Kompass

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Der Kompass ist ein Messgerät zur Bestimmung einer Richtung. Üblicherweise und bei Pfadfindern oft genutzt sind magnetische Kompasse, der mit einer metallenen Nadel durch das Erdmagnetfeld die Nordrichtung anzeigt. Andere Kompasse funktionieren als Kreiselkompass (Verwendung z.B. in der Raumfahrt), oder als elektronischer Kompass (z.B. in GPS-Geräten oder verschiedenen Handys).

Funktionsweise

Magnetkompass: Er besitzt eine dauermagnetisierte Metallnadel, die im Erdmagnetfeld ausgerichtet wird. Der Kompass ist hinreichend genau, so lange er nicht abgelenkt wird (Elektrisches Feld, z.B. Stromleitungen, oder Veränderung des Magnetfelds durch Eisen), bzw. so lange die Magnetisierung der Kompassnadel nicht verändert oder zerstört wird (starkem elektrischen oder magnetischen Feld ausgesetzt, starke Stoßbelastung, ...).

Kreiselkompass: Ein Rotationskörper wird in schnelle Drehung versetzt. Seine Drehachse, die auf Nordrichtung justiert wird, ist in möglichst reibungsarmen Lagern mehrfach kardanisch im Gehäuse aufgehängt. Durch diese Aufhängung kann sich das Gehäuse frei gegenüber dem Rotationskörper verdrehen, ohne daß die Drehachse des Rotationskörpers abgelenkt wird. Es gibt allerdings einen kritischen Zustand, wenn alle Drehachsen der kardanischen Aufhängung und die Drehachse des Rotationskörpers nahezu deckungsgleich sind. Dadurch kann die Drehachse des Rotationskörpers stark ausgelenkt werden, der Kreiselkompass wird dadurch unbrauchbar und müßte erst wieder neu kalibriert werden (siehe auch Szene im Film "Apollo 13" kurz nach der Sauerstofftank-Explosion).

Aufbau

Kompass-Aufbau
  1. Kompassgehäuse
  2. Deckel
  3. Spiegel
  4. Visiereinrichtung
  5. Magnetnadel (teilweise mit Feststellhebel)
  6. Skala
  7. Anlegekante
  8. Richtungspfeil
  9. Halterung

Kompassgehäuse

Auch Dose genannt, enthält die Kompassnadel mit Lagerung, oft auch eine Dämpfungsflüssigkeit, die drehbare Skala und weitere Kompassmarkierungen (Nordmarke, Umgehungsmarken, ...). Die Dämpfungsflüssigkeit ist eine wichtige Ausstattung, da sie das Auspendeln der Kompassnadel stark verkürzt.

Deckel

Schützt den Kompass bei Transport und Wanderung. Bei einigen Varianten, z.B. der DP-Serie von Recta, ist der Deckel als festes Gehäuse gestaltet, aus dem stirnseitig die Kompassdose in einer Schublade integriert herausgezogen wird.

Spiegel

Dient beim Peilen zum gleichzeitigen Anvisieren eines Objekts über die Visiereinrichtung und Ablesen der Richtung auf der Skala.

Visiereinrichtung

Über die Visiereinrichtung wird ein Objekt in der Landschaft angepeilt. Sie besteht aus der Kimme und dem Korn.

Merkspruch: Kimme ist hier (beim Bediener), Korn ist dort (fern vom Bediener).

Die Bezeichnung Kimme und Korn stammt aus der Waffentechnik. Um einen militärischen Touch zu vermeiden, wird teilweise die Kimme als Visiermarke bezeichnet.

Magnetnadel

Eine Metallnadel aus dauermagnetisiertem Metall, oder an einen Dauermagneten gekoppelt. Durch das Erdmagnetfeld beeinflußt, zeigt die Nordspitze der Kompassnadel immer nach Norden. Die Nordspitze ist farblich (meist rot) und durch eine zusätzliche fluoriszierende Markierung gekennzeichnet.

Merkspruch: Rot zeigt nach Nord (schon oft wurde das übersehen und eine um 180° falsche Gradzahl abgelesen).

Skala

Auch Gradeinteilung genannt. Üblich und weit verbreitet ist die Gradeinteilung mit 360° für den Vollkreis. Vereinzelt gibt es auch Skalen mit Neugrad = Gon = 400° für den Vollkreis. Im militärischen Bereich gibt es - je nach Armee und Nation, den Artilleriekompass mit 6000°, 6200°, 6232° oder 6400° für den Vollkreis.

Anlegekante

Dient bei der Arbeit mit Karte und Kompass zum Einnorden der Karte, bzw. zum Ablesen der Richtung zwischen zwei Punkten auf der Karte. Wenn die zwei Punkte auf der Karte weiter auseinander sind, als das Kompassgehäuse lang ist, kann behelfsmäßig die Kompasskordel zwischen den Punkten gespannt, und die Anlegekante an der Kordel angelegt werden.

Richtungspfeil

Auch Kompassmarke genannt. Er ist fest mit dem Gehäuse verbunden und befindet sich immer zwischen Kimme und Korn. Der Richtungspfeil dient nach dem Peilen zum Ablesen der eingestellten Richtung auf der Skala.

Halterung

Zum Halten des Kompass beim Peilen, und zur Befestigung der Kompasskordel.


Anwendung

Kompass Anwendung

Grundsätzlichkeiten

  • Kompass waagerecht halten! Bei einem Verkanten des Kompasses stößt die Kompassnadel an Boden und Decke der Dose an und kann nicht frei auspendeln.
  • Peilen mit ausgestrecktem Arm und Kompass in Augenhöhe. So kann das Auge besser auf Kompass und Landschaft fokussieren, als wenn der Kompass zentimeterdicht vor das Gesicht gehalten wird.
  • Eisenhaltige und elektrische Gegenstände (Schienen, Stromleitungen, ...) meiden, weil die das Erdmagnetfeld verfälschen und der Kompass falsch anzeigt. Sogar Armbanduhren oder Taschenmesser können die Kompassnadel ablenken.
  • Sorgfältig arbeiten und sich Zeit lassen! Schon bei 1° Fehlpeilung läuft man auf 1km satte 17m am Ziel vorbei. In der normalen Anwendung ist eine aufsummierte Fehlpeilung von 3° bis 5° keine Seltenheit.
  • Pfleglicher Umgang. Der Kompass ist ein (Präzisions-)Messgerät. Durch starke Magnetfelder kann die Magnetisierung der Kompassnadel beeinträchtigt oder zerstört werden, ebenso durch starke Stöße.


Richtung aus Gradzahl

Um aus einer gegebenen Gradzahl die Richtung zu finden, geht man folgendermaßen vor:

  • Gegebene Gradzahl an der Skala einstellen, indem die Skala so lange gedreht wird bis der Richtungszeiger auf die gegebene Gradzahl weist.
  • Kompass am ausgestreckten Arm auf Augenhöhe halten und so lange schwenken, bis die Nordspitze der Kompassnadel auf die Nordmarke der Skala ("N" oder 360°) zeigt (im Spiegel beobachten).
  • Über die Visiereinrichtung in die angepeilte Richtung peilen und ein markantes Objekt in der Landschaft anvisieren.


Gradzahl aus Richtung

Die Gradzahl aus einer gegebenen Richtung zu ermitteln, läuft genau anders herum:

  • Mit dem Kompass in die gegebene Richtung peilen und die Skala so lange verdrehen, bis die Nordspitze der Kompassnadel deckungsgleich mit der Nordmarke der Skala ist (im Spiegel beobachten).
  • Am Richtungspfeil die eingestellte Gradzahl ablesen.


Koppelpeilung

Wenn eine größere Strecke in offenem Gelände nach einer gegebenen Gradzahl zurückzulegen ist, können sich schnell Fehler aufsummieren. Nicht nur durch Peilungs- und Ablese(un)genauigkeit, sondern auch durch den Krebsgang, bei dem man unbemerkt leicht seitlich wegläuft. Deswegen niemals mit dem Blick stur auf den Kompass vor der Nase gerichtet durch das Gelände laufen, sondern die Koppelpeilung anwenden:

Zuerst peilt man die gegebene Gradzahl, und schaut sich in dieser Richtung ein markantes Objekt aus. Zu dem geht man dann hin, und peilt von dort aus weiter. Problematisch ist hierbei, daß viele aus der Entfernung markante Objekte dann aus der Nähe total unauffällig sind.

Hier ist es besser, wenn man einen Kameraden dabei hat. Man peilt die Richtung, und schickt den Kameraden so weit voraus wie man ihn gut erkennen kann. Durch Ruf- oder Armzeichen wird er hin- und herdirigiert, bis er genau in der Peilung steht. Damit hat man ein unverwechselbares markantes Objekt, zu dem man nachrücken kann. Von dort aus neu peilen etc.


Kreuzpeilung

Mit der Kreuzpeilung läßt sich der eigene Standort in der Landschaft gut festlegen, selbst wenn man mitten auf einer Wiese steht. Man braucht dazu zwei markante Objekte (z.B. markanter Berg, Funkturm, Kirchturm, ...), die idealerweise im 90°-Winkel zueinander stehen. Bei einem Winkel kleiner 60° oder größer 120° ist es ratsam, ein drittes Objekt mit anzupeilen.

Die Kreuzpeilung ist aber weniger eine Methode nur für den Kompass alleine, mehr für die Arbeit mit Karte und Kompass.


Umgehung

Geht man eine Strecke durch offenes Gelände, kommt man gelegentlich an unüberwindliche Hindernisse. Für die Umgehung dieser Hindernisse nutzt man die auf vielen Kompassen vorhandenen Umgehungsmarken.

Dazu peilt man ohne die Skala zu verstellen auf eine Seite am Hindernis vorbei, bis die Nordspitze der Kompassnadel nicht auf die Nordmarke, sondern auf eine der Umgehungsmarken weist. Kann man mit dieser Peilung am Hindernis vorbeilaufen, läuft man in diese angepeilte Richtung los und zählt seine Schritte (z.B. 70).

Zur Gegenpeilung peilt man in die andere Richtung, bis die Nordspitze der Kompassnadel deckungsgleich mit der anderen Umgehungsmarke ist, und läuft die gezählten (70) Schritte in diese Richtung. Zuletzt kommt man auf der Linie der ursprünglichen Peilung, aber auf der anderen Seite des Hindernisses heraus.

Viele Kompasse haben ihre Umgehungsmarken im 60°-Winkel zur Nordmarke. Das hat den Vorteil, daß der Umgehungsweg mit der ursprünglichen Peilung ein gleichseitiges Dreieck bildet. Man befindet sich demnach nach der Umgehung um die gezählte Anzahl (70) Schritte näher am Ziel.


Tipps

In der Dämpfungsflüssigkeit kann sich u.U. eine Gasblase bilden. Ist diese Gasblase klein (ca. Stecknadelkopf groß), stört sie nicht weiter. Sie kann sogar als "Libelle" verwendet werden, zur Kontrolle daß der Kompass sauber horizontal gehalten wird. Wird die Gasblase zu groß, kann man den Kompass auf die Heizung oder in die Sonne legen, bis die Blase wieder verschwunden ist.


Selber machen

Kompasse lassen sich mit relativ einfachen Mitteln auch selbst herstellen. (Bastelanleitungen folgen, bzw. selbständig hier einfügen)

Weblinks