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Version vom 20. Mai 2007, 21:16 Uhr
Leben
Eberhard Koebel (vor 1934 Köbel), in der Jugendbewegung unter seinem Fahrtennamen tusk bekannt (* 22. Juni 1907 in Stuttgart; † 31. August 1955 in Berlin) war ein deutscher Autor und Gründer der Deutschen (autonomen) Jungenschaft vom 1. November 1929 (dj.1.11). Er war fasziniert von Nordeuropa, besonders von Lappland, von einer Lapplandfahrt brachte er auch seinen Fahrtennamen tusk( der Deutsche) mit, den ihn Einheimische gegeben hatten. Seine berufliche Ausbildung machte er an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart, wo er auch Erich Mönch kennenlernte und sie sich befreundeten. Er ist in Stuttgart begraben.
Die Jungenschaft war ein Bund der Jugendbewegung, der sich von der Deutschen Freischar abspaltete. Koebel hatte den Anspruch, mit der Jungenschaft radikal neue Wege zu gehen. Auf der einen Seite formte er einen eigenen Stil der Jungenschaft, auf der anderen konnte die Jungenschaft ihre Herkunft aus der Jugendbewegung nicht verleugnen. Insgesamt prägte der Charismatiker Koebel sowohl Stil und Formen als auch Inhalte. Er dichtete mehrere Lieder, unter anderen „Über meiner Heimat Frühling“. Er entwickelte die Kohte und die Jungenschaftsjacke. Durch seinen Einfluss setzte sich die Jungenschaft intensiv mit asiatischer Philosophie auseinander, was nach 1933 Jungenschaftsgruppen in der Illegalität anregte.
Vom Elternhaus geprägt, war Koebel ursprünglich Angehöriger eines rechten Splitterbundes, des Deutsch-Wandervogels. Unter diesem Einfluss war er Mitte der 1920er Jahre auch an Adolf Hitler interessiert. Später, als sich seine politische Einstellung gewandelt hatte, bezeichnete er sich für diese frühere Lebensphase als „Faschist in Reserve“. Koebel trat 1932 in die Kommunistische Partei Deutschlands ein und forderte die älteren Angehörigen von dj.1.11 dazu auf, ihm zu folgen. Sein Einsatz für den Kommunismus führte dazu das die dj.1.11 auf einige hundert Mitglieder zusammenschrumpfte. Im Frühjahr 1933 verließ er die KPD wieder und versuchte vergeblich, eine leitende Position bei der Hitler-Jugend zu bekommen. Die Gestapo verhaftete ihn Anfang 1934 wegen „kommunistischer Zersetzung“, da die Reichsjugendführung in Koebels publizistischen Aktivitäten eine Gefahr für die Hitler-Jugend sah. Er verübte zwei Selbstmordversuche und wurde schließlich, notdürftig wiederhergestellt, aus der Haft entlassen. Im Juni 1934 emigrierte er über Schweden nach England. Von hier aus hielt Koebel Kontakt zu illegalen Jungenschaftsgruppen im Deutschen Reich, bis diese 1937, ausgelöst durch eine Verhaftungswelle, abbrachen.
Ab 1928 war Koebel als Autor und Zeitschriftenherausgeber tätig. Seine Texte erschienen sowohl im Voggenreiter-Verlag wie auch im Verlag Günther Wolff, den beiden wichtigsten Verlagen der bündischen Jugend. Kurzzeitig unterhielt Koebel mit dem Lasso-Verlag ein eigenes Unternehmen für seine Veröffentlichungen, das er aber wegen fehlenden wirtschaftlichen Erfolges – verursacht durch sein kommunistisches Engagement – im September 1932 aufgeben musste. Die dort erscheinende Zeitschrift "Das Lagerfeuer" wurde eingestellt, an ihrer Stelle erschien ab Oktober 1932 im Verlag Günther Wolff "Der Eisbrecher". Obwohl Koebel nur für wenige Hefte offiziell als Herausgeber zeichnete, beeinflusste er Inhalt und Stil der Zeitschrift maßgeblich.
In Großbritannien hielt Koebel zunächst an seiner 1933 erfolgten Abkehr vom Kommunismus fest, versuchte jedoch ab 1938, als seine Kontakte nach Deutschland abgebrochen waren, wieder mit der Exil-KPD in Verbindung zu kommen. 1940 war er Mitbegründer der Freien Deutschen Jugend in Großbritannien. Nach dem Kriege unternahm er alles, um sehr bald nach Deutschland zurückzukehren, was jedoch von antikommunistischen britischen Persönlichkeiten und Institutionen, die seinen Einfluss auf die Jugend fürchteten, unterbunden wurde. Im August 1948 konnte Koebel nach Deutschland, in die damalige Ostzone, zurückkehren. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands ließ ihn aber nicht wieder in der Jugendarbeit tätig sein, und er arbeitete von nun an, nach vorübergehender Anstellung im Rundfunk, als freier Schriftsteller. Sein Buch über den „Kriegsverbrecherkonzern“ AEG konnte erst nach seinem Tod stark gekürzt erscheinen. Wegen angeblicher Agententätigkeit und seinem für die SED unklaren Verhalten von 1933 bis in die Kriegsjahre hinein wurde er 1951 aus der SED ausgeschlossen. 1990 wurde er von der Partei des Demokratischen Sozialismus rehabilitiert.
Veröffentlichungen
- AEG: Energie, Profit, Verbrechen. Bearbeitet von Peter Hess. Verlag die Wirtschaft, Berlin, 1958 (postum).
- Gesammelte Schriften und Dichtungen. Hg. von Werner Helwig. Verlag der Jugendbewegung, Heidenheim an der Brenz, 1962. / 2., überarbeitete Auflage, hg. von Fritz Schmidt, 1996.
- Eberhard Koebel - tusk: Werkausgabe. 12 Bde., hg. Arno Klönne u. a., Achims Verlag Edermünde 2005.
- Eberhard Koebel:Leben auf den Wanderwegen der Rentierherde, Verlag der Jugendbewegung 1998.
Lieder
- Da stehst du nun davor, kleiner Kamerad
- Die junge Nastasesa (Hei, ihr lieben Leute, wißt ihr das Neue schon?)
- Die Seidenfahne (Hurra hoch, das Regiment)
- Etwas wollen wir berichten von der harten Lappenarbeit
- Gloria Victoria (Höre unsre lang gezognen Lieder)
- O Susanna (Wenn das Hornsignal ertönt, greifen wir zu dem Gewehr)
- Über meiner Heimat Frühling
- Unglück vor mir, Unglück nach mir (Weise: turi)
- Uralkosaken (Hinterm Ural, hinterm Fluß geht ein Kosak spazieren)
- Verlaßt die Tempel fremder Götter
Literatur
- Der Graue Reiter N.17-Tusk, Bundeschrift der Pfadfinderschaft Grauer Reiter, Dezember 1955
- Werner Helwig:Die Blaue Blume des Wandervogels, Baunach 1998,S.255-286
Weblinks
- Tusk – der Deutsche, Die Zeit, 21. Februar 1997
- Literatur von und über Eberhard Koebel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Eberhard Koebel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |