Koedukation

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Koedukation bedeutet das gemeinsame Erziehen von Jungen und Mädchen in einem Verband, Organisation oder Einrichtung. Das Wort ist ein aus dem Englischen entlehntes Kunstwort aus "co" für Miteinander und "education" für Erziehung. Das Gegenteil ist seeducation.

Geschichte der Koedukation in der deutschen Jugendarbeit

Als Mitte des 19. Jahrhundert die ersten Bünde entstanden war es selbstverständlich, dass es sich hierbei um eine reine Männerangelegenheit handelte. Schließlch waren damals die Rollen von Mann und Frau klar definiert und noch klarer voneinander getrennt: Männern stand es zu das (Über-)Leben zu sichern, das Einkommen zu verdienen und den Wehrdienst zu leisten - während Frauen sich um Kinder, Küche und Kirche kümmern mussten. Allerdings gab es schon damals koedukative Maßnahmen. Vor allem auf dem Land wurde beide Geschlechter in den gleichen Klassen unterrichtet - obwohl man es so nannte, das Mädchen "mitbeschult" wurden.

Erst Anfang des 20. Jahrhundert, im Zuge der Frauenbewegung, gründeten sich auch Bünde für Mädchen und Frauen. Die Geschlechtertrennung der Gesellschaft übertrug sich so, - von der damaligen Warte aus gesehen - vollkommen logisch, auch auf den Freizeitbereich. Diese Trennung blieb bis zum 2. Weltkrieg faktisch erhalten. Erst danach entwickelte sich die Idee, dass es auch gemeinsam gehen kann.

Doch erst in Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhundert - nach der Aufklärungswelle - begannen Verbände sich zusammen zu schließen. Allerdings mündeten die Erfahrungen der gemeinsamen Erziehung in den Verbänden vielerorts in einer Sensibilisierung der Geschlechter. Ergebnis war die Gründung von Arbeitskreisen für Mädchen/Frauen bzw. Jungen/Männer. Der BDKJ leistete sich damals sogar teilweise hauptberufliche Referenten für diese geschlechtsspezifische Arbeit. In den 90ern erkannte man in der Gender-Mainstreaming Disskussion, dass ein reflektiertes Miteinander besser sei.

Koekukation in der DPSG (mit PSG)

Die DPSG wurde 1929 als reiner Jungenverband gegründet. Jedoch gleich nach der Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg 1947 wurde überlegt Frauen als Leiterinnen zuzulassen. Dies geschah dann tatsächlich 1949 als Akelas für die Wölflingsstufe. Erst 1971 wurde die DPSG defacto für Mädchen und Frauen geöffnet.

Aufgrund der geschlechtsgetrennten Erfahrung gründete sich paralell zur männlichen DPSG die weibliche PSG ebensfalls 1947. Die PSG als reiner Mädchen/Frauenverband besteht heute noch. 1982 wurde überlegt die PSG mit der DPSG verschmelzen zu lassen, aber die Mitglieder der PSG entschieden sich dagegen.

Bündische Verbände

Manche Bünde verbieten eine Koedukation und halten strikt an der Geschlechtertrennung fest. Als Grund dafür wird genannt, das sich Jungen und Mädchen vor allem in den Sipplingstypischen Alterstufen zwischen 12 und 18 Jahren (also in der Pubertät und Postpubertät) sehr unterschiedlich entwickeln.

Pro & Contra

Für Koedukation spricht, dass in keinem Bereich der Gesellschaft eine Geschlechtertrennung stattfindet. In Familie, Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit - überall treffen beide Geschlechter aufeinander und arbeiten zusammen. In koedukativen Verbänden können Mädchen und Jungen einen gesunden Umgang miteinander lernen und werden somit auf den Alltag vorbereitet.

Auch das veränderte Rollenverständnis von Mann und Frau spricht für Koedukation. Frauen in (so genannten) Männerberufen, Männer die Kinder erziehen etc., zeigen, dass sich die Geschlechter nicht mehr festlegen lassen. In koedukativen Verbänden ist es möglich das beide voneinander lernen können.

Seedukative Verbände sehen dies anders. Verschiedene Interessen können besser berücksichtigt werden. So gehen sie davon aus, dass Jungen sich meist für Raufspiele wie British Bulldog interessieren und dem Basteln eher abgeneigt sind, wohingegen Mädchen sich eher kreativen Aufgaben widmen. Koedukative Verbände kennen dies so nicht, da immer beide Geschlechter alle Dinge ausprobieren.

In den koedukativen Verbänden gibt es natürlich eine situative Seedukation. Denn es gibt Themen, Anliegen, Probleme, die nur getrennt bearbeitet werden können.

Vorsicht ist geboten bei der Mitgliederentwicklung in koedukativen Verbänden. So müssen sich Leitungsteams den Mitgliedern einer Gruppe anpassen. Es darf nicht sein, dass bei einer Gruppe aus lauter Mädchen nur männliche Leiter vorhanden sind und umgekehrt. Das birgt Probleme in sich - vor allem bei der Aufsichtspflicht.

Weblinks