Franz Paul Wimmer: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 2: | Zeile 2: | ||
==Familie== | ==Familie== | ||
− | Sein Vater Otto Wimmer stammte aus Gottsdorf bei Passau aus einer niederbayrischen Dorf-Lehrerdynastie seit Ende des 18. Jahrhunderts. Er war beamteter Jurist im bayerischen Finanzdienst, zunächst als Leiter des Rentamts in Vohenstrauß in der Oberpfalz, wo Franz Paul zur Welt kam, dann am Finanzministerium in München. Franz Paul Wimmer verbrachte seine Gymnasialzeit in Regensburg im Internat. Sein Großonkel Rudolf Wimmer sen. war berühmter kaiserlicher Hofmaler. Während seiner ersten Jahre in München wohnte er bis 1912 in dessen herrschaftlicher Wohnung an der Isar zur Untermiete. Sein Vater starb 1904. Er unterstütze seitdem seine Mutter finanziell. 1917 lernte er als Soldat im Ersten Weltkrieg im Lazarett in Frankreich seine spätere Frau Jeanne / Johanna Rosalie kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. 1918 kam sie zu ihm nach München und sie heirateten. Sie hatten 2 Kinder, Paul und Franziska. Paul wurde Mediziner und starb Anfang der 60er Jahre an den Spätfolgen seiner Kriegsverwundung | + | Sein Vater Otto Wimmer stammte aus Gottsdorf bei Passau aus einer niederbayrischen Dorf-Lehrerdynastie seit Ende des 18. Jahrhunderts. Er war beamteter Jurist im bayerischen Finanzdienst, zunächst als Leiter des Rentamts in Vohenstrauß in der Oberpfalz, wo Franz Paul zur Welt kam, dann am Finanzministerium in München. Franz Paul Wimmer verbrachte seine Gymnasialzeit in Regensburg im Internat. Sein Großonkel Rudolf Wimmer sen. war berühmter kaiserlicher Hofmaler. Während seiner ersten Jahre in München wohnte er bis 1912 in dessen herrschaftlicher Wohnung an der Isar zur Untermiete. Sein Vater starb 1904. Er unterstütze seitdem seine Mutter finanziell. 1917 lernte er als Soldat im Ersten Weltkrieg im Lazarett in Frankreich seine spätere Frau Jeanne / Johanna Rosalie kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. 1918 kam sie zu ihm nach München und sie heirateten. Sie hatten 2 Kinder, Paul und Franziska. Paul wurde Mediziner, arbeitete bei dem Münchner Pharmakonzern Togal und starb Anfang der 60er Jahre an den Spätfolgen seiner Kriegsverwundung in München. Sein Sohn Carolus wanderte in den 60er Jahren nach dem Abitur am Regensburger Internat seines Großvaters in das Heimatland seiner Mutter, Venezuela, aus. Franziska wurde Fremdsprachenkorrespondentin, heiratete einen Diplomaten, mit dem sie lange in Kanada lebte, und starb Mitte der 60er Jahre kinderlos an Krebs am Starnberger See bei München. Johanna Rosalie starb 1984 in Gottsdorf. Carolus Wimmer ist heute Staatssekretär in der Regierung Hugo Chavez in Venezuela und kam 2009 mit seinem Sohn Daniel Wimmer zur Feier Pfadfinden100 nach Gottsdorf, wo er in seiner Kindheit die Ferien beim Großvater verbracht hatte. |
==Ausbildung und Beruf== | ==Ausbildung und Beruf== |
Version vom 25. Januar 2013, 17:36 Uhr
Studienrat Franz Paul Wimmer (1878-1966) war einer der ersten Feldmeister Deutschlands.
Familie
Sein Vater Otto Wimmer stammte aus Gottsdorf bei Passau aus einer niederbayrischen Dorf-Lehrerdynastie seit Ende des 18. Jahrhunderts. Er war beamteter Jurist im bayerischen Finanzdienst, zunächst als Leiter des Rentamts in Vohenstrauß in der Oberpfalz, wo Franz Paul zur Welt kam, dann am Finanzministerium in München. Franz Paul Wimmer verbrachte seine Gymnasialzeit in Regensburg im Internat. Sein Großonkel Rudolf Wimmer sen. war berühmter kaiserlicher Hofmaler. Während seiner ersten Jahre in München wohnte er bis 1912 in dessen herrschaftlicher Wohnung an der Isar zur Untermiete. Sein Vater starb 1904. Er unterstütze seitdem seine Mutter finanziell. 1917 lernte er als Soldat im Ersten Weltkrieg im Lazarett in Frankreich seine spätere Frau Jeanne / Johanna Rosalie kennen, die dort als Krankenschwester arbeitete. 1918 kam sie zu ihm nach München und sie heirateten. Sie hatten 2 Kinder, Paul und Franziska. Paul wurde Mediziner, arbeitete bei dem Münchner Pharmakonzern Togal und starb Anfang der 60er Jahre an den Spätfolgen seiner Kriegsverwundung in München. Sein Sohn Carolus wanderte in den 60er Jahren nach dem Abitur am Regensburger Internat seines Großvaters in das Heimatland seiner Mutter, Venezuela, aus. Franziska wurde Fremdsprachenkorrespondentin, heiratete einen Diplomaten, mit dem sie lange in Kanada lebte, und starb Mitte der 60er Jahre kinderlos an Krebs am Starnberger See bei München. Johanna Rosalie starb 1984 in Gottsdorf. Carolus Wimmer ist heute Staatssekretär in der Regierung Hugo Chavez in Venezuela und kam 2009 mit seinem Sohn Daniel Wimmer zur Feier Pfadfinden100 nach Gottsdorf, wo er in seiner Kindheit die Ferien beim Großvater verbracht hatte.
Ausbildung und Beruf
Er studierte Mathematik und Naturwissenschaften in Würzburg, Erlangen und München. Nach dem Studium wirkte er ab 1904 als Gymnasiallehrer am "Alten Realgymnasiums" in München, dem heutigen "Oskar von Miller Gymnasium". 1922 wechselte er an das Rupprecht-Gymnasium München, 1932 wurde er Direktor des Maria-Theresia-Gymnasiums in München. 1938 trat er aus beruflichen Zwängen mit seiner Frau der NSDAP bei. Auf Grund einer anonymen Denunziation aus Kreises des NS-Lehrerbundes, dessen Wirken er an seiner Schule aktiv entgegenarbeitete, wurde er 1941, 5 Jahre vor seiner Pensionierung, in die damals bayerische Pfalz nach Mannheim strafversetzt. Als Schulleiter zog er dort eine unangemessen schwere Schulaufgabe eines Kollegen zurück, was diesen veranlasste, ihn nach der Befreiung 1945 bei der französichen Besatzungsbehörde als "üblen Nazionalsozialisten" zu denunzieren. Er wurde ohne Pensionsanspruch vom Dienst suspendiert und zog mit seiner französischen Frau Jeanne Rosalie und Tochter Franziska nach Gottsdorf bei Passau, den Geburtsort seines Vaters. Sein Sohn Paul arbeitete als Mediziner bei einem Münchner Pharmakonzern. Von Gottsdorf aus, wo er ohne Einkommen in größter Armut lebte, betrieb er bei der Spruchkammer München seine Rehabilitierung, die ihn zunächst nach den Mannheimer Akten als "belastet" einstufte, bald aber die Denunziation aufdeckte. Wegen seiner NSPAP-Mitgliedschaft ab Mai 1938 wurde er als "Mitläufer" eingestuft und erhielt fortan seine Pension auch rückwirkend ausgezahlt.
Der von Wimmer gegründete 1. Münchner Pfadfinderzug (1. MPZ) setzte sich seiner beruflichen Laufbahn entsprechend bis 1932 hauptsächlich aus Schülern des Alten Realgymnasiums und des Rupprecht-Gymnasiums zusammen. Sein ehemaliger Schüler am Rupprecht-Gymnasium Rupert Gerngroß, Pfadfinder und Stammesführer des 1-MPZ in den späten 20er Jahren, initiierte als Offizier in der Dolmetscher-Kompanie der Wehrmacht in München im Frühjahr 1945 mit anderen Mitgliedern des 1. MPZ und seinen Dolmetschern die "Freiheitsaktion Bayern", rief zum bayernweiten Aufstand gegen das NS-Regime auf und leitete diesen in München. Ziel war, den "Nero-Befehl" der SS (Zerstörung der Brücken und Infrastruktur vor den einmaschierenden US-Truppen) zu verhindern, die NS-Repräsentanten zu verhaften ("Fasanenjagd") und den Amerikanern Bayern kampflos zu übergeben. Der Aufstand wurde von der SS nach anfänglichen Erfolgen blutig niedergeschlagen, band aber deren Kräfte so sehr, dass der "Nero-Befehl" nicht umgesetzt und Bayern weitestgehend kampflos von den US-Truppen besetzt werden konnte. Zu Ehren dieser Freiheitsaktion wurde der Feilitzschplatz in München-Schwabing in "Münchner Freiheit" umbenannt. Das Alte Realgymnasium liegt nur einen Häuserblock von diesem Platz entfernt.
Pfadfinder
Im Sommer 1909 lasen Schüler des "Alten Realgymnasiums" in München Das Pfadfinderbuch von Alexander Lion. In der Folge baten sie ihren Lehrer Studienrat Franz Paul Wimmer mit ihnen nach dem Buch zu arbeiten und eine Pfadfindergruppe im Sinne des Verein Jugendsport in Wald und Feld zu gründen. Der Lehrer war als erster Feldmeister tätig.
Am 25.9.1909 entstand daraus der 1.Münchner Pfadfinderzug (1.MPZ), eine der ersten deutschen Pfadfindergruppen. Der 1.Münchner Pfadfinderzug wurde von Franz Paul Wimmer geführt. Er schloss sich dem Verein Jugendsport in Wald und Feld an.
Er blieb der Pfadfinderei sein Leben lang verbunden und so war er bei den jährliche Traditionstreffen des 1.Münchner Pfadfinderzug immer dabei. Paul Wimmer übergab dem Traditionsstamm Steinadler München eine Signaltrompete und ein Banner. Der Traditionsstamm vertrat bei Wimmers Beerdigung die Pfadfinderjugend.
Er verstarb 1966 und wurde seinem letzten Willen entsprechend auf dem Friedhof der Gemeinde Gottsdorf beigesetzt.
Veröffentlichungen
- „Praxis der Makro- und Mikroprojektion für Lehrzwecke“(1911)
Erinnerungsfeiern 100 Jahre Pfadfinder in Bayern und Deutschland 1909-2009
9.Mai 2009 Gedenkfeiern am Grab von Franz Paul Wimmer in Gottsdorf bei Passau und am Grab von Alexander Lion in Fischach bei Augsburg. Eine Gedenkplatte am Grab des Studienrats wurde angebracht. Sie erinnert an seine Bedeutung für die deutsche Pfadfinderbewegung. Gastgeber war der DPSG Stamm Untergrießbach. Vertreten waren DPSG, BdP, PSG,VDAPG und Vertreter von Politik, Gesellschaft und Presse aus der Region.
25.September 2009 Austellung im Landesamt für Finanzen, dem früheren Alten Realgymnasiums und Spielefest im "Oskar von Miller Gymnasium". Gedenktafeln in Erinnerung an Franz Paul Wimmer und den 1.Münchner Pfadfinderzug sollen angebracht werden.
Die Erinnerungsfeiern werden von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Ringverbände in Bayern und des VDAPG organisiert.
Literatur
Scouting 1/09: 100 Jahre Pfadfinder in Deutschland, S.40-42
Scouting 1/09: "Pfadfinden 100" Interview mit Hanns Ortlieb, S.43-46
Scouting 2/09: "Pfadfinden 100 in Deutschland-Geburtstagsfest in Gottsdorf", S.38-39
Weblinks
- Forum für Pfadfinder-Geschichte 1/08 mit ausführlichen Beiträgen über 100 Jahre Pfadfinder in Deutschland
- Spurensuche "Pfadfinden" von Helmut Raum
- Mark Holzhauser: Enkel des Kaisermalers gründete deutsche Pfadfinderschaft
- Fotos und Bericht der Feier in Gottsdorf auf der Webseite der Pfarrgemeinde Untergrießbach