Dieser Artikel überschneidet sich thematisch mit Kompass.
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Eine der wichtigsten Kenntnisse und Fähigkeiten eines Pfadfinders ist die Orientierung im Freien. Dazu stehen ihm verschiedene natürliche und technische Hilfsmittel zur Verfügung:
- Karten (vorzugsweise Topographische Karten)
- Kompass
- Uhr (vorzugsweise Analog-Uhr)
- Astronomie (Sonne, Mond, Sterne)
- Botanik
- ...
Karten
Gutes Kartenmaterial vorausgesetzt, kann man sich im Freien gut orientieren. Wichtig dabei ist eine möglichst genaue Darstellung der Karte. Große Maßstäbe wie z.B. bei Autoatlanten und Straßenkarten sind meist ungeeignet. Auch Stadtpläne oder an Wanderwegen aufgestellte Wandererkarten sind oft zu sehr stilisiert.
Optimal sind sog. Topographische Karten im Maßstab 1:25000 oder 1:50000. Auf ihnen sind auch Wald- und Gewässergrenzen, Wege und Höhenlinien sowie neuerdings die UTM-Koordinaten eingezeichnet, was für Pfadfinder eine gute Hilfe ist. Topographische Karten gibt es als Faltblätter in der Preisklasse zwischen 6,- und 15,- Euro, oder bei Landesvermessungsämtern als Bundeslandweise Kartensammlung auf CD-Rom für zwischen 40,- und 100,- Euro.
Da Topographische Karten eine hohe Detailtreue haben, veralten sie vergleichsweise schnell. Deswegen soll das Ausgabedatum der Karte mit beachtet werden. Ist die Ausgabe schon mehr als 3 Jahre alt, muß man bereits mit einigen deutlichen Veränderungen in der Landschaft rechnen, da von Recherche über Karteneditierung und Kartendruck bis Einführung in den Handel bis zwei Jahre vergehen können. Eine 3 Jahre alte Karte zeigt dann also die Geographie, wie sie vor ca. 5 Jahren war.
Zur kombinierten Anwendung von Karte und Kompass siehe dort.
Ohne Kompass
Man kann sich in der Natur auch ohne Kompass zurechtfinden, von der Karte abgesehen. Im Folgenden werden Methoden beschrieben, mit denen man sich im Notfall orientieren kann.
Uhr
Die wahrscheinlich bekannteste Art ist der Trick mit der Uhr: Man richtet den Stundenzeiger auf die Sonne aus, dann halbiert man die Strecke zwischen dem Stundenzeiger und 12 Uhr. Dort ist ungefähr die Südrichtung. Die Methode funktioniert natürlich nur wenn man eine Uhr mit Zeigern dabei hat. Ansonsten muss man sich auf andere Methoden verlassen. Auch bei bewölktem Himmel kann man feststellen, in welcher Richtung die Sonne zu finden ist. Dazu nimmt man einfach ein weißes Blatt Papier und stellt einen Stift (oder ähnliches) senkrecht darauf. Trotz des bewölkten Himmels kann man nun einen schwachen Schatten erkennen und somit den Uhrzeiger auf die Sonne ausrichten.
Polarstern
In der Nacht orientiert man sich am besten am Polarstern. Er steht immer im Norden. Voraussetzung ist allerdings ein wolkenloser Nachthimmel. Den Polarstern findet man ganz leicht so: Zuerst sucht man den großen Wagen (großer Bär). Danach verlängert man die hintere Achse 5-mal (siehe Bild). Der helle Stern, auf den man stößt, ist der Polarstern. Er ist der Anfang der Deichsel des kleinen Wagens (kleiner Bär). Der Polarstern steht immer im Norden, ganz gleich zu welcher Jahreszeit.
Will man tagsüber die Himmelsrichtungen ohne Uhr bestimmen, so muss man zu anderen Methoden greifen. Folgend seht ihr eine ganze Menge Arten, mit denen man die Richtung bestimmen kann. Allerdings sollte man verschiedene Arten miteinander vergleichen, um sicher gehen zu können. Hier einige Methoden:
Sonne
Am Lauf der Sonne könnt ihr ziemlich genau die Himmelsrichtungen bestimmen, wenn ihr diesem Spruch folgt: "Im Osten geht die Sonne auf, nach Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen will sie untergehn`, im Norden ist sie nie zu sehn`. " Das heißt im Osten steht sie um 6.00 Uhr, um 12.00 Uhr im Süden und um 18.00 Uhr im Westen. Im Norden steht die Sonne nie. Dieser Spruch stimmt allerdings nur in der Winterzeitumstellung ganz genau.
Venus
Die Venus findet man kurz vor Sonnenaufgang im Osten und abends nach Sonnenuntergang genau im Westen. Wichtig ist, dass die Venus nur kurz vor und nach dem Sonnenauf- und untergang exakt in der jeweiligen Himmelsrichtung steht und nicht irgendwann nachts.
Alte Kirchen
An alten Kirchen und Kirchenruinen kann man auch gut die Himmelsrichtungen bestimmen, denn der Turm wurde meistens nach Westen und der Altar nach Osten gebaut. Da die Stürme meistens aus dem Westen kamen und noch kommen bauten die Menschen den Turm als Schutz dagegen nach Westen hin. Der Altar zeigte nach Osten ins Morgenland.
Freistehende Bäume
Freistehende Bäume auf Wiesen und Feldern, die dem Wind ausgesetzt sind, neigen sich meistens nach Osten, da der Wind aus dem Westen kommt und die Bäume auf die Seite drückt. Sie sollten am besten auf einer Anhöhe stehen, wo der Wind die ganze Zeit kräftig bläst.
Moos
Moos wächst oft an Bäumen im Nord- Westen. Da das Moos Schatten liebt und der Regen aus dem Westen kommt (siehe oben) wächst es im Nord- Westen am besten. Allerdings muss der Baum einzeln stehen und Sonne und Regen ausgesetzt sein (siehe oben).
Schnee
Schnee an freistehenden Bäumen bleibt oft im Nord- Westen am längsten liegen, da der Schnee aus dem Westen kommt und der Schnee auf der Südseite des Baumes schmilzt, bleibt er im Nord- Westen am besten und längsten liegen. Für die freistehenden Bäume gilt dasselbe wie oben.
Baumstümpfe
Auch an Baumstümpfen kann man die Himmelsrichtungen ablesen, sofern er frei auf einem Feld steht. Da die Sonne die meiste Zeit aus der Süd- Richtung scheint, wächst der Baum auf der Sonnenseite schneller und die Jahresringe werden breiter. Wird der Baum dann umgesägt, kann man die Himmelsrichtung deutlich ablesen.
Tiere
Spinnen weben ihre Netze meist an Ästen, die nach Süden zeigen.