Bannerklau
Der umstrittene Brauch des Bannerklaus (in Österreich Lagerüberfall genannt) ist typisch für den deutschsprachigen Raum. Hält ein Stamm ein Lager ab, wird von anderen Pfadfinder- oder Jugendgruppen versucht, das Banner des Stammes zu entwenden um es später gegen ein symbolisches "Lösegeld" zurückzutauschen. Dieser Brauch wird von der angreifenden Gruppe keineswegs als ein Akt der Feindschaft, sondern viel mehr als ein "Spiel" betrachtet. Als Sinn dieses Spiels wird des öfteren angeführt, sich damit an den Grundsatz Baden Powells zu erinnern, immer mit wachen Augen durch's Leben zu gehen. Oft wird auch versucht unbemerkt irgendwelche Lagerbauten mit Klopapier einzuwickeln oder die Schuhe der Kinder auf einen Haufen zu werfen etc.. In manchen Bünden wird die Aktion auch einfach als Überfall bezeichnet.
Ausland und ausländische Gäste
Ausländische Gastgruppen in Deutschland, oder Gastgeberländer bewerten den Bannerklau in der Regel als Ehrverletzung und missbilligen ihn entschieden! Dies kann im Ausland bis zum Platzverweis der angreifenden Gruppe führen. Auf Großlagern ist Bannerklau tabu (ungeschriebenes Gesetz), gerade auch um oben beschriebenen Problemen auszustellen.
Diskussion und rechtliche Situation
Rein rechtlich ist der Bannerklau ein Diebstahl, auch wenn eine Lösegeldforderung hinterlassen wird. Dies bedeutet, der bestohlene Stamm kann den Diebstahl bei der Polizei zur Anzeige bringen. Die Lösegeldforderung gilt dann bereits als Geständnis und gibt Hinweise zum Aufgreifen der Täter. Einige Stämme setzten ihr Recht durch eine Anzeige konsequent um, da Bannerklau und andere Lagerüberfälle immer wieder auch die Gesundheit der Lagerteilnehmer gefährden (von Angstpsychose über Körperverletzung bis Todschlag durch z.B. zu Fall gebrachte Lagerbauten, Masten etc.).
Auf vielen offiziellen Pfadfinderplätzen, gibt es bereits Regelungen die den Bannerklau regulieren sollen. So ist er auf manchen Plätzen prinzipiell verboten, nach vorhergehender Absprache mit dem „Kontrahenten“ jedoch erlaubt.
Abseits des rechtlichen Blickwinkels können dem Bannerklau durchaus auch positive Aspekte abgewonnen werden: Gerade für die Jüngere bietet er ein wahrhaftes Abenteuer, welches sicher lange in Erinnerung bleiben wird. Der Bannerklau als Spiel und sportlicher, abenteuerlicher Wettstreit kann als gemeinsames Erlebnis viel zum Gruppengefühl beitragen. Die verschiedenen Gruppenmitglieder haben die Möglichkeit sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen und gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten.
Einige Diözesanverbände haben offiziell dazu aufgerufen, Bannerklau als Diebstahl zu betrachten und ihn daher direkt bei der Polizei anzuzeigen.
Bevor es zu rechtlichen Schritten kommt sollte man allerdings von beiden Seiten versuchen miteinander zu reden. Heißt der andere Stamm den Bannerklau nicht gut, sollte man von ihm absehen. Wiedersetzt man sich dem, muß man damit rechnen angezeigt zu werden.
Stimmen beide Gruppen einem Bannerklau zu, bietet es sich an, um unpassende Gewalt zu vermeiden, vorher feste Regeln abzusprechen nach denen der Bannerklau vor sich gehen soll. Werden diese Regeln von beiden Seiten eingehalten und gegebenenfalls deren Einhaltung kontrolliert, kann ein Bannerklau durchaus friedlich ablaufen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, die Gegner einfach durch abklatschen aus dem Spiel ausscheiden zu lassen.
Tipps für die Angreifer
- Der richtige Zeitpunkt für die "Angreifer" ist meist nicht vor Sonnenuntergang, da die Dunkelheit für ein solches Unternehmen die größten Erfolgschancen garantiert. Auch sollte man darauf achten, dass zum Zeitpunkt des Angriffs als Wache möglichst unerfahrenes Personal eingeteilt ist, dass im Ernstfall noch nicht genau weiß, wie es sich zu verhalten hat.
- Manchmal ist ein Ein-Mann-Kommando am hellichten Tag unauffälliger als ein zehnköpfiges Team in der Nacht.
- Viele Stämme holen ihre Banner jedoch mit einsetzender Dämmerung nieder, um sie erst am Morgen neu zu hissen.
- Am Tage sollte das Lager ausgekundschaftet werden, um Gefahrenquellen für beide Seiten auszuschließen.
- Nur vernünftige/reife Personen zum Überfall mitnehmen-das veringert die Gefahr das etwas schlimmeres passiert.
- Waffen (Knüppel, Fahrtenmesser, Lange Taschenlampen, Pfannen etc.) verbieten sich von selbst.
Tipp für die Lagerwache
- Falls die Nachtwache nicht auf Streife ist, sollte sie sich Nachts mit dem Rücken zum Lagerfeuer positionieren: Falls sie nämlich längere Zeit in das Feuer blickt, passen sich die Pupillen der Augen an die kontinuierliche Helligkeit an, so dass die Wache einige Zeit lang fast blind ist, wenn sie plötzlich die Angreifer in der Dunkelheit zu erspähen versucht.
- Alarmiert das Lager mit viel Lärm: Je schneller die Verteidiger aus den Zelten kommen, desto geringer ist die Erfolgsaussicht der Angreifer.
- Nachts blenden Hallogen-Strahler die Angreifer kurzfristig und verschaffen den Verteidigern Zeit.
- Lernt möglichst alle Lagerteilnehmer kennen, damit ihr Fremde erkennt.
- Waffen (Knüppel, Fahrtenmesser, Lange Taschenlampen, Pfannen etc.) verbieten sich von selbst.