Walter Scherf (* 11. Juni 1920 in Mainz) Fahrtenname tejo, ist ein deutscher Komponist, Kinder- und Jugendliteratur- sowie Märchenforscher

Zwischen 1946 und 1949 studiert Scherf Physik, Mineralogie und Musikwissenschaft an der Universität Göttingen. Zur selben Zeit gründet und leitet er Jugendgruppen, wird 1949 Bundesführer der Deutschen Jungenschaft.


In dieser Zeit schreibt er auch „Das große Lagerbuch“, das in bündischen Gruppen ein Klassiker ist. Im Anschluss an sein Studium arbeitet er als Setzer, Zeitschriften-Redakteur, Verlagslektor sowie als Verlagsleiter. Von 1957 bis 1982 ist er Direktor der Internationale Jugendbibliothek (IJB) in München. Daneben ist er auch als Übersetzer tätig. Seine bekannteste Übersetzung ist „Der kleine Hobbit“ von J. R. R. Tolkien. Außerdem schreibt er viele bekannte Fahrtenlieder der heutigen Bündischen Jugend, zum Beispiel „Die Regenfrau“, „Hier wächst kein Ahorn“ und „Summt der Regen“.

Nach seiner Pensionierung im Jahre 1982 widmet er sich überwiegend der Märchenforschung und setzt sein in den 1960er Jahren begonnenes Studium der Pädagogik, Psychologie und Volkskunde an der Universität München fort. Er promoviert 1986 mit der Dissertation „Die Herausforderung des Dämons: Form und Funktion grausiger Märchen“. Danach ist er Lehrbeauftragter für Volks-Erzählforschung in Innsbruck und München (bis 2001). Sein Hauptwerk als Märchenforscher ist das zweibändige „Märchenlexikon“ aus dem Jahre 1995.

Einige bekannte Vertonungen

  • Abends am Feuer singen wir leise
  • Der Nebel dämpft das Morgenlicht (Die Regenfrau)
  • Genug gewandert, genug gewandelt, in diesem öden Piringebirge
  • Hier wächst kein Ahorn, hier wächst kein Pflaumenbaum
  • Ich bin auch in Ravenna gewesen, Ist eine kleine, tote Stadt
  • Was glänzt dort so hell, glänzt so hell und wiegt sich auf der weißen Donau

Preise und Auszeichnungen

Zahlreiche nationale und internationale Preise, z. B.

  • 1976 Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach
  • 1994 Europäischer Märchenpreis der Märchen-Stiftung Walter Kahn

Schriften

Kinder- und Jugendbücher; Jugendbewegung

  • Großfahrt. Junge Welt. Opladen 1949
  • Die Heimrunde. Junge Welt. Opladen 1949
  • In Tipi, Zelt und Kohte. Junge Welt. Opladen 1949
  • Die Heimrunde. Junge Welt. Opladen 1950
  • Weiße Straßen. Lieder der Großfahrt. Liederbuch. Zusammen mit Heinz Schwarz. Junge Welt. Opladen 1950
  • Lautlos wandert der Große Bär. Von den weißen Flecken auf der Landkarte. Verlag Haus Altenberg. Düsseldorf 1952
  • Der Musterknabe. Anstandsbuch für Jungen. Paulus Verlag. Recklinghausen 1954
  • Flossenschwimmer vom rostigen Rittersee. Westermann. Braunschweig 1954
  • Das große Lagerbuch. Paulus Verlag. Recklinghausen 1954
  • Schweden. Fahrtenführer durch Europa. Juventa. München 1955
  • Schwedenfahrt. Paulus Verlag. Recklinghausen 1955
  • Sibylle, Sabine und ein Roller namens Muck. Eine Fachsimpelei und eine Liebeserklärung, ein Motoreneinmaleins und eine Fahrtenplauderei. Rheinpreußen GmbH. Homberg/Ndrh. 1955
  • Zeltpostille. Geschichten und Lieder. Paulus Verlag. Recklinghausen 1956
  • De smokkelaars van het Riddermeer. Helmond (NL) 1961
  • Muschelhorn und Kiefernwurzel. Zusammen mit Ali Mitgutsch . Münchener Bilderbuch Verlag. München 1962
  • Flüchtig wie Rauch. Südmarkverlag Fritsch. Heidenheim 1978. ISBN 3-88258-042-9
  • (Hrsg.) Zaubermärchen. Loewes-Verlag. Bayreuth 1979. ISBN 3-7855-1810-2
  • (Hrsg.) Der Wunderbaum. Zaubermärchen. Loewes-Verlag. Bayreuth 1980. ISBN 3-7855-1840-4
  • Nach Falado. Märchen und Geschichten. Südmarkverlag Fritsch. Heidenheim 1987. ISBN 3-88258-096-8
  • Jenseits der großen Straßen. Texte und Lieder. (Ausgew. u. hrsg. von Erich Meier.) Südmarkverlag Fritsch. Heidenheim 1983. ISBN 3-88258-077-1
  • Unser Schiff. Auswahl von Erich Meier. Die Kohtenpostille. Nr. 8. Südmarkverlag Fritsch. Heidenheim 1983. ISBN 3-88258-076-3
  • Die Märchenjurte. Hrsg. von Gerd Blumenhein für Tejo zum 75. Geburtstag. Verlag der Jugendbewegung Südmarkverlag. Witzenhausen 1995. ISBN 3-88258-127-1
  • Dreiunddreißig war ich dreizehn. Begonnen am Sonntag, den 8. April 1979 in Feldthurns, Südtirol. Achims Verlag. Edermünde 2001. ISBN 3-932435-10-9
  • Die Märchenjurte − tejo erzählt. CD. Verlag der Jugendbewegung. Stuttgart 2002

Übersetzungen

  • J. R. R. Tolkien: Kleiner Hobbit und der große Zauberer. A. d. Engl. Paulus-Verlag. Recklinghausen 1957
  • Elizabeth Foreman Lewis: Schanghai 41. Die Abenteuer der ungleichen Brüder. A. d. Amerikan. Herder. Freiburg 1959
  • Olle Mattson: Die Brigg Drei Lilien. A. d. Schwed. Herder. Freiburg 1961
  • Charles Perrault: Märchen aus vergangener Zeit. A. d. Franz. Arena. Würzburg 1965
  • Jonathan Swift: Gullivers Reisen. A. d. Engl. Loewes. Bayreuth 1970. ISBN 3-7855-1612-6
  • Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel. A. d. Engl. Loewe. Bayreuth 1971. ISBN 3-7855-1619-3
  • James Fenimore Cooper: Der Wildtöter. (A. d. Engl.) Loewes. Bayreuth 1980. ISBN 3-7855-1836-6
  • Mark Twain: Die Abenteuer des Tom Sawyer. A. d. Engl. Loewes. Bayreuth 1988. ISBN 3-7855-2174-X
  • Mark Twain: Der Prinz und der Bettelknabe. A. d. Engl. Insel-Taschenbuch. Frankfurt/M 1985. ISBN 3-458-32535-2

Sachbücher zur Märchenforschung und Jugendliteratur

  • Kindermärchen in dieser Zeit? Die psychologischen Seiten der Volksmärchen und ihr erzieherischer Wert. Don Bosco Verlag. München 1961
  • Politische Bildung durch das Jugendbuch? Bestandsaufnahme zu einem aktuellen Thema. List. München 1963
  • Beiträge zur Arbeit mit dem Kinder- und Jugendbuch. Verlag des Borromäusvereins. Bonn 1963
  • Preisgekrönte Kinderbücher. Ein Katalog der Internationalen Jugendbibliothek über 67 Preise. Children's prize books. Internationale Jugendbibliothek. Pullach 1969
  • Moderne Kinderbuch-Illustration aus 29 Ländern. Stadtbücherei Stuttgart 1967
  • (Hrsg.) Die Besten der Besten. Bilder-, Kinder- und Jugendbücher aus 57 Ländern oder Sprachen. Internationale Jugendbibliothek. Pullach 1971. ISBN 3-7940-3397-3
  • Volksbuch und Jugendliteratur oder welche Volksbücher spielen im 19. Jahrhundert und auch heutzutage noch eine Rolle als Jugendlektüre in deutscher Sprache? Internat. Jugendbibliothek. München 1976
  • Strukturanalyse der Kinder- und Jugendliteratur. Bauelemente und ihre psychologische Funktion. Klinkhardt. Bad Heilbrunn 1978
  • Bedeutung und Funktion des Märchens. Internat. Jugendbibliothek. München 1982. ISBN 3-7815-0357-7
  • Lexikon der Zaubermärchen. Kröner. Stuttgart 1982. ISBN 3-520-47201-5
  • Räuber und Landsknechte im Spiegel ihrer Lieder. Internationale Jugendbibliothek. München 1982
  • Die Herausforderung des Dämons. Form und Funktion grausiger Kindermärchen. Eine volkskundliche und tiefenpsychologische Darstellung der Struktur, Motivik und Rezeption von 27 untereinander verwandten Erzähltypen. Saur. München 1987. ISBN 3-598-10664-5
  • Das Märchenlexikon. 2 Bände. Beck. München 1995. ISBN 3-406-39911-8

Literatur

  • Joan Stidham Nist: Working at the International Youth Library. In: The English Journal. Vol. 70. No. 4. National Council of Teachers of English. 1981. Vorlage:ISSN
  • Fritz Schmidt: Deutsche Jungenschaft 1945–1951. Dokumentationschrift der Jugendbewegung. puls 19. Verlag der Jugendbewegung. Wizenhausen 1991. Vorlage:ISSN
  • Reinbert Tabbert: On the Success of Children's Books and Fairy Tales: A Comparative View of Impact Theory and Reception Research. In: The Lion and the Unicorn. Nr. 1/1995. S. 1-19. Springer Netherlands 1995. Vorlage:ISSN
  • Karl von den Driesch: Entwicklungen. Fernweh und Großfahrten bündischer Jugend in der Nachkriegszeit. Eine autobiographische Skizze. Deutscher Spurbuchverlag. Baunach 1996. ISBN 3-88778-200-3
  • Ruth B. Bottigheimer: Das Marchen Lexikon by Walter Scherf. In: The Journal of American Folklore. Vol. 113. No. 447. S. 112-115. University of Illinois 2000. Vorlage:ISSN
  • Helge Gerndt, Kristin Wardetzky (Hrsg.): Die Kunst des Erzählens. Festschrift für Walter Scherf. Schriftenreihe des Wilhelm-Fraenger-Instituts. Band 3. Potsdam 2002. ISBN 3-935035-36-5
  • Helge Gerndt: Scherf, Walter. In: Enzyklopädie des Märchens Bd. 11. Sp. 1367–1372. de Gruyter. Berlin 2004. ISBN 3-11-017565-7


Weblinks

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