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Günther Wolff gründete nach dem Abitur 1920 die „Vogtländische Jugendzeitung“, die er drei Jahre später in Das junge Volk umbenannte. 1925 übernahm er in Plauen ein Versandhaus für den Verkauf von Ausrüstungsgegenständen an die wandernde Jugend. Von 1926 bis 1929 studierte er in Jena Volkswirtschaft und schloss als Diplom-Volkswirt ab. 1930 bezogen Verlag und Versandhaus ein Gebäude am Altmarkt in Plauen. | Günther Wolff gründete nach dem Abitur 1920 die „Vogtländische Jugendzeitung“, die er drei Jahre später in Das junge Volk umbenannte. 1925 übernahm er in Plauen ein Versandhaus für den Verkauf von Ausrüstungsgegenständen an die wandernde Jugend. Von 1926 bis 1929 studierte er in Jena Volkswirtschaft und schloss als Diplom-Volkswirt ab. 1930 bezogen Verlag und Versandhaus ein Gebäude am Altmarkt in Plauen. | ||
− | Im Herbst 1932 kam Wolff in Verbindung mit [[Eberhard Koebel]], dem Gründer des Jugendbundes [[Jungenschaft|dj.1.11]]. Wolff ermöglichte Koebel die Herausgabe der Jugendzeitschrift [[Der Eisbrecher]] in seinem Verlag. Koebel hatte sein bisheriges Periodikum [[Das Lagerfeuer]] wegen mangelnder Nachfrage einstellen müssen, nachdem er im Frühjahr 1932 seinen Beitritt zur Kommunistische Partei Deutschlands bekanntgegeben hatte. Das hielt Wolff jedoch nicht von einer Zusammenarbeit ab; er wies allerdings nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten darauf hin, dass Koebels kommunistisches Engagement unter den neuen Verhältnissen nicht förderlich sei. Im Frühjahr 1933 sagte sich Koebel von der KPD los und bot der [http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsjugendf%C3%BChrer Reichsjugendführung] sogar an, unter bestimmten Bedingungen seine Gruppen in das „Jungvolk“ der [http://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Jugend Hitler-Jugend] zu überführen. Dies wurde abgelehnt, und Koebel geriet zum Jahresende in das Visier der Reichsjugendführung, die ihm Zersetzung der Hitler-Jugend vorwarf und ihn im Januar 1934 verhaften ließ. | + | Im Herbst 1932 kam Wolff in Verbindung mit [[Eberhard Koebel]] (tusk), dem Gründer des Jugendbundes [[Jungenschaft|dj.1.11]]. Wolff ermöglichte Koebel die Herausgabe der Jugendzeitschrift [[Der Eisbrecher]] in seinem Verlag. Koebel hatte sein bisheriges Periodikum [[Das Lagerfeuer]] wegen mangelnder Nachfrage einstellen müssen, nachdem er im Frühjahr 1932 seinen Beitritt zur Kommunistische Partei Deutschlands bekanntgegeben hatte. Das hielt Wolff jedoch nicht von einer Zusammenarbeit ab; er wies allerdings nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten darauf hin, dass Koebels kommunistisches Engagement unter den neuen Verhältnissen nicht förderlich sei. Im Frühjahr 1933 sagte sich Koebel von der KPD los und bot der [http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsjugendf%C3%BChrer Reichsjugendführung] sogar an, unter bestimmten Bedingungen seine Gruppen in das „Jungvolk“ der [http://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Jugend Hitler-Jugend] zu überführen. Dies wurde abgelehnt, und Koebel geriet zum Jahresende in das Visier der Reichsjugendführung, die ihm Zersetzung der Hitler-Jugend vorwarf und ihn im Januar 1934 verhaften ließ. |
Wolff versprach sich vom Dritten Reich eine Aufwertung der bündischen Jugend und damit verbunden eine Stärkung seines Verlags. Nach anfänglichen Erfolgen musste er jedoch feststellen, dass er von der Hitler-Jugend boykottiert wurde. Das hing auch damit zusammen, dass die Hitler-Jugend in Plauen gegründet worden war, ihre örtlichen Führer jedoch nach der Ernennung [http://de.wikipedia.org/wiki/Baldur_von_Schirach Baldur von Schirach]s zum Reichsjugendführer ihren Einfluss auf die Organisation verloren, was sie unter anderem Günther Wolff anlasteten. Nach Verhaftung und Freilassung Koebels, der sich bei Suizidversuchen schwere Verletzungen zugezogen hatte, flüchtete dieser über Schweden nach England. Seine Tätigkeit für den Verlag Günther Wolff hatte er offiziell einstellen müssen, der Verleger hielt jedoch weiterhin Kontakt und veröffentlichte Koebels Beiträge unter Pseudonym. | Wolff versprach sich vom Dritten Reich eine Aufwertung der bündischen Jugend und damit verbunden eine Stärkung seines Verlags. Nach anfänglichen Erfolgen musste er jedoch feststellen, dass er von der Hitler-Jugend boykottiert wurde. Das hing auch damit zusammen, dass die Hitler-Jugend in Plauen gegründet worden war, ihre örtlichen Führer jedoch nach der Ernennung [http://de.wikipedia.org/wiki/Baldur_von_Schirach Baldur von Schirach]s zum Reichsjugendführer ihren Einfluss auf die Organisation verloren, was sie unter anderem Günther Wolff anlasteten. Nach Verhaftung und Freilassung Koebels, der sich bei Suizidversuchen schwere Verletzungen zugezogen hatte, flüchtete dieser über Schweden nach England. Seine Tätigkeit für den Verlag Günther Wolff hatte er offiziell einstellen müssen, der Verleger hielt jedoch weiterhin Kontakt und veröffentlichte Koebels Beiträge unter Pseudonym. |
Version vom 8. Oktober 2008, 07:40 Uhr
Günther Wolff (* 4. Januar 1901 in Neuensalz Gansgrün im Vogtland; vermisst im September 1944 bei Tallinn) war ein aus der Jugendbewegung kommender deutscher Verleger. Sein Verlag Günther Wolff – Das junge Volk aus Plauen gilt gemeinsam mit dem Voggenreiter Verlag als wichtigster Verlag der Bündischen Jugend.
Leben
Günther Wolff gründete nach dem Abitur 1920 die „Vogtländische Jugendzeitung“, die er drei Jahre später in Das junge Volk umbenannte. 1925 übernahm er in Plauen ein Versandhaus für den Verkauf von Ausrüstungsgegenständen an die wandernde Jugend. Von 1926 bis 1929 studierte er in Jena Volkswirtschaft und schloss als Diplom-Volkswirt ab. 1930 bezogen Verlag und Versandhaus ein Gebäude am Altmarkt in Plauen.
Im Herbst 1932 kam Wolff in Verbindung mit Eberhard Koebel (tusk), dem Gründer des Jugendbundes dj.1.11. Wolff ermöglichte Koebel die Herausgabe der Jugendzeitschrift Der Eisbrecher in seinem Verlag. Koebel hatte sein bisheriges Periodikum Das Lagerfeuer wegen mangelnder Nachfrage einstellen müssen, nachdem er im Frühjahr 1932 seinen Beitritt zur Kommunistische Partei Deutschlands bekanntgegeben hatte. Das hielt Wolff jedoch nicht von einer Zusammenarbeit ab; er wies allerdings nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten darauf hin, dass Koebels kommunistisches Engagement unter den neuen Verhältnissen nicht förderlich sei. Im Frühjahr 1933 sagte sich Koebel von der KPD los und bot der Reichsjugendführung sogar an, unter bestimmten Bedingungen seine Gruppen in das „Jungvolk“ der Hitler-Jugend zu überführen. Dies wurde abgelehnt, und Koebel geriet zum Jahresende in das Visier der Reichsjugendführung, die ihm Zersetzung der Hitler-Jugend vorwarf und ihn im Januar 1934 verhaften ließ.
Wolff versprach sich vom Dritten Reich eine Aufwertung der bündischen Jugend und damit verbunden eine Stärkung seines Verlags. Nach anfänglichen Erfolgen musste er jedoch feststellen, dass er von der Hitler-Jugend boykottiert wurde. Das hing auch damit zusammen, dass die Hitler-Jugend in Plauen gegründet worden war, ihre örtlichen Führer jedoch nach der Ernennung Baldur von Schirachs zum Reichsjugendführer ihren Einfluss auf die Organisation verloren, was sie unter anderem Günther Wolff anlasteten. Nach Verhaftung und Freilassung Koebels, der sich bei Suizidversuchen schwere Verletzungen zugezogen hatte, flüchtete dieser über Schweden nach England. Seine Tätigkeit für den Verlag Günther Wolff hatte er offiziell einstellen müssen, der Verleger hielt jedoch weiterhin Kontakt und veröffentlichte Koebels Beiträge unter Pseudonym.
Verfolgung
Am 30. Juni 1934, dem Tag des so genannten Röhm-Putsch es, wurde Günther Wolff nach einer Kundgebung der Hitler-Jugend, auf der gegen ihn polemisiert worden war – schon früher waren ihm Schaufensterscheiben eingeschlagen worden –, gegen Mitternacht in seinem Wohnhaus von HJ- und SS-Angehörigen misshandelt, desgleichen Jochen Hene, der Schriftleiter des „Eisbrechers“, und der Autor Paul Rudel. Wolff wurde auf die Polizeiwache verbracht, jedoch, da eine Willkürhandlung vorlag, am Morgen wieder entlassen. In derselben Nacht ermordeten SS-Angehörige, mit Sicherheit auf Veranlassung derselben Plauener HJ-Führer, die Günther Wolff schikaniert, misshandelt und auf die Polizeiwache verschleppt hatten, sowie mit Billigung des Gauleiters Martin Mutschmann den 20jährigen ehemaligen HJ-Führer Karl Lämmermann. Die Motive sind bis heute nicht restlos geklärt.
Die Verfolgung Wolffs – er wurde noch mehrmals verhaftet – und die Schikanen gegen seine Unternehmen zogen sich bis 1938 hin, als sein Verlag wegen der weiterhin bestehenden bündischen Orientierung geschlossen wurde Reichsführer der SS, Leitheft Verlagswesen, II. Die Entwicklung seit 1933. Bündische Verlage.
März 1937. Wolff wurde deshalb zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. In der Anklageschrift gegen ihn und seine Schwester Susanne heißt es unter anderem: „Die kulturbolschewistische Tendenz des vom Günther-Wolff-Verlag herausgegebenen Schrifttums war darauf zurückzuführen, daß der frühere Reichsführer der dj.1.11, Eberhard Koebel, genannt ‚tusk‘, im Jahre 1932 der KPD beitrat und in diesem Sinne auf die ihm unterstellten Bundesmitglieder einwirkte.“ Zitiert bei: Fritz Schmidt: Mord droht den Männern auf der andern Seite. Edermünde 2005, S. 32.
1940 als Sanitätssoldat zur Wehrmacht eingezogen, ist Günther Wolff seit September 1944 bei Tallinn vermisst.
Verlagsprogramm
Der Verlag Günther Wolff bediente vor allem seine jugendbewegte Klientel. Deshalb umfasste der Kern des Verlagsprogramms Darstellungen der Jugendbünde, Handbücher für die Gruppenleiter, Liederbücher und Jugendzeitschriften. Dazu kamen regionalgeschichtliche Titel, die sich mit dem Vogtland beschäftigten, und Bücher über die deutsche Minderheit in Osteuropa.
Das angeschlossene Versandhaus „St. Georg“ bot das ganze Spektrum der von Jugendgruppen benötigten Artikel an. Spätestens ab 1932 bzw. 1934 wurden auch Kohten und Jurten in das Sortiment aufgenommen. Der Verkauf dieser Zelte wurde bereits 1935 wieder untersagt.
Im Jahr 1923 begann die Produktion von Broschüren und Büchern und der Verlag veröffentlichte insgesamt bis etwa 1938, 360 Titel. Es zeigt vor allem die Vielfalt seiner Produktion, die Vielzahl seiner Serien, aber auch, dass er für fast alle Bünde gearbeitet hat, was folgende Aufstellung zeigt.
- Deutsche Jungenschaft d.j.1.11. (1932)
- Christliche Pfadfinder (1931)
- Großdeutscher Jugendbund (1929)
- Jungnationaler Bund (1929)
- Nerother Wandervogel, NWV (1928)
- Pfadfinder (1931)
- Pfadfinder St. Georg (1931)
- Reichspfadfinder (1929)
- Trucht (1934)
- Wikinger Jungen Korps (1933)
Einige Titel der Anfangsjahre:
- Fahrt der Sächsischen Jungenschaft nach Südosten (1925)
- Grenzlandfahrten deutscher Jungen (1925)
- Heimat und Fahrtenlieder der wandernden Jugend (1924)
Bücher und Zeitschriften, u.a.:
- Das Lagerfeuer,
- Der Eisbrecher,
- Der große Wagen,
- Der Tyrker,
- Die Heldenfiebel,
- Die Kiefer,
- Die Kommenden,
- Die Spur,
- Heijo, der Fahrtwind weht, Robert Oelbermann, Lieder der Nerother (1933)
- Horst, Geschichte eines Jungen,
- Kameraden singt, Robert Oelbermann, Lieder der Nerother (1935)
- Lieder der Eisbrechermannschaft, (1934)
- Lieder der Rotte Brabant (1935)
- Lieder der Süd-Legion,
- Lieder der Trucht,
- Lieder des Bundes,
- Liederbuch deutscher Jugend, Sankt Georg (1934)
- Soldatenchöre der Eisbrechermannschaft, (1934) Liederbuch
- Wagen rollen auf endlosen Wegen, Neue Lieder der Goßfahrt
- Wenn die bunten Fahnen wehen (1936), Liederbuch
Quellen
- Wolfgang Hess: Der Günther-Wolff-Verlag in Plauen und die bündische Jugend im III. Reich.
- Reichsführer der SS, Leitheft Verlagswesen, II. Die Entwicklung seit 1933. e. Bündische Verlage. März 1937
- Zitiert bei: Fritz Schmidt: Mord droht den Männern auf der andern Seite. Edermünde 2005, S. 32
Literatur
- Wolfgang Hess: Der Günther-Wolff-Verlag in Plauen und die bündische Jugend im III. Reich. Vogtland-Verlag, Plauen 1993. ISBN 3-928828-08-8
- Fritz Schmidt: Mord droht den Männern auf der andern Seite. Fallstudien zur Bedrohung und Ermordung jugendbewegter Menschen im Dritten Reich: Karl Lämmermann und Günther Wolff im Zusammenhang mit dem 30. Juni 1934, Helmut Hirsch und Gerhard Lascheit. Verlag Achim Freudenstein, Edermünde 2005 (2. Auflage). ISBN 3-932435-12-5
Weblinks
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Günther Wolff aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |