Burg Streitwiesen

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Wappen der Jugendburg Streitwiesen
Burg Streitwiesen
Burg Streitwiesen

Die Burg Streitwiesen liegt im niederösterreichischen Waldviertel. Streitwiesen war die Stammburg des Österreichischen Ministerialengeschlechtes der Streitwieser und wird 1144 erstmalig urkundlich genannt. 1972, nach einer langen, abwechslungsreichen Geschichte wird die Burgruine vom BUND ZUR ERRICHTUNG UND ERHALTUNG EINER ÖSTERREICHISCHEN JUGENDBURG erworben und zur Jugendburg Streitwiesen ausgebaut.

Jugendburg Streitwiesen

Die Jugendburg Streitwiesen ist eine überbündische Begegnungsstätte, mit Lagerwiesen und Zeltplätzen. Sie ist ein Ort der Begegnung, des Kennenlernens und des respektvollen Austauschs unterschiedlicher Menschen und Gruppen der Jugenbewegung. Wir begegnen uns auf der Burg mit Offenheit, Vertrauen und Respekt. Streitwiesen ist jedoch keine Jugendherberge und bietet auch keine Verpflegung oder Übernachtung in Betten an. Jugendgruppen stehen auf der Burg folgende Räumlichkeiten zur Verfügung: Rittersaal, Kapelle, Gruppenküche und Sanitärturm. Für echte Notfälle gibt es ein kleines Matratzenlager. Verpflegung, Brennholz, etc. muss selbst organisiert werden. Jugendgruppen kommen auf die Burg, um an der Errichtung und Erhaltung IHRER Jugendburg mitzuhelfen und die Romantik der Burg zu (er)leben. Informationen zur Anmeldung findet man auf der Internetseite[1].

Streitwieser Manifest

Burg Streitwiesen
Kapelle
Rittersaal
Palas
Bauhütte
Bauhütte

Streitwieser Manifest anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Jugendburg Streitwiesen

Die 1967 als Idee gesetzten und ab 1972 verwirklichten Ziele einer Jugendburg, wollen wir verantwortungsvoll in die Zukunft tragen. Wir fühlen uns der Vision der Gründer verpflichtet.

-) Eine Burg für die Jugend von heute und morgen – besonders aber für alle konfessionell, ideologisch und parteipolitisch unabhängigen Vereinigungen und Bünde. -) Eine Burg als Ort der Begegnung, die allen jugendbewegten Menschen, Gruppen und Bünden der großen Gemeinschaft Gleichgesinnter in aller Welt Heimstatt und kulturelles Zentrum sein will. -) Eine Burg, die jungen Menschen Freiraum bietet, um den Tabus und Konventionen unserer modernen Konsumgesellschaft zu entgehen, und so die freie, schöpferische Entfaltung des jugendbewegten Menschen und seiner selbstgewählten Gemeinschaft – aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit – gewährleistet.

Für uns geht es heute wie damals darum, der zunehmenden Konsumorientierung in unserer Gesellschaft konsequent entgegenzutreten. Wir wollen unsere jugendbewegten Inhalte klar abgrenzen und darstellen. Wir wollen Forderungen an den Menschen stellen, um den ansprechbaren Einzelnen und Gruppen eine Orientierungshilfe zu bieten.

Maßstäbe für diese Forderungen sind

-) die offene Begegnung zwischen Menschen, die sich ihrer Verschiedenheit bewusst sind und einen respektvollen, ehrlichen und toleranten Umgang miteinander pflegen, unabhängig von Ideologien, Glaubensrichtungen und gesellschaftlichen Zwängen. Das schließt eine klare Abgrenzung zu extremistischem, ausbeuterischem und menschenverachtendem Gedankengut und entsprechendem Handeln ein.

-) eine naturverbundene und verantwortungsbewusste Lebensweise abseits von Unterhaltungselektronik und Fremdbestimmtheit. Die Jugendburg Streitwiesen soll ein Raum des freiwilligen Verzichts sein, in dem jeder aufgefordert ist, bewusst seine Komfortzone zu verlassen.

Zu diesen Prinzipien, die den Menschen in seiner Wahrhaftigkeit in den Mittelpunkt stellen, wollen wir uns heute, 50 Jahre nach der Gründung der Jugendburg Streitwiesen, erneut bekennen.

Streitwiesen, Sommer 2022, Die Burggemeinschaft Streitwiesen

Bauhütte

Die jährliche Bauhütte in den Sommermonaten ist ein Höhepunkt im Streitwieser Kalender. Neben dem weiteren Ausbau der Burg geht es dabei vor allem um den einzelnen Menschen und seinem Wachsen durch das gemeinsame Erleben. Nach dem Vorbild der mittelalterlichen Dombauhütten, steht hier das gemeinschaftliche Arbeiten, Schaffen und Werken, das Leben unter einem Dach und das Teilen des Brotes im Vordergrund. Dies formt nicht nur die Burg, sondern auch den Menschen an sich. Termine zur jährlichen Bauhütte findet man auf der Internetseite[2].

Die Geschichte der Burg

Streitwiesen ist die Stammburg Österreichischen Ministerialengeschlechtes der Streitwieser und wird 1144 erstmalig urkundlich genannt. Ein Angehöriger aus dem Geschlechte der Herren von Stiefern kommt in den Besitz der Veste und nennt sich von da an nach diesem Besitz Ozo von Streitwiesen. Die Streitwieser erwerben bedeutenden Besitz und bestehen in der männlichen Erbfolge bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts. Der letzte, Pernhart von Streytwiesen, ist urkundlich 1396 genannt, seine Tochter Johanna, verehelichte Pottendorf und spätere Ebersdorf, stirbt vermutlich vor 1442. Die Bedeutung des Geschlechtes geht nicht nur aus zahlreichen Urkunden, wo sie bei Gerichtssprüchen, Stiftungsbriefen und als Zeugen auftreten, hervor, auch ihre enge Beziehung zu den Babenbergern ist überliefert.

Unter Friedrich II. den Streitbaren (1230-1246) werden die Streitwieser als eine der vornehmsten Geschlechter genannt, die auch mit dem Passauer Bistum engen Kontakt hatten und im kirchlichen Beirat gewisse Schutzfunktionen und Vogteirechte für Passau ausübten. Bei einem Turnier in Wien-Penzing (1227) wird Konrad von Streitwiesen vom berühmten Minnesänger Ulrich von Lichtenstein in den Sand geworfen, was dieser in seinem "Frauendienst" auch erwähnt. In seinen "Annales Austriae Viennae" berichtet Sigismund Calles auch von zwei Brüdern aus dem Geschlecht der Streitwieser, die - als sich Friedrich II. 1232 von Gebhart Bischof von Passau das Schwert bei den Schotten zu Wien umhängen lässt - an dieser prunkvollen Zeremonie teilnehmen. Beim Tode der letzten Babenbergerin, Königin Margarethe von Österreich im Jahre 1266, steht der zu ihrem Hofstaat gehörige Marquard von Streitwiesen an ihrem Sterbebett in der Burg Krumau am Kamp. Ob die Streitwieser auch zu den Gegnern der neuen habsburgischen Landherren gehörten und am Adelsaufstand 1296 beteiligt waren, der die Zerstörung der Burg zu Folge hätte, ist nicht bewiesen.

Nach dem Jahre 1396, als mit Pernhart das Geschlecht der Streitwieser erlosch, wechselte die Burg mehrfach seine Besitzer, bis diese unter die Verwaltung der Republik Österreich gestellt wurde. 1972 wird die Burgruine schließlich vom BUND ZUR ERRICHTUNG UND ERHALTUNG EINER ÖSTERREICHISCHEN JUGENDBURG erworben und zur Jugendburg Streitwiesen erklärt Weiter detaillierte Informationen zur Geschichte der Burg Streitwiesen findet man im Burgheft „Jugendburg Streitwiesen“ erschienen 2011 im Eigenverlag.

1972 bis heute

Seit dem Erwerb durch den BUND ZUR ERRICHTUNG UND ERHALTUNG EINER ÖSTERREICHISCHEN JUGENDBURG wurde die Burg restauriert und nach über 150 Jahren des Verfalls wieder einer sinnvollen Nutzung geöffnet. 1968 gründeten elf ehemalige Gruppenführer des Österreichischen Pfadfinderbunds, den BUND ZUR ERRICHTUNG UND ERHALTUNG EINER ÖSTERREICHISCHEN JUGENDBURG. 1972 erwarben sie die Burgruine Streitwiesen mit der Absicht, sie zur Jugendburg auszubauen. Geprägt vom eigenen Erleben in der Pfadfinderzeit und dem Vorbild Neroterburg Waldeck im Hunsrück wollten sie eine Jugendburg gestalten, die allen jugendbewegten Menschen, Gruppen und Bünden ihrer Heimat und darüber hinaus der großen Gemeinschaft Gleichgesinnter in aller Welt Heimstatt und kulturelles Zentrum sein will. Zum ersten Vorsitzenden wurde Karel Turetschek gewählt. Unter seiner Führung wurden im südwestlichen Teil der Burg das Langhaus, die Kapelle, der Südwestturm und später auch der Palas wiedererrichtet und bewohnbar gemacht. In den folgenden 25 Jahren wurde Streitwiesen zum internationalen Treffpunkt der Jugendbünde. Zahlreiche Lager und Treffen wurden abgehalten. Streitwiesen wurde in der bündischen Jugend weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt.

1997 wurde Franz Zimmermann zum neuen Vorsitzenden, des Bundes zur Errichtung und Erhaltung einer österreichischen Jugendburg, gewählt. Unter seiner Führung wurde der Bergfried mit einem unglaublichen Finanzaufwand saniert. Franz Zimmermann führte den Bund basisdemokratisch. Da der Bund lange Zeit nicht darauf geachtet hatte, eigenen Nachwuchs zu forcieren, fehlten ihm in den Reihen der Engagierten fast zwei Generationen. Aus diesem Grund engagierten sich verstärkt ältere Kräfte, welche der Jugendbewegung längst entwachsen, ja ihr oft völlig entfremdet waren.

2005 wurde Stefan Illek zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er schaffte es, die junge Generation zu einen und gleichzeitig das Vertrauen vieler Älterer, wie auch das von Franz Zimmermann zu gewinnen. Dadurch gelang ein völliger Generationswechsel. Die neue Führungsriege ist durch den Wandervogel geprägt und hat vor allem durch die wieder erstarkte Bauhütte zusammengefunden. Wie in den Anfangsjahren hat sich seit 1998 wieder eine Bauhütte als permanente Einrichtung zusammengefunden. In ständigen Arbeitseinsätzen – wie die Sanierung des Südostturms 2007 – wird so wieder die Bauhütte als tragende Gemeinschaft der Jugendburg gelebt. Die Burg hat sich seither wieder ein klares jugendbewegtes Profil gegeben. 2022, zur 50 Jahrfeier der Jugendburg Streitwiesen, wurde das Streitwieser Manifest erarbeitet. Damit wurde eine klare Positionierung geschaffen, womit man sich auch eindeutig von der laufenden Verwässerung der Jugendbewegung abgrenzt.

Weblink zur Burg

Weitere Weblinks