Stufenwechsel (DPSG)
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Als Stufenwechsel bezeichnet man den Wechsel einzelner Gruppenmitglieder in die nächstältere Gruppe.
Allgemeines
Kinder- und Jugendgruppen in der DPSG werden nach dem Alter der Mitglieder in die sogenannten Stufen oder Altersstufen eingeteilt:
- Wölflinge (7 - 10 Jahre)
- Jungpfadfinder (10 - 13 Jahre)
- Pfadfinder (13 - 16 Jahre)
- Rover (16 - 20 Jahre)
Die Mitglieder sind auf dem Weg durch die Stufen
Im Gegensatz zu den meisten anderen Jugendverbänden, bleibt die Zusammensetzung einer Gruppe der DPSG nicht über Jahre bestehen. Vielmehr bleiben die Gruppen in den Altersstufen bestehen und die Mitglieder wechseln die Gruppe, wenn sie in eine andere Altersstufe kommen. Jedes Jahr verlassen die ältesten Mitglieder, im Idealfall ein Drittel, die Gruppe und werden Teil der nächst älteren Gruppe, während aus der jüngeren Gruppe deren älteste Mitglieder neu in die Gruppe kommen und nun die Jüngsten sind. Welche und wie viele Mitglieder die Gruppe wechseln wird von den Leitern, ggf. in Absprache mit den Leitern der anderen betroffenen Gruppe, entschieden. Dabei ist nicht nur das Alter, sondern vor allem der Entwicklungsstand des Einzelnen ausschlaggebend.
Der Stufenwechsels bricht Rollenstrukturen auf
Der Sinn des Stufenwechsels besteht darin, dass die Rollenstrukturen in den Gruppen immer wieder aufgebrochen wird. Wer nach drei Jahren zu den Ältesten zählt und den Ton in der Gruppe angibt, findet sich plötzlich in der Rolle eines der jüngsten Gruppenmitglieder wieder. Die neue Gruppe wird von anderen Leitern geleitet, es gibt andere Traditionen und gelten vielleicht auch andere Regeln. Das ist sicher nicht einfach, kann aber auch eine große Chance sein für jene, deren Rolle eher in Richtung "Gruppenkasper" oder "Ewiger Verlierer" ausgeprägt war. Sie haben nun die Möglichkeit, neu zu beginnen.
Auch in der alten Gruppe werden die Rollen neu gemischt, die "Alte Riege" ist gegangen und andere Mitglieder können deren Platz, z.B. als Kleingruppensprecher, einnehmen. Hier gilt es neu Verantwortung zu übernehmen und an den Aufgaben zu wachsen. Jene Mitglieder, die erst ein Jahr in der Gruppe sind, werden nun im Gegensatz zu den ganz neuen zu "Alten Hasen", denen sie die Traditionen und Gepflogenheiten der neuen Gruppe näher bringen.
Vom Stufenwechsel profitieren auch Quereinsteiger, die keine Pfadfinderkarriere hinter sich haben, sondern ganz neu zu den Pfadfindern kommen. Es ist viel schwerer, neu in eine Gruppe zu kommen, die schon seit Jahren in der gleichen Besetzung existiert als in eine Gruppe, die immer in Bewegung bleibt und gewohnt ist, dass immer wieder neue Mitglieder integriert werden.
Stufenwechsel als Vorbereitung auf das Leben
So wird durch den Stufenwechsel vermieden, dass sich über Jahre Rollen einschleifen, die den Mitgliedern keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr bieten. Durch die immer wieder neuen Situationen und Gruppen müssen sich die Mitglieder immer wieder neu in die Gemeinschaft integrieren bzw. andere in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Der Wechsel zwischen der Rolle der Jüngsten und der Ältesten fordert die Kinder und Jugendlichen immer wieder neu, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen und daran zu wachsen.
Wir Pfadfinder sehen darin eine Vorbereitung auf das Leben, denn auch dort ist es immer wieder erforderlich, Menschen kennen zu lernen, sich auf sie einzustellen und seinen Platz in der jeweiligen "Gruppe" (Familie, Kollegenkreis, Verein, Pfarrgemeinde, ...) zu finden.
Wer wechselt die Stufe?
Die Entscheidung, welche Mitglieder in die nächst ältere Gruppe wechseln, ist für das Leitungsteam nicht einfach. Einen Anhaltspunkt bietet das Alter der Mitglieder, aber entscheidender ist der Entwicklungsstand des Einzelnen. Im Idealfall haben die ältesten Mitglieder in der Gruppe in den vergangen drei Jahren immer mehr Verantwortung übernommen, viel gelernt und an die Jüngeren weitergegeben. Manchmal beginnen die Älteren auch, sich zu langweilen, das "Stufentypische Programm", kann sie nicht mehr begeistern und sie suchen neue Herausforderungen, die mit den Jüngeren in der Gruppe zusammen nicht möglich sind. In der Praxis sieht das manchmal anders aus und nicht selten verhält sich einer der Älteren ganz anders, als die Leiter es von ihm erwarten würden. Hier gilt es abzuwägen, ob es sinnvoll ist, ihn erst im nächsten Jahr in die nächste Stufe wechseln zu lassen, damit er noch ein Jahr Zeit hat, sein Verhalten zu ändern und z.B. mehr Verantwortung in der Gruppe zu übernehmen, oder ob er gerade jetzt aufsteigen sollte, damit er als einer der Jüngeren in der nächsten Gruppe gezwungen ist sich in die Gruppe einzufügen. Die Entscheidung ist nicht einfach, und leider werden oft vor allem die organisatorischen Fragen wie z.B. Größe der Gruppen vor und nach dem Stufenwechsel betrachtet, wobei in den Hintergrund rückt, dass der Stufenwechsel ein zentrales pädagogisches Instrument ist, mit dem wir Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg fördern wollen.
Anhaltspunkte
Für die Entscheidung, wie viele und welche Mitglieder die Gruppe wechseln sollten, sind folgende Fragen Anhaltspunkte:
- Welche Entwicklung hat der Einzelne in der Gruppe erfahren und welche Chancen hätte er in der neuen Gruppe?
- Wie alt ist der Einzelne und wie ist die Altersstruktur der Gruppe?
- Sollten einige "Freunde" zusammen aufsteigen oder gerade nicht, weil dann der Einzelne eine Chance hat, aus der alten Rolle auszubrechen?
- Gibt es überhaupt eine Gruppe, in die die Mitglieder aufsteigen können? Manchmal gibt es nicht in allen Stufen Gruppen
- Wie ist die Altersstruktur in der älteren Gruppe?
- Wie groß sind die beteiligten Gruppen nach dem Stufenwechsel? Ist eine sinnvolle Arbeit noch möglich?
Durchführung des Stufenwechsels
Nachdem geklärt ist, welche Mitglieder die Gruppe/Stufe wechseln und eine möglichst einvernehmliche Lösung mit allen Beteiligten gefunden ist, wird der Stufenwechsel vorbereitet. Da er in der Regel alle Stufen betrifft, wird er meistens als Stammesaktion durchgeführt, es kann aber auch eine Aktion von nur zwei beteiligten Gruppen sein.
Ein besonderer Rahmen bietet sich an, z.B. in Verbindung mit einer gemeinsamen Wanderung, einem Lager, einem Ausflug; es kann aber auch ein Fest oder ein besonderer Gottesdienst sein. Wichtig ist, dass die beteiligten Gruppen und die Verabschiedung der Mitglieder aus der alten und die Aufnahme in die neue Gruppe im Mittelpunkt steht. Diese Aufnahme ist nicht zu verwechseln mit dem Versprechen, das die aufgestiegenen Mitglieder in der neuen Gruppe frühestens in einigen Monaten ablegen werden.
Der Stufenwechsel ist auch für Leiter eine Herausforderung, denn die Mitglieder, die man jetzt seit Jahren kennt und die in der Regel die Gruppe tragen, verlassen sie nun; dafür kommen neue, jüngere, die noch viel lernen müssen.