Jurte: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
 
== Geschichte ==

Version vom 22. Juli 2005, 16:46 Uhr

Datei:Jurte regen300.jpg
Einfache Jurte mit improvisiertem Dach

Eine Jurte ist ein bei den Pfadfindern ein sehr beliebtes, zerlegbares Zelt aus meist schwarzen Planen. Aus diesem Grund gehört sie zur Gruppe der Schwarzzelte.

Die Jurte kann als Schlaf-, aber auch als Aufenthaltszelt benutzt werden, und ist aufgrund der Möglichkeit, im Inneren ein Feuer zu machen, auch dazu geeignet bei kälteren Temperaturen zu zelten.

Aufbau

Eine Jurte besteht aus Jurtendach und Quadrat- oder Rechtecksplanen als Seitenteile, die mit einer Knüpftechnik und anschließendem Abspannen regendicht verbunden werden.

Das Dach wird zusammengeknotet aus sechs Kohtenplanen, die miteinander verbunden eine zwölfeckige Fläche mit Loch in der Mitte bilden.

Es gibt allerdings auch Jurtendächer, die aus einem Stück bestehen und nicht geknüpft werden müssen.

Material

...für eine Standardjurte, wie sie hier beschrieben wird:

Aufbauanleitung (kurz)

Diese Aufbauanleitung ist eine auf das Nötigste reduzierte Zusammenfassung der langen Version. Sämtliche Tipps fehlen hier, es wird nicht auf Arbeitsschritte genauer eingegangen. Beim ersten Aufbauen also am Besten die ausführlichere Anleitung lesen und die Kurzversion hier als Erinnerungsleitfaden vor dem nächsten Aufbauen benutzen...

1. Jurtendach küpfen

2. Jurtendach aufstellen

  • Dach ausgebreitet auf den Boden legen.
  • Gleichmäßig anheben.
  • Ecken mit Stangen fixieren und mit Abspannschnüren nach außen hin abspannen.

3. Jurtendach abspannen

4. Seitenteile befestigen

  • An vorgesehenen Stellen zusammenknüpfen. Offene Naht nach innen.

Personenzahl zum Aufbauen

  • Innerer Kern aus 5–6 Leute
  • Maximalzahl von 13 Leuten verfügbar

Die 5–6 Leute kümmern sich um das eigentliche Aufstellen und werden später in Gruppe 1 und Gruppe 2 eingeteilt. Sie gehören aber auch zu den 13 Personen der Maximalanzahl. Die Maximalanzahl wird optimaler weise dann gebraucht, wenn das Dach vom Boden hochgehoben wird und die Seitenstangen an den Ecken befestigt werden. Es sollten dann an jeder Ecke eine Person stehen (12), und ein Koordinator (13) die ganze Aktion abstimmen. Bei einem eingespielten Team kann auf Letzteren aber auch verzichtet werden.

Optionales

Boden

Handelt es sich bei der Jurte um eine Jurte zum Schlafen, kann ohne weiteres ein ausreichend großer Boden in der Jurte ausgebreitet werden. Das geht auch noch, nachdem die Mittelstange(n) steht, die hebt man dazu einfach mit ein bis zwei Mann an und schiebt den Boden drunter durch.

Dreibein

Anstelle einer Mittelstange kann auch ein Dreibein zum Aufbauen benutzt werden. Das bietet sich besonders an, wenn es vorgesehen ist, in der Jurte ein Feuer (z.B. in einer Feuerschale) zu machen. Andernfalls brennt sehr schnell die Mittelstange mit. Das Dreibein kann ganz normal geknotet werden, sollte aber in der Mitte eine Schlaufe oder Seilrolle herunter hängen haben, durch die wieder das Seil der Jurtenspinne gefädelt wird. Auch ist beim Aufstellen mit Dreibein zu beachten, dass idealer weise das Dreibein aufgestellt wird, bevor die Jurtenspinne befestigt wird; die Spinne sollte durch das Dreibein hindurch gelegt werden. Achtet auch darauf, dass die Verteilung der Stangen des Dreibeins in den sechstel Kreisabschnitten der Jurtenspinne gleichmäßig verteilt sind. Wenn ihr diesen Weg wählt, schaut, dass beim Aufstellen des Dreibeins bereits ein Seil in der Seilrolle hängt, welches dann an der Spinne befestigt und diese daran hochgezogen wird.

Außendreibein
Jurte, aufgestellt mit Außendreibein

Alternativ zum Dreibein von innen heraus, kann auch ein Dreibein von außen benutzt werden. Der Vorteil dieser Konstruktion ist der Gewinn an Platz im Innenraum. Außerdem besteht weniger Gefahr bei Betrieb des Feuers in der Jurte. Der Nachteil des Außendreibeins ist, dass wesentlich längere Stangen für das Dreibein benötigt werden. Außerdem ist das Aufstellen (aufgrund der erhöhten Größe) schwieriger und so für Junggruppen nur bedingt geeignet. Ist kurzes Holz, wenig Erfahrung oder Mut, wenig Platz oder Zeit vorhanden, sollte auf die Innendreibeinvariante zurückgegriffen werden. Sonst ist die Außendreibein die bessere Lösung.

Verlängerung (vertikal)

Die Seitenteile, also die Jurtendoppelplanen oder Viereckzeltplanen können vertikal verlängert werden um eine höhere Aufstellhöhe zu erreichen. Dazu gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Fensterplanen
    • Entweder aus Gaze, besser bekannt als Fliegengitter. Ein winddurchlässiger grobmaschiger Stoff, der neben Licht auch frische Luft spendet. Aber auch Kalte. Diese gibt es auch mit einem Baumwollüberzug.
    • oder aus einfachem PVC. Dieses ist windundurchlässig, sorgt aber für zusätzliches Licht in der Jurte. Sieht aber schrecklich aus...
  • zweites Seitenteil. Es kann einfach eine zweite Bahn Seitenteile übereinander gebaut werden. Aber Achtung, nichts für Anfänger, das grenzt schon an die Profiliga der Lagerbauten.

Alle Teile werden einfach zwischen Dach und Seitenteil geknüpft. Achtet darauf, dass auch die Seitenstangen in ausreichender Höhe vorhanden sind.

Abdeckplane

Mit einer Abdeckplane kann das Loch in der Mitte des Jurtendachs regendicht abgedeckt werden.

Tipps

Konstruktionen

Aufgrund der modularen Zusammensetzung der Jurte aus Kohtenblättern, Dächern, Halbdächern, Theaterbahnen, Fensterplanen und Rechteck- bzw. Vierecksplanen lassen sich ganz verschiedene Jurtenkonstruktionen realisieren.

Im Zuge der Lagerbauten sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Beispiel Theaterjurte

Theaterjurte, mit zwei Theaterbahnen

Geschichte

Wortherkunft

Das Wort Jurte (yurt, yourte, yurta) ist dem Türkischen entlehnt und bedeutet:

  • das Gebiet einer speziellen Gruppe ("Territorium")
  • Lagerplatz, Land, Wohnort oder die bekannteste Übersetzung: Heimat

Frühgeschichte

Die Jurte hat schon eine mehr als zweitausendjährige Geschichte hinter sich. Sie wurde früh von den asiatischen Nomaden benutzt, und passte in ihrer Ursprungsform ohne weiteres auf zwei Kamele. Besonders die Mongolen benutzen die Jurte als zentralen Ort, was gesicherte Aufzeichnungen aus dem 6. Jh. n. Chr. belegen. Aber auch in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan benutzten die herumreisenden Völker die Jurte als Schlaf- und Aufenthaltszelt.

Die mongolische Jurte, wie die klassische Jurte heute aufgrund ihrer starken Verbreitung innerhalb der mongolischen Nomaden genannt wird, besteht aus einem stabilen Holzgrundgerüst und einer Außenhaut, der mongolischen Tradition entsprechend aus Filz. Die modulare Aufbauweise durch Dach und Seitenteile benötigte man damals nicht. Den Filz gewannen die Mongolen meist aus eigener Herstellung. Durch die besondere Dichte der Fasern des Filzes wurde es in der beheizten Jurte nie kalt oder nass. Der Filz ist noch winddichter als moderner Jurtenstoff, gleichzeitig aber auch schwerer. Einer der bekanntesten Jurtenbenutzer war wohl Dschingis Kahn.

Auch heute noch ist die mongolische Jurte von Tradition geprägt. So ist jeder Platz in der Jurte genau einer Aufgabe und einem Benutzer zugeteilt. Der Herr der Jurte sitzt z.B. meistens gegenüber des Eingangs, um den größtmöglichen Überblick zu haben. Wird einem fremden ein Platz an seiner Seite angeboten, so ist das als Ehrenzuweisung zu verstehen.

Innerhalb der Jurte wurde früher ein offenes Feuer als Wärmequelle und zum Kochen benutzt. Heutzutage ist diese allerdings einem Ofen mit Kaminrohr gewichen. Neben den im Land verteilt lebenden, noch immer nomadischen Mongolen gibt es auch verstädterte Mongolen, die in Vorstädten immernoch in Jurten hausen. So entstehen mit Hintergrund von Wolkenkratzer und Großwohnblocks idyllisch anmutende Zeltstädte.

Die nomadischen Lappen benutzten anstelle der Jurte eine alte Form der Kohte.

Neuzeit

1928 entdecke Eberhard Koebel, Mitglied der Bündischen Jugend, die Idee der Kohte von den Lappen neu und entwickelte sie weiter. Er gilt als Begründer der modernen Jurte und erfand außerdem noch die Jungenschaftsjacke. Koebel entwickelte die Kombinationsmöglichkeit und die modulare Aufbauweise von der modernen Kohte und Jurte. Zu Zeiten Hitlers, 1934 bis 1945, waren Kohte und Jurte verboten, da sie Ausdruck bestimmter Lebensweise und Geisteshaltung waren, die unter seinem Regime als verachtungswürdig galten. Selbst der Besitz eines Schwarzzeltes war strafbar.

1947 dann nach dem Krieg entdeckten die Bündische Jugend, aber besonders die Pfadfinder die neue Jurte und die neue Kohte für ihre Zwecke und benutzten sie seitdem immer häufiger.

Die Pfadfinder gelten mittlerweile als Hauptnutzer der modernen Jurte.

Weblinks