eine Willkürhandlung vorlag, am Morgen wieder entlassen. In derselben Nacht ermordeten SS-Angehörige, mit Sicherheit auf Veranlassung derselben Plauener HJ-Führer, die Günther Wolff schikaniert, misshandelt und auf die Polizeiwache verschleppt hatten, sowie mit Billigung des Gauleiters Martin Mutschmann den 20jährigen ehemaligen HJ-Führer Karl Lämmermann. Die Motive sind bis heute nicht restlos geklärt.

Die Verfolgung Wolffs – er wurde noch mehrmals verhaftet – und die Schikanen gegen seine Unternehmen zogen sich bis 1938 hin, als sein Verlag wegen der weiterhin bestehenden bündischen Orientierung geschlossen wurde Reichsführer der SS, Leitheft Verlagswesen, II. Die Entwicklung seit 1933. Bündische Verlage.

März 1937. Wolff wurde deshalb zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. In der Anklageschrift gegen ihn und seine Schwester Susanne heißt es unter anderem: „Die kulturbolschewistische Tendenz des vom Günther-Wolff-Verlag herausgegebenen Schrifttums war darauf zurückzuführen, daß der frühere Reichsführer der dj.1.11, Eberhard Koebel, genannt ‚tusk‘, im Jahre 1932 der KPD beitrat und in diesem Sinne auf die ihm unterstellten Bundesmitglieder einwirkte.“ Zitiert bei: Fritz Schmidt: Mord droht den Männern auf der andern Seite. Edermünde 2005, S. 32.

1940 als Sanitätssoldat zur Wehrmacht eingezogen, ist Günther Wolff seit September 1944 bei Tallinn vermisst.

Verlagsprogramm

Der Verlag Günther Wolff bediente vor allem seine jugendbewegte Klientel. Deshalb umfasste der Kern des Verlagsprogramms Darstellungen der Jugendbünde, Handbücher für die Gruppenleiter, Liederbücher und Jugendzeitschriften. Dazu kamen regionalgeschichtliche Titel, die sich mit dem Vogtland beschäftigten, und Bücher über die deutsche Minderheit in Osteuropa.

Das angeschlossene Versandhaus „St. Georg“ in Plauen bot das ganze Spektrum der von Jugendgruppen benötigten Artikel an. Spätestens ab 1932 bzw. 1934 wurden auch Kohten und Jurten in das Sortiment aufgenommen. Der Verkauf dieser Zelte wurde bereits 1935 wieder untersagt.

Im Jahr 1923 begann die Produktion von Broschüren und Büchern und der Verlag veröffentlichte insgesamt bis etwa 1938, 360 Titel. Es zeigt vor allem die Vielfalt seiner Produktion, die Vielzahl seiner Serien, aber auch, dass er für fast alle Bünde gearbeitet hat, was folgende Aufstellung zeigt.

  • Deutsche Jungenschaft dj.1.11 (1932)
  • Christliche Pfadfinder (1931)
  • Großdeutscher Jugendbund (1929)
  • Jungnationaler Bund (1929)
  • Nerother Wandervogel, NWV (1928)
  • Pfadfinder (1931)
  • Pfadfinder St. Georg (1931)
  • Reichspfadfinder (1929)
  • Trucht (1934)
  • Wikinger Jungen Korps (1933)


Einige Titel der Anfangsjahre:

  • Fahrt der Sächsischen Jungenschaft nach Südosten (1925)
  • Grenzlandfahrten deutscher Jungen (1925)
  • Heimat und Fahrtenlieder der wandernden Jugend (1924)


Bücher und Zeitschriften, u.a.:

  • Das Lagerfeuer,
  • Der Eisbrecher,
  • Der große Wagen,
  • Der Tyrker,
  • Die Heldenfiebel,
  • Die Kiefer,
  • Die Kommenden,
  • Die Spur,
  • Heijo, der Fahrtwind weht, Karl Oelbermann u. Walter Tezlaff, Lieder der Nerother (1933)
  • Horst, Geschichte eines Jungen,
  • Kameraden singt, Robert Oelbermann, Lieder der Nerother (1935)
  • Lieder der Eisbrechermannschaft, (1934)
  • Lieder der Rotte Brabant (1935)
  • Lieder der Süd-Legion,
  • Lieder der Trucht,
  • Lieder des Bundes,
  • Liederbuch deutscher Jugend, Sankt Georg (1934)
  • Soldatenchöre der Eisbrechermannschaft, (1934) Liederbuch
  • Wagen rollen auf endlosen Wegen, Neue Lieder der Goßfahrt
  • Wenn die bunten Fahnen wehen (1936), Liederbuch

Verbotene Schriften

Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Schriften aus dem Günther-Wolff-Verlag, Stand 1938.

Autor/Herausgeber Titel
Banniza von Bazan, Heinrich Jungen am Feuer
Bannlza von Bazan, Heinrich Fackeln der jungen Front
Cramm, Walter Folget der Fahne und dem Führer
Eten, Günther Horst - Geschichte eines Jungen
Jahn, Willie Biwak und Lagerfeuer
Kansen, Arno Die Leonenrotte
Koebel, Eberhard (tusk) Soldatenchöre der Eisbrechermannschaft
Koebel, Eberhard (tusk) Lieder der Eisbrechermannschaft
Koebel, Eberhard (tusk) Die Heldenfibel
Nolden, Arnold (Pseudonym von Kurt "Nauke" Lorenz, NWV) Hunger nach Leben
Oelbermann, Robert Kameraden singt!
Oelbermann, Karl u. Tezlaff, Walter Heijo, der Fahrtwind weht
Riedel, Hans Jungengeschichten
Rudel, Paul Die Fahnen der Armee
Scholz, Erich (olka) Lieder der Rotte Brabant
Verlag Lieder der Süd-Legion
Verlag Lieder der Trucht
Verlag Lieder des Bundes
Sieper, Bernhard Wagen rollen auf endlosen Wegen
Strauss, Eberhard Günther von Schirmeck

Quellen

Literatur

  • Wolfgang Hess: Der Günther-Wolff-Verlag in Plauen und die bündische Jugend im III. Reich. Vogtland-Verlag, Plauen 1993. ISBN 3-928828-08-8
  • Fritz Schmidt: Mord droht den Männern auf der andern Seite. Fallstudien zur Bedrohung und Ermordung jugendbewegter Menschen im Dritten Reich: Karl Lämmermann und Günther Wolff im Zusammenhang mit dem 30. Juni 1934, Helmut Hirsch und Gerhard Lascheit. Verlag Achim Freudenstein, Edermünde 2005 (2. Auflage). ISBN 3-932435-12-5

Weblinks

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