Erich Mönch

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Schnauz

Erich Mönch (* 10. Juli 1905 in Rötenbach bei Calw; † 26. Mai 1977 in Unterjesingen bei Tübingen) Fahrtenname „Schnauz“, war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Tübinger Kunstszene nach dem Zweiten Weltkrieg. Er erhielt 1970 anlässlich seiner Pansionierung für seine Verdienste um die Weiterentwicklung der Lithografie das Bundesverdienstkreuz und wurde später von der Akademie zum Ehrenmitglied ernannt. Außerdem gab er wesentliche Impulse für die deutsche Pfadfinderbewegung.

Leben

Erich Mönch wurde am 10. Juli 1905 in Rötenbach bei Calw im Schwarzwald geboren, wo sein Vater Lehrer war. Von ihm, der gleichzeitig Beauftragter des Denkmalschutzes war, erbte der Sohn die Liebe und das Interesse an Bodenfunden und alten Geräten. Im Jahre 1917 zog die Familie wegen Versetzung des Vaters nach Unterjesingen bei Tübingen um. Erich Mönch besuchte die Oberrealschule in Tübingen. Nach beendetem Schulbesuch zog es ihn als talentierten Zeichner zur Lithografie, für die er sich durch eine Lehre von 1920-1923 bei Staehle und Friedel in Stuttgart das nötige Grundwissen aneignete. Im Jahr darauf arbeitete er noch bei dem Kunstmaler Lambrecht, bevor er 1924 seine Ausbildung auf der damaligen Kunstgewerbeschule fortsetzte. In Professor Friedrich Hermann Ernst Schneidler fand er dort einen ausgezeichneten Lehrer, mit dem ihn auch noch später eine herzliche Freundschaft verband. Hervorragende Freunde fand er in dieser Klasse in HAP Grieshaber, Eberhard Koebel (tusk) und Fritz Stelzer (pauli), die beiden letzteren kamen wie er aus der Jugendbewegung. Nach abgelegtem Examen betrieb er zunächst mit HAP Grieshaber das graphische Atelier „Igel“, zeichnete und illustrierte für verschiedene Verlage und bekam dann in Berlin eine feste Anstellung.

Ab 1920 gab er zuerst für den Metallarbeiterverband eine Jungarbeiterschrift heraus, die auch von ihm illustriert wurde. Ende 1931 wurde er Redakteur der Fachzeitschrift „Metallarbeiterjugend“ innerhalb der Gewerkschaft IG Metall in Berlin, die 1933 in die Deutsche Arbeitsfront (DAF) überführt wurde. Diese Tätigkeit übte er bis August 1939 zum Teil unter sehr schwierigen Verhältnissen aus. Erich Mönch wurde vorgeworfen, er würde nicht im Sinne der Zeitung „Völkischer Beobachter“ schreiben. Im Herbst 1938 wurde er in ein Umschulungslager nach Wünsdorf gebracht. Erst nachdem sich mehrere seiner Pfadfinderfreunde energisch für ihn eingesetzt hatten und in Wünsdorf vorstellig geworden waren, wurde er nach zwei Monaten entlassen. In der weiteren Entwicklung wurde seiner Redaktion langsam aber stetig das Druckpapier für seine Zeitung entzogen; das Blatt wurde immer dünner und so war es unausweichlich, dass die Zeitschrift eingestellt wurde. Er wurde daraufhin in die technische Abteilung der Deutschen Arbeitsfront versetzt.

Am 10. Mai 1939 heiratete er in Berlin Beate Kalinich, die Ehe blieb kinderlos. Zu Kriegsbeginn wird Erich Mönch zuerst als Flaksoldat an den Westwall nach Holland und später zum Wehrkommando der Luftwaffe nach Berlin als Kartenzeichner versetzt. Das Paar wohnte in der Wilmersdorfer Straße am Mommseneck, Berlin-Charlottenburg, im vierten Stock. Als das Haus durch Bomben beschädigt wurde, verlegte er seinen Wohnsitz Ende Dezember 1944 nach Unterjesingen.

Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte er im August 1945 nach Unterjesingen zurück.

Lehrtätigkeit

Zunächst arbeitete Erich Mönch als freischaffender Künstler, bekam aber im Jahre 1950 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart eine Anstellung als Lehrer für Lithografie. Er leitete Seminare an der Sommerakademie von Oskar Kokoschka. Studenten aus aller Welt wurden von ihm unterrichtet und er erhielt internationalen Ruf. Von November 1963 bis Februar 1964, sowie November und Dezember 1964 war er Gastdozent am berühmten Pratt Institute in New York City, im November und Dezember 1965 lehrte er an der Universitiy of Cornwallis in Oregon. Bei diesen drei USA-Aufenthalten unternahm er ausgedehnte Reisen ins Land, wovon viele Aquarelle, Zeichnungen und Lithografien Zeugnis ablegen und die er ausführlich in der Zeitschrift „Der Graue Reiter“ beschrieb.

Im Laufe seiner Lehrtätigkeit entwickelte er immer neue Techniken, die Zeichnungen auf den Stein zu bringen, immer wieder überraschte er seine Schüler mit neuen Methoden. Wegen seiner umfassenden Fachkenntnisse galt er als Koryphäe der Lithografie. In Willi Baumeister und Luitpold Domberger fand er geistesverwandte Partner. Zum Abschluss seiner zwanzigjährigen Tätigkeit an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart 1970 wurde ihm anlässlich seiner Pensionierung für seine Verdienste um die Lithografie das Bundesverdienstkreuz verliehen, später wurde er von der Akademie noch zu ihrem Ehrenmitglied ernannt.

Künstler

Die Ellipse

Die Ellipse war eine Künstlergemeinschaft Tübinger und Reutlinger Bildhauer, Maler und Graphiker, die 1951 gegründet wurde und bis 1965 bestand. Sie ging aus der Notgemeinschaft Tübinger-Reutlinger Künstler hervor. Die Ellipse war Aktionsgemeinschaft, Diskussionsforum und gesellschaftlicher Zusammenschluss in einem. Zu den Künstlern der Gruppe zählen unter anderem Ugge Bärtle, Heiner Bauschert, Gerth und Valeska Biese, Günther und Elisabet Hildebrand, Karl Kürner, Karl Langenbacher, Erich Mönch, Hadwig Münzinger, Rosemarie Sack-Dyckerhoff und Fritz Springer.

Künstlerbund Tübingen

Schnauz links im Stiefelhof

Erich Mönch war Gründungsmitglied des auf Initiative des jungen, kunstbegeisterten AOK-Direktors Kurt Hafner, zusammen mit zehn Künstlern und dem Journalisten Wilfried Schäfer im November 1971 ins Leben gerufenen Künstlerbundes Tübingen, der eine der beständigsten Künstlervereinigungen in Deutschland ist. Sein Engagement und Kurt Hafners erfolgreiche Grafik-Editionen stehen am Beginn des besonderen Schwerpunktes Druckgrafik und des Druckzentrums. Nach einem Provisorium in Räumen der Kunsthalle Tübingen, zog der Künstlerbund 1972 in die Altstadt und gründete das „Druckzentrum im Stiefelhof“.

Schüler von Erich Mönch

  • Hilde-Marie Achstetter, Lithografie
  • Hermann Bierer, Lithografie
  • Gerhard Walter Feuchter, Lithografie- und Radierkurse
  • Gerhard Hezel, Lithografie
  • Gernot Huber, Lithografie
  • Wolfgang Werkmeister, Lithografie
  • Jula Dech, Lithografie
  • Margarete Luchting Paysan, Lithografie

Pfadfinder

bis 1945

Sein Werdegang in der deutschen Jugendbewegung: Erich Mönchs (Pfadfindername: Schnauz) kam schon in jungen Jahren, um 1921, mit der Jugendbewegung im Bund der Wehrtempler in Berührung. Sein Bruder Otto, im Zweiten Weltkrieg als Leutnant gefallen, führte dort eine Gruppe, der auch Schnauz angehörte. Diese Gruppe trat 1926 dem neu gegründeten Bund der Sturmtrupp-Pfadfinder, Deutsche Waldritterschaft bei. Schnauz war Hauptfeldmeister des Bundes.

1929 gründete Schnauz am Teufelssee im Grunewald der Jungenstamm „Braune Bären Berlin“ (kurz: BBB-Stamm). Auf seine Initiative hin entstand auch ein berittener Stamm „Grauer Reiter“ in Soldin. Zuvor war Schnauz schon Stammesfeldmeister im Stamm „Jukasjärvi“ in Stuttgart. Der Stammesname rührt von einer Großfahrt im August 1928 her, die Schnauz mit einigen Kameraden in das schwedische und norwegische Lappland unternommen hatte.

Im August 1934 fand das letzte Bundestreffen, bereits in der Illegalität, auf dem Jugendland statt, an dem fast alle Bundesangehörigen teilnahmen. Kurz darauf kam der letzte Bundesbefehl heraus, der die Selbstauflösung anordnete; das gesamte Inventar wurde vernichtet, die Heime verbrannt. Zwei Stämme wiedersetzten sich dem Befehl und lösten sich nicht auf. Der „Braune-Bären-Stamm“ beschloss, sich zu tarnen, und trat unter dem Namen „Technische Bereitschaft“ als Stabjungenzug dem Jugendbann 155 des Jungvolks in Berlin-Kreuzberg bei. Das Abzeichen war die längshalbierte Pfeillilie des Sturmtrupps, die als wikingischer Enterhaken ausgegeben wurde. Als Schnauz von einem ehemaligen Bündischen in der Reichsjugendführung über seine bevorstehende Verhaftung gewarnt wurde, kam er dieser zuvor, in dem er sich freiwillig zum Militärdienst meldete. Daraufhin löste sich auch diese Zelle geheimer bündischer Arbeit auf ein vorbereitetes Stichwort hin auf.

Bei seinem Studium an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart saßen Schnauz und Eberhard Koebel (tusk) in der selben Klasse. Wenn auch sehr verschieden im Wesen, hatten sie doch durch die beiderseitige Zugehörigkeit zur Jugendbewegung viel Gemeinsames; besonders als Schnauz Gelegenheit hatte, 1927 mit tusk auf Lapplandfahrt zu gehen, verstärkte sich die Freundschaft. Dies wirkte sehr befruchtend auf beide und sie haben ihre beiderseitigen Erfahrungen in ihren Gruppen nutzbar gemacht - auch als beide 1928 beziehungsweise 1929 nach Berlin gingen. Sie trafen sich immer wieder und erst als der von tusk eingeschlagene Kurs zu sehr nach links schwenkte, wurde die Verbindung lockerer.

Nach der Verhaftung tusks wegen „Zersetzung des Jungvolks und der Hitlerjugend“ am 18. Januar 1934 trat dessen Mutter an Schnauz heran, sich für dessen Entlassung in Berlin einzusetzen, was ihm schließlich gelang. Schon auf dem Weg in die Emigration nach Schweden besuchte tusk Schnauz zum Dank auf einem illegalen Pfadfinderlager der „Braunen Bären“ und „Grauen Reiter“ an der Havel. Die Verbindung riss nie ab. Noch kurz vor tusks Tod im Jahre 1955 trafen sie sich in Stuttgart.

Nach 1945

Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft versuchte Erich Mönch sofort wieder Jungengruppen aufzubauen. Daraus entstand der „Tübinger Bund“, der bald darauf im Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) aufging. Damit begann ein Lebensabschnitt, der ihn unter seinem alten Pfadfindernamen „Schnauz“ in der gesamten Jugendbewegung Deutschlands bekannt machte. Er war neun Jahre Landesfeldmeister, arbeitete maßgeblich an der Bundesordnung des BDP sowie an der Bundeszeitschrift Jungenleben mit. Hierfür schrieb er unzählige Artikel, auch die graphische Gestaltung lag maßgeblich in seinen Händen.

1952 wird der Gau „Grauer Reiter“ gegründet, den Schnauz durch seine starke musische Veranlagung bestimmend prägt. Nach tief greifenden Differenzen entsteht 1956 die Pfadfinderschaft Grauer Reiter, deren erster Bundesführer Schnauz wird. Weit über seinen Bund hinaus wirkten die von ihm angeregten und organisierten Überbündische Treffen. Durch seine Freundschaft und guten Verbindungen zu den meisten Führern der großen Bünde wurden die Treffen auf dem Hohenkrähen und, ein Jahr später beim Nerother Wandervogel auf Burg Waldeck, zu einem großen Erfolg. Beim Meißnerlager 1963 war Schnauz wieder maßgeblich an der Gestaltung der Werkgilden beteiligt. 1961 trat er als Bundesführer zurück und widmete sich nun voll und ganz der Bundesschrift „Der Graue Reiter“.

Das sechste Überbündische Treffen zu Pfingsten 1977 auf dem Allenspacher Hof konnte er nur noch von seinem Krankenlager aus helfend vorbereiten, sein Wunsch daran teilzunehmen ging nicht mehr in Erfüllung. Zwei Tage vor Beginn des Treffens starb er unerwartet in seinem Heim in Unterjesingen. Am Pfingstmontag 1977 trugen ihn sechs Graue Reiter zu Grabe, Abordnungen der Bünde vom Lager gaben ihm das letzte Geleit. Der Graue Reiter nahm damit Abschied von einem Menschen, dessen Name vor allem aus der Jugendbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr wegzudenken ist. Seine Ideen, die zunächst im Grauen Reiter in die Tat umgesetzt wurde, fanden in vielen Bünden Nachahmung und wurden später auch mit eigenem Leben erfüllt. Für den Grauen Reiter im Besonderen war er seit der ersten Stunde Promotor und Mentor, ohne Schnauz wäre er gar nicht entstanden. Seine Lebensgeschichte ist ab den 1950er Jahren so eng mit derjenigen der Pfadfinderschaft Grauer Reiter verwoben, dass die Lücke, die er bei ihr hinterlassen hat, niemals geschlossen werden konnte.

Literatur

  • Barbara Lipps-Kant u. a.: Die Künstler der Ellipse. Tübingen 2001
  • Kurt Hafner (Herausgeber): Erich Mönch. Tübingen 2003, der Katalog ist in Bildern, Dokumenten und Aufsätzen, eine Hommage an eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Tübinger Kunstszene nach dem Zweiten Weltkrieg, ISBN 910090-55-9
  • Erich Mönch: Werkstattbuch der Lithographie für Künstlerlithographen und Studierende. Bearbeitet und erweitert von Walter Schautz, Argenbühl-Ratzenried 1978

Weblinks

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